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Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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gesehen habe ... dagegen sehen die zwei da aus wie Teddybären.«
    Die Frau ging zu einem Tisch, wo sie allein spielte. Diana folgte ihr.
    »Ich will dich nicht stören, aber …«
    »Aber das ist alles neu für dich und du hast ein paar Fragen.« Die Frau beugte sich über den Tisch und versenkte mit einem einzigen Stoß drei Kugeln.
    »Tut mir leid«, sagte Diana.
    »Nein. Keine Sorge. Ich verstehe, was du durchmachst.«
    Sie zielte erneut. Die weiße Kugel schwirrte über den Tisch und versenkte zwei weitere Kugeln. Diana merkte, dass die Kugeln alle in merkwürdigen Zickzackmustern rollten. Einmal umrundete die weiße Kugel die Acht zweimal, bevor sie die Richtung wechselte und ein anderes Ziel so hart traf, dass die Kugel in hohem Bogen durch die Luft flog und am anderen Ende des Tisches das Loch traf.
    »Wie hast du das gemacht?«, fragte Diana.
    »Die Winkel sind das ganze Geheimnis«, antwortete die Frau. »Ich benutze einfach gerne die, die die meisten Leute ignorieren. Ich bin übrigens Sharon.«
    »Diana.«
    Sie schüttelte Sharon die Hand. Eine Art Stromschlag ging von Sharon auf sie über. Es erschreckte Diana, tat aber nicht weh.
    »Tut mir leid«, sagte Sharon. »Das passiert Leuten wie uns manchmal, die ein kleines bisschen nach drüben geschlüpft sind.«
    Bei ihr klang es so beiläufig, so alltäglich. Diana fand das tröstlich.
    Diana sah sich in der Halle um. An einer der Wände krabbelte eine Stubenfliege von der Größe eines Hundes entlang.
    »Ist das deine?«
    »Das ist nur eine Phasenfliege. Die sind hier zu dieser Jahreszeit überall. Nein, mein Partner ist im Moment nicht hier.«
    »Machst du dir keine Sorgen?«, fragte Diana. »Was, wenn dich etwas angreift?«
    »Warum sollte mich etwas angreifen?«
    »Weil sie das doch tun, oder? Ich glaube zumindest, dass sie das tun. Ich weiß nicht, ob ich es schon ganz verstanden habe, aber es kann doch sein, dass man von Monstern angegriffen wird, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden und nun verwirrt sind.«
    »Ich leuchte nicht so wie du. Wenn überhaupt, hat meine Bindung den gegenteiligen Effekt. In meiner Nähe fühlen sich die meisten verirrten Wesenheiten unwohl. Sie meiden mich eher.«
    »Das ist ein guter Trick. Den kannst du mir nicht zufällig beibringen, oder?«
    »Ich wünschte, ich könnte, aber so funktioniert das nicht.«
    Sharon gesellte sich zu Diana an deren Tisch. Sie spielten ein paar Runden, während Sharon ihr einiges erklärte. Vorm hatte Diana aufzuklären versucht, aber zwischen ihnen gab es eine Wahrnehmungskluft. Ihre Lage war ähnlich. Beide hatten Mühe, ein fremdes Universum zu verstehen, aber es war der Unterschied in den Bereichen, die sie als fremd definierten, der das Ganze schwierig machte.
    Das Billardspiel war das perfekte Beispiel. Der Grund, warum Vorm und Smorgaz Probleme hatten, Kugeln zu versenken, bestand darin, dass einfache Geometrie für sie ein bisschen verwirrend war. Sie konnten um solide Körper herumgehen, akzeptierten die Unannehmlichkeiten der Schwerkraft und waren durchaus in der Lage, mit einem Einbahn-Zeitkontinuum umgehen. Aber mehrfarbige Bälle, die auf einem Tisch herumflipperten, waren einfach zu raffiniert.
    Dass sich Sharons Gegenwart als Ablenkung erwies, war ebenfalls nicht hilfreich. Wenn Diana so etwas wie eine beruhigende Melodie für die Monster war, dann war Sharon ein hohes Pfeifen – zwar zu leise, um es zu hören, aber es rüttelte die beiden auf Zellebene und machte sie gereizt.
    Smorgaz stieß die weiße Kugel mit viel zu viel Effet an. Der Ball sprang vom Tisch und zertrümmerte jemandes Bierflasche.
    »Mist«, sagte er. »Dachte, diesmal hätte ich es raus.«
    Diana unterdrückte ein Lächeln und ging zur Toilette. Sie wusch sich gerade die Hände, als sie ein seltsames Gurgeln aus der Kabine hörte, die sie eben benutzt hatte.
    »Haben Sie das gehört?«, fragte eine kleine schwarzhaarige Frau neben ihr.
    »Muss ein Problem mit den Rohrleitungen sein«, antwortete Diana.
    Die Frau öffnete die Kabinentür, als die Toilette begann, Wasser über die Fliesen zu spritzen. »Iiih, wie eklig!«
    Diana beschlich kein gutes Gefühl. »Vielleicht sollten wir den Geschäftsführer holen.«
    Ein Blitz zuckte aus der Toilette. Die Frau löste sich in null Komma nichts auf. Sie hatte nicht einmal Zeit zu schreien. Der frische Geruch von Ozon erfüllte die verrauchte Toilette, und ein riesiges Auge schwebte auf Diana zu. Mehr war es nicht. Ein riesiger Augapfel, umringt von einem

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