Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)
Dutzend Tentakeln. Sonderbare Energien knisterten im Inneren der Kugel.
Dianas Fluchtversuche wurden von dem rutschigen Boden vereitelt. Sie fiel auf den Hintern, als das Augenwesen gerade eine Explosion entfesselte, die ein Loch in die Wand riss. Sie hielt den Kopf gesenkt und krabbelte in Richtung Ausgang. Das Augenmonster schlang ihr einen glitschigen Tentakel um den Knöchel und zog sie zurück.
Die Kreatur musterte sie mit ihrem einzelnen Auge. Sie ermahnte sich, dass dieses Monster, ebenso wie Vorm und Smorgaz, nicht gezielt ihr etwas tun wollte. Es war nur verwirrt, verstört und versuchte zu verstehen, was das alles war – was sie war. Wenn sie ruhig blieb, konnte sie ihm den Anker geben, den es suchte.
»Schon gut«, sagte sie beruhigend. »Schon gut.«
Das Auge wurde schmal, aber es beschoss sie nicht gleich, deshalb fühlte sie sich sicherer.
Vorm und Smorgaz rissen die Tür zu den Toiletten auf.
»Keine Sorge, Diana!«, rief Vorm. »Wir sind da!«
»Nein, ist in Ordnung«, sagte sie. »Ich habe alles unter Kontrolle.«
Doch ihre Retter waren bereits in Aktion getreten und rangen mit dem Auge.
»Hey, nein! Hört auf!«, schrie sie. »Verdammt, hört mir zu!«
Sharon packte Diana.
»Dafür ist es jetzt zu spät. Du musst ihnen ein bisschen Abstand lassen, lass sie es unter sich ausmachen.«
»Aber …«
Sharon zerrte Diana zur Tür hinaus. Die Leute in der Billardhalle waren in geschockter Verwirrung über das Geheul und Geschrei aus den Toiletten erstarrt. Diana beschloss, in Zukunft erstens immer zumindest ein kleines bisschen ihrer Magie aufzusparen und zweitens öffentliche Toiletten zu meiden. Ihr war schon klar, dass der zweite Vorsatz nichts weiter als Aberglaube war, aber es konnte nicht schaden.
Das unheilverkündende Knistern warnte Diana gerade noch rechtzeitig, in Deckung zu gehen, bevor die Damentoilette explodierte. Sie wusste nicht, was mit Smorgaz und Vorm war, aber das Auge schwebte auf sie zu. Sie stand auf und konzentrierte ihren beruhigenden Einfluss auf das bizarre Wesen.
Sharon warf sich vor Diana. Ihre Behauptung, außerirdischen Monstern gegenüber störend zu wirken, schien zu stimmen, denn das Auge zog sich zurück.
Diana sagte: »Danke, aber ich glaube, ich kann …«
Mehrere Smorgaz-Klone sprangen das Auge von hinten an.
»Scheiße!«, schrie Diana. »Jetzt beruhigen sich mal alle, verdammt noch mal!«
Das Auge schoss wahllos in alle Richtungen. Ein zischender Strahl schnitt eine Schneise der Zerstörung durch den Flur. Billardtische und Menschen wurden zu Aschehäufchen verschmort.
Sie wedelte mit den Armen und schrie in dem vergeblichen Versuch, alles wieder in Ordnung zu bekommen. Stattdessen sah sie sich dem zerstörerischen Blick des Auges gegenüber. Sie hatte keine Zeit, über die Grenzen ihrer Unsterblichkeit nachzudenken, während sich die Kreatur darauf vorbereitete, sie zu vernichten.
Eine rote Bestie kam von irgendwoher angesprungen. Sie fegte Diana von den Füßen und warf sie sich über die Schulter. Das Augenmonster feuerte in blinder Raserei, aber Dianas pelziger Retter brachte sie schnell wie der Blitz aus der Schusslinie.
Das rote Tier schlug Haken, tanzte mit übernatürlicher Geschwindigkeit und Eleganz um den zerstörerischen Strahl des Auges herum. Alles, was der Strahl traf, mehrere Leute eingeschlossen, löste sich auf. Es dauerte nicht lange, bis ihr pelziger Retter in einer Ecke in der Falle saß. Der Strahl kam auf Diana und das Tier zu.
Mehrere Smorgaze rangen mit der Augenkreatur, begruben sie unter einem rasch wachsenden Haufen. Lichtblitze stachen aus der Tiefe des Hügels, den die Monster bildeten, und einer oder zwei von Smorgaz’ Ablegern lösten sich auf, nur um von drei oder vier weiteren ersetzt zu werden.
Diana konnte nichts weiter tun, als auf die Zerstörung zu starren, die das Auge entfesselt hatte. Alles war einfach weg. Ausradiert, als wäre es nie dagewesen. Soweit sie sehen konnte, würden die Explosionen der Kreatur ewig weitergehen. Der Graben im Boden setzte sich weiter nach unten in die Dunkelheit fort, und sie hätte gewettet, dass der Strahl auf der anderen Seite der Erde wieder herausgekommen war und jetzt durch Raum und Zeit reiste und eine endlose zerstörerische Wunde ins Universum riss.
Das rote Tier erinnerte Diana unsanft daran, dass sie dringendere Probleme hatte. Sie sah in sein riesiges Maul. Der Kopf war beinahe wölfisch, aber nicht ganz. Die Kreatur hatte lange Ohren – wie die eines
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