Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)
Nachgeschmack.«
Es klopfte.
Eifrig richtete Vorm sich auf. »Ist das Smorgaz? Sind das die Pizzen?«
»Sitz, Junge!«
»Ich reserviere die vier größten Stücke!«
Sie hatte den Verdacht, dass es nicht Smorgaz war. Er war kein schneller Typ, und selbst wenn er mit den Pizzen zurück war, hätte sie nicht von ihm erwartet, dass er klopfte. Schließlich wohnte er hier. Sie wusste nicht, was sie erwartete, aber es hätte sie nicht überrascht, wenn noch ein weiteres seltsames Monster in ihr Leben getreten wäre. Stattdessen war es ein großer, gut aussehender Fremder.
Das erschien ihr noch seltsamer als ein Monster.
»Hallo, ich bin Chuck. Chuck aus Apartment zwei. Den Flur runter.« Er sah erst nach links, dann nach rechts, dann nach oben und nach unten. Und dann, nur um ganz sicher zu sein, sah er hinter sich und prüfte noch einmal seine rechte Flanke. »Könntest du mir eine Tasse Zucker leihen?«
»Nummer Zwei?«, fragte sie. »Oh, das ist das Apartment mit dem ... Hund davor, nicht wahr?«
Er nickte und legte den Finger an die Lippen. »Sprich leise. Sonst hört er dich.«
Sie spähte in den Flur hinaus. Die schuppige Kreatur lag zusammengerollt vor der Tür zu Apartment zwei und schien zu schlafen. Aber sie hatte keine Augenlider, deshalb standen ihre hervorquellenden Augen immer weit offen.
»Willst du hereinkommen?«, fragte sie.
»Das halte ich für keine gute Idee. Ich brauche nur ein bisschen Zucker. Ich backe gerade einen Kuchen und habe kaum noch welchen.«
»Kuchen?«, fragte Vorm. »Was denn für einen Kuchen?«
»Ist das wirklich wichtig?«, fragte Diana.
Vorm zog ein finsteres Gesicht. »Wir haben’s kapiert. Ich bin ein unersättlicher Allesfresser. Das musst du nicht ständig betonen.«
»Tut mir leid. Mir war nicht klar, dass du so empfindlich darauf reagierst.«
»Zucker?«, wiederholte Chuck.
»Eine Sekunde. Ich gehe nachsehen.« Sie trabte in die Küche, öffnete alle Schränke und Schubladen, fand aber nichts. Sie besaß zwar Kräfte, mit denen sie Realitäten verbiegen konnte, aber ein Päckchen Zucker konnte sie nicht finden.
Vorm streckte den Kopf in die Küche. »Schau in deinen Taschen nach.«
Sie fand ein paar Handvoll Zucker in ihren Hosentaschen. Sie leerte sie zu einem kleinen Häufchen auf der Arbeitsplatte.
»War ich das oder du?«, fragte sie.
»Ist das wichtig?«
»Du hast nicht zufällig eine Tasse dabei?«
Vorm öffnete den Kühlschrank und zog einen unregelmäßig geformten Becher heraus.
»Danke«, sagte sie.
»Keine Ursache, aber wenn der Loverboy zufällig ein Stück Kuchen übrig hat …«
»Alles klar.«
Diana schaufelte den Zucker in den Becher und kehrte zu Chuck zurück.
»Hier. Ich hoffe, das reicht.«
Er nahm die Tasse. Dann warf er einen kurzen Blick zu dem Tier hinüber, das seine Tür bewachte und flüsterte ein tonloses Danke .
Bitte, gerne , flüsterte sie ebenso tonlos zurück.
Dann lächelte sie, und er erwiderte es mit einem warmherzigen, wenn auch leicht nervösen Grinsen. Schließlich ging er auf Zehenspitzen den Flur entlang und verschwand wieder in seinem Apartment. Nachdem sich die Tür mit einem Klicken geschlossen hatte, sprang der Hund auf und stieß ein langes schrilles Kreischen aus. Er schnüffelte an der Türkante, bevor er schnaubte und einen Klumpen Schnodder herauswürgte, den er sofort wieder verschlang.
Der Unendliche Smorgaz zockelte die Treppe herauf, passierte den Hund und drängte sich an Diana vorbei in die Wohnung.
»Vorsicht, heiß und fettig!«, sagte er.
»Na endlich!«
Vorm schnappte sich eine der Schachteln und rammte sie sich halb in den Mund, hielt dann aber unter Dianas und Smorgaz’ wachsamen Blicken inne. Er zog die Pizza wieder heraus, stellte sie auf dem Couchtisch ab und warf sich erneut schmollend auf dem Sofa nach hinten.
»Ach, schon gut«, sagte Diana. »Du kannst eine Pizza ganz für dich haben, aber genieß sie …«
Vergnügt schnappte er sie vom Couchtisch und verschlang die Pizzaschachtel mitsamt einem Drittel des Tisches mit einem riesigen Bissen.
»Lecker! Ich liebe diesen Hauch von Sägemehl!« Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf die zweite Pizza.
»Esst ihr die ganz?«
SIEBEN
»Es sind nur ein paar Stunden«, sagte Sharon. »Bist du sicher, dass du nicht mitkommen willst?«
Calvin blickte nicht von seinem Buch auf. »Ich glaube, diesmal passe ich.«
»Alle werden enttäuscht sein.«
Er knickte ein Eselsohr in die Seite und legte das Buch weg, um ihr den
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