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Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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gerade eine neue kosmische Schreckensgestalt dazugewonnen. Der Augapfel namens Zap setzte sich mit Smorgaz auf den Rücksitz.
    »Bist du sicher, dass du fahren kannst?«, fragte Sharon.
    »Mir geht’s gut, danke.«
    Diana versuchte, das Bild der bestialischen Sharon aus dem Kopf zu bekommen. Vorm, Smorgaz und Zap waren relativ leicht zu akzeptieren. Sie waren Monster, ganz einfach. Vielleicht nicht, was ihre Persönlichkeit anging, aber sicher in ihrer Erscheinung und Herkunft. Doch Sharon war ein Mensch. Ein Mensch, der zu etwas Monströsem werden konnte. Das kam ihr irgendwie unnatürlicher vor.
    Außerdem verschwammen die Grenzen. Diana war sich dessen nicht bewusst gewesen, aber unterbewusst hatte sie eine Grenze gezogen, indem sie sich eingeredet hatte, dass sie tief im Inneren ein menschliches Wesen war und dass daran auch all die magischen Kräfte, monströsen Mitbewohner und außerirdischen Wahrnehmungen nichts ändern konnten.
    Doch jetzt war sie sich da nicht mehr so sicher.
    »Es war nett, dich kennenzulernen«, sagte Diana, auch wenn es tatsächlich ziemlich unangenehm gewesen war. Aber das war schließlich nicht Sharons Schuld. »Danke, dass du mir das Leben gerettet hast.«
    »Gern geschehen.«
    Sharon zog eine Visitenkarte aus der Tasche und bot sie Diana an.
    »Ich möchte dir diese hier geben. Ich weiß, du machst gerade eine verrückte Phase durch. Ich habe das selbst auch erlebt. Und deine Freunde …« – Sharon deutete auf die Insassen, die sich in Dianas Wagen quetschten – »… ich bin mir sicher, sie meinen es gut, aber es wird einfacher, wenn du dich an jemanden wenden kannst, der es aus einer menschlichen Perspektive betrachtet.«
    Sharon hatte recht, aber Diana war sich nicht sicher, ob Sharon als Mensch überhaupt durchging. Andererseits war sie sich auch nicht sicher, ob sie selbst die Richtige war, um das zu beurteilen.
    Diana nahm die Karte. Hauptsächlich aus Höflichkeit.
    »Du kannst mich jederzeit anrufen«, sagte Sharon.
    »Mach ich«, sagte Diana automatisch, als sie in den Wagen stieg.
    »Kannst du die Lüftung aufdrehen?«, fragte Zap. »Es ist ein bisschen stickig hier hinten.«
    Sie unterdrückte einen finsteren Blick und gab der Kreatur einen Rat, der zu ihrem Lebensmotto geworden war.
    »Find dich damit ab.«

ZWÖLF

    Wieder zu Hause (auch wenn sie es nur zögernd so nannte), betrat sie das Gebäude zusammen mit dem Typen aus Apartment zwei. Sie war überrascht zu sehen, dass sein Hund ihn herausgelassen hatte. Er ging vorsichtig mit zwei überquellenden Lebensmitteltüten im Arm die Treppe hinauf.
    »Hallo«, sagte sie. »Brauchst du Hilfe?«
    »Wenn du so fragst …« Er gab ihr eine Tüte. Sie war voller Dosen und schwerer, als sie aussah.
    »Soll ich das für dich tragen?«, fragte Vorm.
    Sie entschied, ein gefräßiges Monster Lebensmittel tragen zu lassen, sei keine gute Idee und ging einfach weiter.
    Während sie auf seine Wohnung zusteuerten, überlegte sie, was sie Intelligentes sagen könnte. Etwas Witziges. Zumindest etwas Einprägsames.
    »Wird langsam ziemlich kalt draußen, was?«
    Chuck ging weiter und fragte, ohne sich umzudrehen: »Wie bitte?«
    »Draußen«, sagte sie. »Kalt.«
    »Hab ich nicht bemerkt«, antwortete er.
    Gemeinsam stiegen sie die kurze Treppe zum zweiten Stock hoch. Sie fasste sich ein Herz und versuchte es noch einmal.
    »Ein bisschen spät für Lebensmitteleinkäufe, oder?«
    »Ich mache meinen Zeitplan nicht selbst«, antwortete er. »Muss die Gelegenheit ergreifen, wenn sie sich bietet.«
    Oben an der Treppe bemerkte sie, dass sein Monsterhund nicht auf seinem Posten vor seiner Wohnungstür war.
    »Wo ist er hin?« Sie bereute, gefragt zu haben. Sie wollte kein heikles Terrain betreten.
    Chuck reagierte mit ausdruckslosem Gesicht: »Weg. Das macht er manchmal.«
    Als sie näher kamen, öffnete sich die Tür von selbst. Er trat ein.
    Sie zögerte auf der Schwelle und wartete kurz, ob Chuck wiederkam. Er tat es nicht. Sie stellte die Einkäufe ab.
    Vorm inspizierte den Inhalt der Tüte. »Oh, ist das Salami?«
    Sie warf ihm einen missbilligenden Blick zu.
    »Schon gut, schon gut!« Vorm und Smorgaz gingen zu ihrem Apartment, das nur ein paar Meter weiter den Flur entlang lag.
    Sie überblickte die ganze Länge des Flurs. Der Hund war noch immer nicht da.
    Diana rief in Chucks Apartment hinein: »Hallo?«
    Er antwortete nicht.
    Sie nahm die Einkäufe, zögerte aber. Einfach so eine Wohnung zu betreten hatte ihr vor Kurzem schon

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