Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)
verschiedene Farben, und die Ohren rotierten wie Feuerräder. Aber der Mund verzog sich ganz gut. »Wenn keine Ninjas drin vorkommen, bin ich nicht interessiert.«
»Und ich habe Sharon versprochen: keine Filme mehr«, fügte Calvin hinzu.
Benny schnappte mit seinen Zähnen.
»Was denn?«, fragte Calvin. »Hast du ein Problem damit?«
»Überhaupt nicht«, sagte Benny. »Wenn du damit glücklich bist, an der kurzen Leine gehalten zu werden, geht mich das nichts an.«
»Sagt der Versicherungssachverständige.«
»Hey, auch ein Wurm muss essen.«
»Wirklich?«, fragte Swoozie.
»Eigentlich weiß ich das gar nicht so genau«, sagte Benny. »Hab’s nie ausprobiert.«
»Seien wir ehrlich, Jungs«, sagte Calvin. »Wir sind kastriert. Machen wir uns nichts vor.«
Swoozie driftete von der Couch hoch und zum Fenster hinüber. »Müssen wir aber nicht. Wieso gehen wir nicht raus und zeigen dieser Welt, wie unbedeutend sie ist?«
»Und was würde uns das bringen?«, fragte Calvin.
»Wir würden uns besser fühlen.«
»Ungefähr zehn Minuten lang. Dann wird sich alles wieder von selbst erneuern und wir würden daran erinnert werden, dass diese Welt nicht das Einzige ist, das unbedeutend ist.«
Die drei Urwesen sagten eine Weile nichts. Für ein zeitloses Wesen von jenseits der Ewigkeit fühlte sich Calvin plötzlich sehr alt.
Sie machten mit ihrem Abend weiter, versuchten, sich zu amüsieren und ihre Probleme zu vergessen. Aber der Schaden war schon angerichtet. Sie waren alle in Umständen gefangen, die über ihre Kontrolle hinausgingen. Calvin nahm an, dass sich wohl die meisten Menschen genauso fühlen mussten oder fühlen würden, wenn sie nicht auf ihre beschränkte Wahrnehmung zurückgeworfen gewesen wären. Sie waren eine bemerkenswert dämliche Spezies, und darum beneidete er sie. Sie beendeten den Abend recht früh. Benny entschuldigte sich halbherzig damit, dass er früh raus müsse. Swoozie murmelte etwas davon, einen sterbenden Stern essen zu müssen.
Sie verblasste zu einem funkelnden Lichtpunkt. »Dann sehen wir uns in ein paar Wochen?«
»Ich muss mal in meinen Kalender schauen«, antwortete Benny. »Könnte sein, dass ich mich da verpuppe.«
»Und ich muss diese Sache machen.« Calvin versuchte es herunterzuspielen, aber in seiner Stimme lagen Schuldgefühle.
Swoozie materialisierte sich wieder. »Eine Sache? Was für eine Sache?«
»Nur so ... eine Sache.«
Bennys Adern wurden dunkler. »Spuck’s aus, Cal. Was verschweigst du uns?«
»Ich komme vielleicht raus«, sagte Calvin leise.
»Ohne Witz? In echt diesmal?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht. Es gibt da dieses stellare Anordnungs-Dingens, und es könnte sein, dass dadurch meine volle Reintegration möglich wird. Das sagt zumindest Greg.«
»Ich dachte, du hältst ihn für einen Vollidioten«, sagte Benny.
»Ist er auch.« Calvin lächelte dünn. »Aber in solchen Dingen weiß er normalerweise, wovon er redet.«
»Und was meinst du?«, fragte Swoozie. »Glaubst du, er hat recht?«
»Könnte sein. In letzter Zeit fühle ich mich ein bisschen anders.«
»Wie anders?«
»Ich weiß nicht. Einfach anders.«
Calvin sah aus dem Fenster zum aufgehenden Mond. Fenris folgte ihm. Calvin spürte den kochenden Schmerz in seinem Inneren. Er konnte ihn mit den unzureichenden menschlichen Worten, gebaut auf unzureichenden menschlichen Vorstellungen, nicht beschreiben.
»Mann, Junge!«, sagte Benny. »Warum hast du uns das nicht erzählt?«
»Ich wollte wohl einfach nicht, dass ihr euch deswegen schlecht fühlt.«
»Soll das ein Witz sein? Du bist schließlich tiefer drin als wir alle.« Swoozie gab Calvin mit einem verdrehten Tentakel einen Klaps auf den Rücken. »Wenn du rauskommst, gibt es Hoffnung für alle!«
»Das müssen wir feiern!«, verkündete Benny.
»Wir brauchen keine große Sache daraus zu machen«, sagte Calvin.
Er war schon andere Male kurz vor einer Zusammenführung gewesen. Aber am Ende war dann nur Chaos und Wahnsinn daraus entstanden und der Zusammenbruch von ein oder zwei Zivilisationen, also eine Menge Schall und Rauch, die überhaupt nichts bedeutet hatten. Der wahre Grund, warum er gezögert hatte, davon zu sprechen, hatte nichts mit Swoozies oder Bennys möglicher Eifersucht zu tun. Sie verstanden besser als jeder andere, wie wichtig es ihm war. Er wollte nur seine Hoffnungen nicht zu hoch schrauben.
»Wahrscheinlich wird es gar nicht aufgehen«, murmelte er. »Das tut es nie.«
»Ist dieser Kerl zu fassen?«,
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