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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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sich näher zusammenzusetzen. Das kann nicht schaden. Vielleicht wärmen sie sich gegenseitig. Dann wäre der erste Schritt gemacht. Oh nein, Katja! Was machst du da? Setz dich gefälligst hin! So ein schüchternes Reh kannst du doch nicht sein!
    „Komm, Katja. Setz dich doch auch hin. Wenn du vor mir auf und ab stapfst, kann ich mich nicht richtig konzentrieren!“
    Katja nahm in der Mitte Platz und legte sowohl Lena als auch Sven die Arme um die Schultern. Na bitte. Manche muss man zu ihrem Glück zwingen. Ja. Jetzt hast du den Bogen raus, dachte Lena.
    „Wie stehen wir da?“, eröffnete Katja die Beratung.
    „Ich denke, außer ein bisschen Müdigkeit haben wir keine echten Probleme, bislang“, tat Lena als Erste ihre Ansicht kund. „Wir kommen langsam voran, obwohl der Untergrund bisher recht gut begehbar war, aber das war zu erwarten.“ Sie unterbrach sich kurz, räusperte sich und fuhr dann fort: „Es ist auch viel wärmer, als ich befürchtet hätte. Erik hat ein Alkoholthermometer gefunden. Hier, schaut einmal. Es ist nur knapp unter null Grad.“
    In der Tat hatten sie alle während des Marsches die obersten Kleidungsschichten ablegen müssen. Das Flugzeug war zum Schluss ausgekühlt gewesen und lag in einer Senke, in der sich die kalte Luft sammelte. Hier in der Sonne war es relativ warm, solange man sich bewegte. Bei einer Rast kam es darauf an, die äußeren Kleidungsschichten lange genug auszulüften, dass der Schweiß entweichen konnte, aber nicht so lange, dass man allzu sehr auskühlte.
    „Ich vermute, dass der Tiefschnee aufhört, wenn wir aus diesem Tal rauskommen“, übernahm Sven das Wort. „Bis wir da durch sind, müssen wir die Last gleichmäßig auf den Schlitten verteilen, und beide Pilchers müssen laufen. Anders geht es nicht. So schwer beladen bleiben die Schlitten uns sonst alle paar Schritte stecken. Zwischen diesen Gipfeln müssen wir zügig durch. Ich fürchte, hier herrscht Lawinengefahr.“
    „Sven, das geht nicht! Die Pilchers kommen im Tiefschnee nicht alleine voran!“, wandte Katja ungewöhnlich emotional ein. „Da werden wir endlos brauchen und müssen immerzu Pausen einlegen!“
    Lena hatte eine Idee. „Vielleicht können Alf und Erik den Pilchers beim Laufen unter die Arme greifen. Notfalls können sie sie über den Schnee hinter sich her schleifen. Du und ich, wir ziehen weiter unseren eigenen Lastschlitten. Vielleicht können wir uns mit Alf und Erik abwechseln. Sven und Rolf müssten ihren eigenen Schlitten ziehen und nach einer Weile wieder zurücklaufen und die Schlitten von Alf und Erik holen. Ich nehme an, damit müssten wir ein einigermaßen gleichmäßiges Tempo zustande bringen, auch wenn es für alle harte Arbeit wird. Wenn wir nicht zu viele Pausen machen, sollten wir vor der Dämmerung da durch sein, oder?“, fragte Lena und deutete mit ausgestrecktem Arm auf das Tal mit dem Tiefschnee.
    Katja besah sich skeptisch den Weg, so weit, wie er sich jetzt darbot. „Der Plan könnte an sich funktionieren. Aber mit deiner zeitlichen Vorstellung bin ich nicht einverstanden, Lena. Wir haben heute Morgen kaum etwas geschafft. Ich stelle mir jetzt einen richtigen Gewaltmarsch vor! Wenn die Zeit kommt, schlafen zu gehen, müssen wir aus dem Tiefschnee raus sein und einen sicheren Lagerplatz haben. Wenn es heute gewissermaßen zum zweiten Mal Morgen wird, wenn wir also am hiesigen Nachmittag wieder aufstehen, dann können wir es ruhiger angehen lassen. Wird der Schnee wieder flacher und fester, kommen wir dessen ungeachtet viel besser voran als hier im Tiefschnee und alle werden hundskaputt aber stolz auf sich, auf uns, sein.“
    „Katja, das können wir nicht machen!“, widersprach Sven, kaum dass sie ausgeredet hatte und heftiger als es seine Art war. „Alle machen sich Sorgen, dass wir wochenlang durch die Einöde ziehen müssen. Wenn wir sie heute schon so überanstrengen, schaffen sie das nicht! Denk an den Druck, dem die Pilchers ausgesetzt sind, hier mitzuhalten! Dafür fehlt ihnen der Durchhaltewille! Es wäre grausam von dir, von ihnen zu verlangen, dass sie so einen Gewaltmarsch versuchen. Wir könnten uns einen anderen Weg suchen.“
    Katja war mit ihrer Erwiderung noch schneller bei der Hand als Sven. Ihre Stimme klang gereizt und ihre Arme ruhten nicht länger auf den Schultern ihrer Gefährten. Sie hielt die Hände in ihrem Schoß. Ihre zitternden Hände. Und das kam, nach Lenas Einschätzung, weniger von dem kalten Windhauch, der gerade an ihnen

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