Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
zusammenhalten?“, fügte sie wütend hinzu.
„Moment, Lisa!“, ergriff Alex schließlich doch noch brüsk das Wort. „Eins wollen wir ja mal klarstellen: Wann immer ich in den letzten Tagen was gegen Bernd gesagt habe habt ihr beide die Klappe nicht aufgekriegt. Wenn du jetzt sagst, wir müssten Bernd als Chef absägen, ist das sicher gut und richtig. Aber ich werde diesmal nur was sagen, wenn ihr beide bereit seid, euch vorher klar zu positionieren! Seid ihr das oder nicht?“
Lisa nickte sofort entschlossen und erklärte sogar, sie würde gerne als Erstes ihre Meinung sagen.
Alles in Verena schrie danach, zuzustimmen. Doch schon ein einfaches Kopfnicken wollte ihr nicht gelingen. Ich kann das nicht. Ich kann das nicht! Das geht nicht! Die wissen nicht, wie das für mich ist! Bernd wird irgendwas sagen, was mich wie eine Idiotin dastehen lässt. Ich bin erbärmlich feige. Lieber will ich mir wie Mira einen Strick flechten.
„Hab ich mir doch gedacht“, erklärte Alex säuerlich, nachdem Verena zu lange geschwiegen hatte. „Ich hätte mich wieder voll in die Nesseln gesetzt, weil du dich gedrückt hättest!“
Das darf er nicht von mir denken. Ich will ja etwas machen aber …. Verena kamen wieder die Tränen. „Bitte!“, brachte sie nur hervor, konnte aber kaum weiter reden.
„Bitte“, setzte sie erneut an, „seid mir nicht böse! Ich will ja! Und ich könnte jetzt sagen, ´klar bin ich dabei!´, aber ich weiß nicht, ob ich so was zu Bernd sagen kann.“ Schluchzend ergänzte sie: „Ich weiß das ist erbärmlich.“
Alex und Lisa halfen ihr in der nächsten Stunde ständig beim Klettern, sonst wäre sie zusammengebrochen. Ich bin schrecklich feige. Ich bin so jämmerlich. Ich bin wertlos. Ich kann nicht einmal für meine Freunde einstehen, obwohl ich weiß, dass wir alle in Gefahr sind.
„Warum?“, unterbrach Lisa endlich das andauernde Schweigen. „Ich will wenigstens wissen, warum du nichts zu Bernd sagen kannst. Du bist doch die Einzige, die er in Ruhe lässt.“
Verena schluckte und dann sprudelte alles aus ihr heraus: „Wir waren bis letztes Jahr zusammen. Bernd hat mich immer runtergeputzt und ich habe ihn trotzdem geliebt. Er hatte eine Andere und irgendwann hat er mich für sie fallen lassen, obwohl er mit der jetzt auch nicht mehr zusammen ist. Ich konnte mich nie gegen ihn wehren. Meistens hat er irgendwie recht gehabt mit dem, was er zu mir gesagt hat und das hat alles noch schlimmer gemacht. Ich hasse ihn! Und ich habe Angst vor ihm! Jetzt sehe ich, wie er Mira zerstört und die ist viel stärker als ich.“
Verena war zitternd stehengeblieben, lehnte sich an einen schräg nach oben verlaufenden Stamm und ließ sich daran herabsinken. Das bemerkte auch Bernd. „Wir machen jetzt Rast und essen“, rief er von vorne. „Dann geht es weiter.“
Lisa, die noch einmal zum Sprechen angesetzt hatte, verstummte.
„Sobald du dich bereit fühlst, sag Bescheid. Dann können wir das bei der nächsten Rast mit Bernd klären. Dann ist es keine große Sache mehr“, flüsterte ihr Alex noch ins Ohr, bevor Bernd nah genug herankommen konnte, um etwas mitzubekommen.
Er hat ´sobald´ gesagt, nicht ´wenn´ oder ´falls´. Alex glaubt, dass ich das schaffen kann. Glaube ich das auch?
Expedition ins Ungewisse
„Lena, du musst noch die Gamaschen anlegen, sonst bekommst du Schnee in die Schuhe, wenn wir loslaufen?“, ermahnte Alf seine Freundin. Er biss sich auf die Lippe, um sich zum Schweigen zu bringen.
Ich hoffe, sie nimmt mir nicht krumm, dass ich das jetzt gesagt habe. Eigentlich weiß sie das. Ich weiß, dass sie es hasst, wie ein kleines Kind behandelt zu werden. Ich mache mir zu viele Sorgen um sie. Hoffentlich ist sie jetzt nicht wieder eingeschnappt.
Lena war viel zu beschäftigt, ihre Ausrüstung anzulegen, und bemerkte augenscheinlich dieses Mal nicht, dass Alf ihr wieder einmal nichts zuzutrauen schien.
Am vergangenen Tag hatten sie endlich die Ausrüstung komplettiert, optimiert und getestet. Schon gestern hatte Alf sich nicht beherrschen können und Lena mehrfach unnötige Tipps gegeben. Alf hatte sich nichts Böses dabei gedacht. Während der gemeinsamen Übungen hatte Lena eisern getan als wäre nichts. Mit Beginn der ersten Dunkelheit hatten sie sich in ihre Betten zurückzogen, und Lena hatte sich beleidigt von ihm abgewandt. „Wenn du dich für so viel besser hältst, kannst du ja auch mit dir selbst kuscheln“, hatte sie ihn angegiftet.
Einen
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