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Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Hasen – und zwei tief liegende schwarze Augen. Das Fell war lang und wild. Da öffnete das Wesen sein Maul, und sie überlegte, ob es ihr wohl das Gesicht abbeißen würde.
    »Konzentrier dich, Diana!«
    Die Stimme, vergraben unter einem wilden Knurren, war fast unkenntlich.
    »Sharon?«
    Diana war beinahe zu sehr auf Sharons geifernden Kiefer konzentriert, um ihr Nicken zu bemerken.
    »Du bist eine von ihnen?«, fragte Diana.
    »Nein«, antwortete Sharon. »Ich bin nicht wie sie. Ich bin wie du.«
    Ein Schauder überlief Diana. Denn was auch immer Sharon sein mochte, menschlich war sie jedenfalls nicht mehr ganz. Und Diana war genau wie sie. Nur die Einsicht, dass dies jetzt der ganz falsche Zeitpunkt für diese Erkenntnis war, hielt Diana davon ab, verrückt zu werden.
    Die Monster wirbelten herum und warfen dabei Tische um. Der Haufen von Smorgazes auf dem Laseraugenwesen füllte die halbe Billardhalle und dehnte sich noch weiter aus. Das würde auch ewig so weitergehen, wenn sie es nicht aufhielt.
    Sie suchte tief in ihrem Inneren. Ein bisschen Magie war noch übrig. Es war immer noch mehr da, wurde ihr klar. Die Magie konnte ihr niemals für lange Zeit ausgehen.
    Sie trat vor und entfesselte ein Donnern, um die Aufmerksamkeit aller auf sich zu ziehen. Die Smorgazes und das Augenmonster hielten inne.
    »Lasst das, ihr Idioten!«
    Die Smorgaz-Abkömmlinge winselten. Das Auge schwebte auf sie zu. Sie spürte seine Verwirrung, die drohte, sie zu überwältigen, allerdings nur einen Augenblick lang. Diana blieb ruhig, gesammelt. Das mentale Kräftemessen war kurz, denn das Auge wollte, dass sie ihm half.
    Die Welt veränderte sich. Alles wurde wieder wie in den ruhigen Sekunden, bevor in der Billardhalle das Chaos ausgebrochen war. Weil Monster nicht existierten. Oder zumindest sollten sie in dieser Realität nicht existieren, und diese Realität lieferte bei der Auslöschung ihrer Titanenkämpfe erstklassige Arbeit. Der Schaden war rückgängig gemacht, das Gebäude repariert. Aber es waren die Menschen, die Diana am verwirrendsten fand. Es war eine Sache, ihre Erinnerungen zu löschen. Eine andere aber war es, ihre Körper aus Fleisch und Blut aus dem Nichts wieder zusammenzusetzen. Das Augenmonster hatte mindestens ein Dutzend Menschen aufgelöst. Doch eben diese Leute waren jetzt wiederhergestellt.
    Sie fragte sich, ob es dieselben Leute waren oder ob das Universum nur fehlerlose Duplikate erschaffen hatte, die ihr Leben genauso weiterführen würden wie die Originale, ohne dass jemand etwas davon merkte. Nicht einmal die Klone selbst. Unsichtbare Betrüger, hergestellt von einer Realität, die einen niemals endenden Kampf gegen ein unerbittliches Trommelfeuer des Wahnsinns focht.
    War sie selbst auch eine von ihnen? Sie konnte nicht wissen, ob sie in irgendeiner früheren Inkarnation getötet worden war. Vielleicht war sie Diana, Modell zwei. Oder drei. Oder fünfzehn. Vielleicht war ein seltsamer Traum, an den sie sich gar nicht mehr erinnerte, überhaupt kein Traum gewesen, sondern die vergessenen letzten Augenblicke einer früheren Diana.
    Vorm der Hungrige wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht. »Hey, alles klar da drin?« Er versuchte, mit den Fingern zu schnippen, aber wegen des Fells war das schwierig.
    »Vielleicht solltest du es mit Ohrfeigen versuchen«, schlug der Augapfel vor.
    Diana warf ihm einen finsteren Blick zu. »Das ist nicht nötig.«
    »Bist du verletzt?«, fragte Sharon, jetzt in menschlicher Gestalt.
    »Mir geht’s gut. Alles bestens.«
    Sie rückte ein paar Schritte von Sharon ab. Diana konnte sich nicht in ein Monster verwandeln, so wie Sharon. Aber sie war sich auch nicht so sicher, ob sie überhaupt noch menschlich war.
    »Lasst ihr ein bisschen Luft zum Atmen, Jungs«, sagte Sharon.
    »Nein, mir geht’s gut.« Diana verscheuchte den Nebel aus ihrem Kopf. »Ich muss mich nur daran gewöhnen.«
    Offenbar würde sie ab jetzt so den Großteil ihrer Zeit verbringen: mit Gewöhnung. Sie würde mit neuen, absurden Situationen, merkwürdigen Wahrnehmungen zurechtkommen müssen. Jedes Mal, wenn sie sich an eine Veränderung gewöhnte, würde eine andere direkt um die Ecke schon warten.
    Sie stellte ihren Queue zur Seite. »Ich glaube, ich muss nach Hause.«
    »Ja, klar«, sagte Sharon. »Soll ich dir ein Taxi rufen?«
    »Nein, ich habe ein Auto.«
    Der Augapfel schwebte vor. »Ich sitz vorn!«
    »Ich sitze immer vorn«, sagte Vorm. »Stimmt’s, Diana?«
    Noch eine Änderung. Sie hatte

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