Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
Vom Netzwerk:
Tafelberg, der ganz ähnlich sein musste wie der, auf dem sie standen. Hinter diesem Berg gab es noch etwas mehr Wälder. Dann folgte ein Meer oder ein See, der so groß war, dass seine jenseitigen Gestade hinter dem Horizont verborgen blieben. Diese Landschaft war so unfassbar fesselnd, dass Lena im ersten Augenblick gar nicht erkannte, worauf Alf sie gerade mit einem Fingerzeig hinweisen wollte. Doch dann sah sie es. Auf dem See unter ihnen schwammen Boote. An den Hängen des Tafelberges, auf der anderen Seite des Sees, stieg vereinzelt Rauch auf und einige der Linien dort waren für natürlichen Bewuchs zu gerade. Dort mussten Häuser stehen. Sie hatten nicht nur unverhofft eine Welt voller Leben entdeckt, sondern auch eine Zivilisation.
     
    *
    Dem überwältigenden Ausblick zum Trotz waren sie zu erledigt, um noch länger an der Klippe zu stehen und hinab zu spähen. Außerdem gab es hier an der Kante, wo ein stetiger, warmer Luftstrom vom Dschungel heraufwehte, flüssiges Wasser und das wiederum war die Brutstätte von Myriaden winzigster Fliegen. Wenn sie sich auf der Haut niederließen, juckte das, atmete man zu heftig ein, hatte man den Mund voll damit. Katja verkniff sich diesmal, irgendeine Order zu geben. Wie sie erwartet hatte, dauerte es nicht lange, bis es ihre Gefährten aus eignem Antrieb in das gemeinsame Zelt zog. Der Innenraum war zu klein für so viele Menschen, die alle versuchten, ihre nasse, verschwitzte Kleidung abzulegen, sich einen gemütlichen Sitzplatz zu suchen und endlich zu entspannen. Die Pilchers waren sogleich in ihren Schlittenkojen verschwunden. Alle anderen waren, Katjas Einschätzung nach, nicht in der Lage, so schnell abzuschalten. Ich sage besser im Moment noch nichts wegen der Ausrüstung und Ordnung, dachte sie. Das Zelt steht auf Felsen und nicht auf Schnee. Daher ist es wohl nicht so schlimm, wenn einiges auf dem Boden verstreut ist. Ich glaube, Lena steht gerade nicht für Beratungen zur Verfügung. Also muss ich diesmal alleine mit mir zurate gehen, was es zu entscheiden gibt. Eigentlich weiß ich schon, worauf es nun ankommt.
    „Hört mir bitte noch einmal kurz zu! In etwa sechs Stunden wird es dunkel und wir haben noch nicht geschlafen. Es ist zu spät, heute weiter zu marschieren, wie ich es geplant hatte. Manche von euch werden bald nächtigen wollen, andere finden vermutlich noch keine Ruhe. Also bitte macht nicht allzu viel Lärm, wenn ihr noch nicht zu schlafen vermögt. Ich werde euch in der Nacht irgendwann alle wieder wecken, damit wir Gelegenheit kriegen, unseren heutigen Erfolg gemeinsam zu feiern. Nun will ich euch möglichst bald in Ruhe lassen. Nur noch zweierlei: Erik kontrolliert, bevor er schlafengeht, die herumliegende Ausrüstung. Alle, die ein Fünkchen verbliebener Energie haben, helfen ihm bitte, einen sicheren Weg zum Zelteingang freizuräumen. Lena ist noch zu K.O. Deshalb vertritt mich Erik, während ich gleich noch einmal mit Rolf fortgehe. Ich werde das restliche Licht ausnutzen, um zu erkunden, ob es in der Nähe eine Möglichkeit zum Abstieg gibt.“
     
    Katja hatte es nicht übers Herz gebracht, jemand anderen zu schicken. Dennoch beglückwünschte sie sich bald im Stillen zu ihrer Entscheidung, den unverwüstlichen Rolf auf Erkundungstour mitzunehmen. Bald musste sie sich von ihm beim Laufen helfen lassen, da ihre Trittsicherheit nichtmehr gewährleistet war. Es wäre, rational betrachtet, das Klügste erst mal bis morgen auszuruhen. Vielleicht sollten wir einen ganzen Tag kampieren und aufbrechen, wenn unsere Kundschafter einen Weg hinab gefunden haben. Aber ich kann jetzt nicht abwarten. Das ertrage ich nicht. Wenn ich heute nicht wenigstens noch versuche, einen Pfad zu finden, macht mich das vollkommen verrückt.
    Der Weg an der Kante entlang war alles andere als leicht zu gehen. Er führte über bemooste, schlüpfrige Steine und Schneefelder. Bald würden sie umkehren müssen, und bisher hatte Katja noch nichts gesehen, das den Hauch einer Chance versprochen hätte, von diesem Tafelberg herunterzukommen. „Rolf, meinst du, du könntest mir noch über diese Kuppe dort helfen? Ich verspreche dir, danach gehen wir um.“
    Die Frage war in diesem Fall mehr als Höflichkeit. Katja bemerkte, dass selbst Rolf Anzeichen von Übermüdung zeigte, wenngleich ihm körperliche Erschöpfung auch jetzt noch fremd zu sein schien. „Hmmh. Jo.“
     
    *
    Katja ließ sie länger ausschlafen, als Lena, die nicht mitbekommen hatte, wie lange Katja noch

Weitere Kostenlose Bücher