Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)
Dann bot sie Peter den durchweichten Klumpen an.
»Gut«, gurrte sie.
»Danke, Schatz, aber ich will noch Platz fürs Abendessen lassen.«
Stacey leckte sich Hand und Finger ab.
»Kommen die Leute in der Regel immer zu spät zu solchen Sachen?«, fragte Diana.
»Nein, nicht immer«, sagte Peter. »In der Regel taucht sogar überhaupt keiner auf. Bis auf Keith aus Apartment sieben. Hast du ihn noch nicht kennengelernt? Er ist ein toller Bursche. Wenn er existieren würde, wäre ich versucht, euch zwei zu verkuppeln. Eine alleinstehende junge Dame könnte es viel schlimmer treffen.«
Diana nickte nur. Ehrlich gesagt klang ein Blind Date mit einem imaginären Typen gar nicht so schlecht. Wenn es klappte, sah sie sich schon mit zwei imaginären Kindern und einem Phantasiehund namens Dusty. Sie würden den Sommer auf einem Hausboot verbringen und den Winter in Shangri-La. Urlaub würden sie in einem Hybridreich machen, wo Paris, Disneyland und Atlantis zu einem wundersamen Ort verschmolzen. Manchmal würden sie und Dusty, der Wunderhund, Morde aufklären und finstere marsianische Verschwörungen aufdecken.
Die Phantasie ging mit ihr durch, aber sie schwelgte trotzdem noch ein paar Sekunden darin.
»Ist Keith nicht im Bad, Schatz?«, fragte Peter.
»Ihn nicht auf dem Sofa sitzen ich letztes Mal nicht gesehen habe«, sagte das Stacey-Ding und drehte den Kopf mit zusammengekniffenen Augen in merkwürdige Richtungen.
»Ach ja. Da ist er nicht.« Peter deutete auf eine Stelle, dann auf eine andere. »Oder vielleicht ist er auch nicht da drüben. Na ja, er muss hier jedenfalls irgendwo nicht sein. Setz dich doch einfach, während ich dir was zu trinken hole. Aber ich sollte dich warnen: Meine Martinis sind legendär.«
Diana setzte sich steif aufs Sofa. Die Knie aneinander, die Hände auf den Knien. Sie versuchte, sich zu entspannen, aber diese Idee war nicht gerade ihre beste gewesen. Sie hatte zwar nicht viel erwartet, aber das hier versprach, die dritt- oder viertlangweiligste Party zu werden, auf der sie je gewesen war.
»Schönes Wetter haben wir«, sagte jemand.
Sie sah sich um, konnte aber niemanden entdecken. Dann blickte sie zur nächsten Maske hinüber, und die blutunterlaufenen Augen schauten zurück. »Hast du etwas gesagt?«
Die Augen blinzelten, dann rollten sie herum, was sie als negative Antwort deutete. Sie konnte nur raten, aber sie nahm an, wenn die Augen hätten sprechen können, hätten sie einfach geantwortet.
»Wie ist die Welt da draußen?«, fragte die Stimme wieder. »Haben sie Nixon endlich wegen Amtsvergehen angeklagt?«
Peter mixte an der Minibar einen Drink, während das Stacey-Wesen die anderen Monster in der Küche unterhielt. Diana fand die Quelle der Stimme nicht, aber sie beschloss, dass es ihr auch nichts ausmachte. Es war nur ein unerklärliches Ereignis unter vielen. In letzter Zeit hatte sie eine ganze Menge davon erlebt. Zu viele, um sich jetzt die Mühe zu machen, sie aufzulisten.
Stacey gab das Ding an Peter weiter, der vorsichtig mit einem Martiniglas in der riesigen Klaue auf sie zuwankte. »Du trinken.«
»Danke.« Sie nahm das Glas und nippte. Es war nicht schlecht, obwohl sie keine große Trinkerin war und im Leben noch keinen Martini getrunken hatte, also konnte sie auch nicht mit Sicherheit sagen, ob dieser hier zum Stoff für Legenden taugte.
Jemand klopfte an der Tür.
»Gäste!«, knurrte das Peter-Ding und schlurfte zur Tür.
»War nie ein großer Fan von Martinis«, sagte Dianas unsichtbarer Gesprächspartner.
Zap schwebte herüber und setzte sich in den Fernsehsessel. Das Augenmonster legte die Tentakel auf die Armlehnen und lehnte sich zurück. »Fühlt sich gut an, sich mal zu entlasten.«
»Du tust es schon wieder«, sagte sie.
»Wie bitte?«
»Du starrst mich an.«
»Ich sehe das Multiversum auf Arten, die deine jämmerlichen Sinne nicht erfassen können. Wenn ich in deine Richtung blicke, sei versichert, dass ich nicht dich ansehe. Ich sehe einfach um dich herum auf etwas wesentlich Interessanteres, auf Realitätsebenen, die du sowohl ehrfurchtgebietend als auch Psychosen auslösend finden würdest.«
»Wenn du das Universum anstarrst, warum muss es dann immer das Universum hinter mir sein?«
Er blinzelte. Sie hatte ihn vorher noch nie blinzeln sehen. Angesichts der Tatsache, dass sein Körper mehr oder weniger ein Auge von der Größe eines Basketballs war, dauerte es länger als ein gewöhnliches Blinzeln. Mindestens dreimal so lang. Das
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