Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
Passagier Helmut an die Spitze gesetzt. Emily konnte so kurz nach dem Aufbruch noch im Spitzenfeld mithalten, da sie ja nichts zu tragen hatte. Alfred hatte den Ehrgeiz, ganz vorne mit dabei zu sein. Süß. Ich hätte nie gedacht, dass es mir gefallen würde, wenn ein Junge mir versucht, zu beweisen, wie stark er ist. Aber für Alf ist dieses Verhalten so ungewöhnlich, dass es schmeichelhaft ist. Bestimmt weiß er selbst nicht, warum er sich so beeilt. Aber ich habe es verstanden, und Katja hat es garantiert sowieso begriffen. Apropos Katja, … so eine gute Gelegenheit bekomme ich lange nicht mehr, ungestört mit ihr zu reden.
Lena ließ sich zu Katja zurückfallen, die, wie sie es vorher abgesprochen hatten, in der ersten Etappe das Schlusslicht bilden sollte. Lena wollte nicht mit der Tür ins Haus fallen und begann das Gespräch unverfänglich: „Wir kommen ganz gut voran, denke ich. Was meinst du?“
Katja lächelte. „Ich meine, dass wir das gegenwärtig kaum mit Gewissheit sagen können. Da dir das auch klar sein muss, vermute ich, dass du mit mir etwas Privates besprechen möchtest. Ich habe beobachtet, dass du in den letzten zehn Minuten auf Alfs Rücken gestarrt hast. Da er dick gekleidet ist, ging es dir wohl mitnichten darum, seinen schönen Körper zu bewundern. Du hast über Beziehungen nachgedacht. Darüber möchtest du mit mir reden. Stimmt´s oder hab ich recht?“
„Du hast recht“, erwiderte Lena lachend. „Du bist einfach zu schlau für mich!“
„Schön, dass es offensichtlich um etwas geht, das dir nicht den Spaß verdirbt“, erwiderte Katja, die ebenfalls hatte mitlachen müssen. „Demnach glaubst du also nicht, dass ich dir Alf doch noch wegschnappen will. Hmmh, sag nichts! Du bist nicht errötet, ergo willst du mich nicht fragen, ob ihr beim Sex zu laut seid oder ob ich noch mehr Kondome für euch versteckt habe. Zu laut seid ihr übrigens nicht. Wenn ihr gaaaaanz hinten im Flugzeug seid, kann man euch im Cockpit kaum noch hören.“
Diese Neckerei brachte Lena doch noch zum Erröten. Obwohl ich eigentlich sicher bin, dass wir in Wirklichkeit nicht zu hören gewesen sind. Aber die Vorstellung, dass die Anderen mitkriegen könnten wie wir … und wie Alf … und wie ich dann ….
Manchmal schien Katja regelrecht Gedanken lesen zu können. Daher gab es bestimmte Dinge, die Lena zu intim waren, um sie in Katjas Gegenwart auch nur zu denken. Sie hielt es für angebrachter, schnell die Initiative in diesem Gespräch zu übernehmen, bevor Katjas unfehlbarer Gedankensonar noch etwas davon orten konnte: „Nein, ich bin hier bei dir, um selbst ein bisschen Beziehungsdetektiv zu spielen. Mir ist aufgefallen, dass dich seit dem Crash etwas Privates beschäftigt. Vielleicht irre ich mich, aber du verbringst viel Zeit mit dem Kapitän und du lässt ihm viel mehr durchgehen als allen Anderen. Wenn der Mann nicht gerade doppelt so alt wäre wie du, hätte ich viel früher Lunte gerochen ….“
Eigentlich hatte sie fragen wollen „Läuft da was zwischen euch?“, aber Katjas Reaktion auf das was sie bisher gesagt hatte, genügte ihr vollauf, um sicher zu sein, dass ihre Vermutung nicht unbegründet war.
Katjas entspannte Sorglosigkeit wurde sofort durch eine Alarmhaltung abgelöst und beinahe blieb sie vor Schreck stehen. „Sieht man mir das so deutlich an? Das ist mir furchtbar peinlich! Du darfst das niemandem verraten, nicht einmal Alfred!“
Mit so einer heftigen Reaktion hätte ich nicht gerechnet. Sie ist ja richtig durch den Wind.
„Ähm, keine Angst. Ich glaub´ nicht, dass außer mir jemand was bemerkt hat. Natürlich sag ich nichts, wenn du das nicht willst.“
Sie stapften eine Weile schweigend nebeneinander her. „Ich dachte, du wolltest dich vielleicht mit jemandem darüber aussprechen. Und selbstverständlich bin ich neugierig“, erklärte Lena in entschuldigendem Tonfall.
„Ja, eventuell hilft es mir, darüber zu reden, und ich glaube, außer dir könnte ich das niemandem anvertrauen …. Also … nein, da läuft nichts zwischen uns. Nur, ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht. Als Sven nach dem Crash aus dem Cockpit kam und ich mit ihm die Lage besprochen habe, habe ich mich geradewegs in ihn verguckt! Ich weiß überhaupt nicht wieso. Sonst stehe ich nicht auf ältere Männer. Ich konnte gar nichts dagegen machen! Mir ist vollends klar, dass da nichts draus werden kann. Wenn er erkennt, dass ich ihn nicht nur als Freund mag, kann er mich ja nur für ein dummes
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