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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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vorläufig Eriks Gedanken an das gute Zeichen in den Hintergrund treten. Immer wieder sank er trotz Schneeschuhen tief ein und zwischen den beiden Gipfeln war es schattig. Daher erreichten sie Nässe und Kälte nun doch noch. Die Pilchers mussten streckenweise hinterher geschleift werden und selbst der Kapitän stieß anscheinend an seine Grenzen, da er jeden Weg gleich dreimal machen musste. Erik scheuerte die Kleidung und seine Schuhe drückten. Obwohl die jungen Leute in Südamerika weitere Strecken gewandert waren, machten Erik jetzt schmerzende Füße und Knie höflich darauf aufmerksam, dass diese Aktion hier doch gewissermaßen eine Zumutung sei. Verkniffene Gesichter verrieten Erik, dass es seinen Gefährten ebenso gehen musste. Die einzige Ausnahme war, wie immer bei solchen Gelegenheiten, Rolf. Erik wusste nicht, ob Rolf tatsächlich von all dem gänzlich unberührt blieb, weil der die Konstitution eines Traktors hatte oder ob er einfach nur unfähig war, körperliche Beschwerden richtig zu empfinden und auszudrücken. Wahrscheinlich ein wenig von alledem, dachte er. Ich sollte wirklich abspecken. Dann wäre das alles hier viel leichter und meine Füße und Knie wären glücklich und munter. Ich muss Gas geben. Die Anderen sind weit vor mir, und da kommt Rolf wieder zurückgetrabt und holt den zweiten Schlitten. Aber was will man da machen? Emily Pilcher hängt an mir, wie ein nasser Sack. Wenn sie fit ist, ist die Alte ja echt cool drauf. Jetzt sieht sie eher aus als hätte sie nichts als Grütze in den Beinen, ebenso wie in der Birne. Ich hoffe, Katja macht wenigstens bald eine kleine Pause. Ich glaub, ich muss Sonnencreme nachcremen. Obwohl es hier schattig ist, habe ich doch das Gefühl, dass meine Haut im Gesicht gereizt ist. Das macht wohl die Reflexion vom Schnee.
    Einige Meter vor sich hörte Erik plötzlich ein Geräusch, das wie „Umpf“, klang. Er blickte auf und einen Augenblick lang fragte er sich verwirrt, was hier nicht stimmte. Dann wurde es ihm klar: Rolf war nicht mehr da. Erik ließ sofort Frau Pilcher in den Schnee sinken, um nach Rolf zu sehen. Er wusste, wenn er ganz im Schnee versunken war, konnte Rolf in kürzester Zeit ersticken. Erik eilte zu der Stelle, an der er Rolf zuletzt gesehen hatte. Da spürte er, wie er selbst plötzlich den Boden unter den Füßen verlor. Hektisch versuchte er, sich an Schnee und Eis festzuhalten. Dabei schrie er vor Angst laut auf. Er war nicht nur eingesunken, sondern der Boden begann, weiträumig um ihn herum wegzubrechen. Immer, wenn er sich irgendwo festkrallen konnte, begann auch dort der Untergrund abzusacken. Ein gutes Stück unter sich nahm er jetzt das Rauschen eines reißenden Schmelzwasserstromes wahr und geriet erst recht in Panik. In Wildwasser nahe dem Gefrierpunkt unter einer dicken Eisdecke wie ein Lachs zu schwimmen, war definitiv keine seiner Fähigkeiten. Dort hinein zu fallen, würde unweigerlich seinen Tod bedeuten. Wie besessen und ohne Rücksicht auf Verluste krallte er sich in den verharschten Schnee. Er verlor einen Handschuh, merkte, wie er sich die Finger blutig riss, doch endlich fand er Halt. Das Adrenalin hatte für einige Augenblicke die Furcht verdrängt. Jetzt, da es wieder eine Chance zu geben schien, brach die Todesangst erneut über ihn herein. Vorsichtig zog er sich Zentimeter für Zentimeter auf die festere Schneedecke herauf. Als er nackten Felsen unter sich spürte, blieb er zitternd und erschöpft liegen.
     
    *
    Eriks Schrei hatte alle alarmiert und sie liefen, so schnell sie konnten, zurück um zu helfen. Lena sah Erik auf dem Bauch aus einem Loch mitten auf ihrem Weg, den sie Augenblicke zuvor selbst genommen hatte, robben. Erst als sie sich der Einbruchstelle näherten, gab Katja das scharfe Kommando, hier gefälligst vorsichtig zu sein. „Sven, du gehst hoch zu Erik und schaust, wie es ihm geht. Hilf ihm. Wenn du Unterstützung beim Transport benötigst, schnapp dir Rolf. Ich bin leicht und werde das Loch umgehen, um nach Emily Pilcher zu schauen. Lena, du übernimmst hier.“
    „Alles klar!“, bestätigte Lena sofort.
    Mal sehen, was ist hier zu tun?
    „Also dann: Alle gehen erst mal ein Stück den Hang rauf, um sicheren Boden zu erreichen. Dann verschaffen wir uns einen Überblick, ob wir die Schlitten sichern müssen.“
    Lena beeilte sich, ihrem eigenen Kommando zu folgen und beobachtete, wie Alf Herrn Pilcher half, bergan zu taumeln. Katja kroch wie angekündigt um das Loch herum, um nach Frau

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