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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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Pilcher zu sehen, die erschöpft im Schnee saß. Der Kapitän verband Eriks rechte Hand. Außer dem Schock schien Erik nicht viel passiert zu sein. Was wir wieder für ein Schwein gehabt haben! Da hätte leicht jemand von uns bei draufgehen können. Wo treibt sich eigentlich Rolf rum? Sollte der nicht Sven zur Hand gehen? …
    „Alf, komm schnell! Und bring Seile von Schlitten mit! Herr Pilcher muss warten! Ich glaube Rolf ist da runtergestürzt!“
    Entsetzen hatte Lena gepackt. Alles war bisher so gut gelaufen und nun sollte Rolf verunglückt sein. Erst Eddie, dann Rolf. Wer kommt als Nächstes? Wir müssen wenigstens nachsehen.
    Später fragte sich Lena, warum niemand auf die Idee gekommen war, nach Rolf zu rufen, und machte sich Vorwürfe wegen dieses Versäumnisses. Vermutlich war einfach die unterschwellige Furcht zu groß, keine Antwort zu bekommen.
     
    Dem Rand des Abgrundes war deutlich anzusehen, dass er allzu leicht weiter nachgeben konnte. Lena ließ sich von Alf anseilen und rief Katja und Sven herbei. Erst als alle Vier ihr Sicherungsseil fest gepackt hielten, wagte sie sich langsam auf dem Bauch kriechend Zentimeter für Zentimeter vorwärts. Bald hörte auch sie das bedrohliche Rauschen und sah den Fluss, der sich durch einen weiten Tunnel aus Schnee und Eis ergoss, fünf Meter unter sich. Von Rolf war keine Spur. Trotz der Leinen fühlte sich Lena hier alles andere als sicher. Ich muss zurück auf festen Boden. Rolf ist fort. Oh, Gott. Sobald ich anfange, rückwärts zu kriechen, wissen die anderen das auch. Ein großer Schneeklumpen rechts von Lena stürzte in die Tiefe und verschwand mit einem lauten Platschen im eisigen Wasser.
    Da erklang plötzlich eine Stimme aus ihrer unmittelbaren Nähe: „Ey. Lena. Biste das da oben? Kann deinen Schatten durch ´s Eis seh´n. Sieht ja ganz geil aus. Kann mich nich´ beschwer´n. Wollt´ schon immer ma´, dass du auf mir liegst. Wär´ mir aber trotzdem lieber, wenn du mir rauf helf´n könnt´st.“
    Ich bin auf einem Überhang direkt über Rolf. Deswegen kann ich ihn nicht sehen. Er klingt quicklebendig und rotzfrech. Gott sei Dank. Der Typ macht mich fertig. Wahrscheinlich hat er nur deswegen nicht um Hilfe gerufen, weil ihm keiner eine Anweisung dazu gegeben hat.
    Lena warf Rolf wortlos ein Seil hinab, und bald gelang es ihnen mit vereinten Kräften, den wuchtigen Kerl hoch auf sicheren Boden zu zerren. Das war nicht leicht, da Rolf das Konzept, er solle sein Gewicht möglichst gut verteilen, auf die Schnelle nicht begriff und darum immer wieder einbrach. Rolf selbst schien der Einzige zu sein, den das nicht im Mindesten störte. Der Kerl kann sich überhaupt nicht vorstellen, in den Tod zu stürzen oder sich schwer zu verletzen. Deswegen macht er sich keine Sorgen. Mit Mut hat das wenig zu tun.
    Trotz des Schocks wollten sie nicht länger in der Nähe der Gefahrenstelle bleiben. Daher eilten sie sich, weiterzukommen, wobei sie den Untergrund argwöhnisch im Auge behielten. Lena vermutete dass der Schmelzwasserstrom, der mit etwas emotionalem Abstand betrachtet eher ein Flüsschen war, weiterhin durch das Tal unter ihnen lief. Doch sie sah wahrlich keine Alternative, zumindest wenn sie die Schlitten nicht zurücklassen wollten, um bergauf zu steigen. Noch etwas anderes trieb sie an. Immerzu sah sie den Adler, oder was auch immer das für ein Raubvogel war, aufsteigen. Er verschwindet dauernd wieder hinter dem Horizont. Und dieser Horizont liegt verdächtig nah. Da vorne geht es noch einmal ein Stückchen bergauf aber dann muss ein Tal kommen. Ein Tal, in dem ein Raubvogel Beute finden kann.
    Lena war klar, dass diese Hoffnung trügerisch sein konnte. Ein großer Raubvogel kann genauso gut seinen Horst hier oben haben und das nächste fruchtbare Land ist für uns unerreichbar fern. Aber meistens gibt es in Tälern Leben und meistens ist es für Raubvögel vorteilhaft, sich nicht zu weit von ihrer Beute zu entfernen.
    Der Weg durch dieses unglückselige Tiefschneegebiet wollte indes nicht enden und verlangte Lena und ihren Gefährten alles ab. Kampieren kam immer weniger infrage. Der Schnee wurde zwar allmählich unnachgiebiger, sodass sie kaum noch einsanken. Dafür schien der Eispanzer unter ihren Füßen dünner zu werden und fortwährend knackte es bedrohlich. Sie hatten ihre Gruppe weit auseinandergezogen, um den Untergrund nirgends zu stark zu belasten. Doch inzwischen fragte sich Lena, ob sie nicht bald gezwungen wären, ihre Schlitten

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