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Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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langsam, und ein kalter Hauch wehte aus dem dunklen Raum auf der anderen Seite. Ängstlich fauchend zogen sich die Schatten aus dem Flur zurück.
    Er trat über die Schwelle. Diana zögerte. Sie setzte übermäßig viel Vertrauen in einen Typen, der sie in ein verwünschtes Apartment gelockt hatte. Sie war sich ziemlich sicher, dass er kein Mensch war. Er war es vielleicht irgendwann einmal gewesen, aber jetzt war er etwas anderes. Etwas Unergründliches, Undefinierbares. Vorm und Smorgaz waren Monster, aber zumindest waren sie offen und ehrlich. Bei all ihren dunklen Neigungen und unmenschlichen Eigenschaften wirkten sie zugänglicher als West.
    Sie hörte ihn aus dem Inneren sprechen: »Hier lang, Nummer Fünf.«
    Der Flur hinter ihr erstreckte sich bis in die Unendlichkeit. Sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass er sie verschlucken und zu einem endlosen Spaziergang zwingen würde, wenn sie versuchte, ihn ohne West als ihren Anführer entlangzugehen. Sie wusste nicht, woher dieses Wissen kam, aber sie zweifelte nicht daran. Ihre einzige Möglichkeit war, hier vor der Tür zu bleiben oder hineinzugehen. Sie war so weit gekommen – jetzt schien es ihr ein bisschen spät, um zu kneifen.
    In der Erwartung, eine Kammer des Schreckens vorzufinden, die über den sterblichen Verstand ging, drückte sie die Tür auf. Aber es war nur ein Apartment. Staubig und voller Kisten und Krempel, die man an die Wände geschoben hatte. Die Möbel waren alt und abgenutzt. Der Teppich von Flecken übersät. Die ganze Wohnung roch modrig und stank nach verdorbenen Pizzataschen.
    Von irgendwoher kam Musik, sie drang durch die Wände. Man hätte die ferne, atonale Melodie leicht für irgendeinen Lärm halten können, aber unter ihrer misstönenden Melodie lag eine verborgene Harmonie, die Wesen von jenseits von Raum und Zeit gewiss tröstlich fanden. Ein rein menschlicher Verstand hätte sicher irgendwann festgestellt, dass seine Unversehrtheit ein kleines bisschen aus der Spur geraten war, aber nicht so, dass es sofort ins Auge sprang, sondern erst, wenn er seine lähmende Angst vor roten Schuhen oder seine Besessenheit in Bezug auf Bananenpudding entdeckte. Doch Diana fand die Musik eigenartig und besorgniserregend. Und ein klein wenig schön.
    Das hätte sie erschrecken sollen, aber sie hatte schon geahnt, dass sie, was das betraf, ein kleines bisschen verrückt war. Sie hatte einfach zu viel gesehen, um es nicht zu sein. Zurechnungsfähigkeit und Wahnsinn waren sowieso bloß Wörter, und nur Geisteskranke machten sich wegen dummer kleiner Wörter verrückt, hatte sie beschlossen.
    Eine hohe gebogene Lampe flackerte. Diana war sich nicht einmal bewusst, dass sie danach griff, bis West sie am Arm packte.
    »Fass nichts an, Nummer Fünf!«
    Nur einen Augenblick lang betrachtete sie die Lampe als etwas anderes. Etwas Undefinierbares, aber Unheilvolles. Ein fremdartiges Wesen, das davon lebte, alles zu verschlingen, was ihm in die flackernde Falle ging.
    »Pass auf den Teppich auf«, sagte West.
    Nur ein paar Zentimeter neben ihrem rechten Fuß kroch ein gelbliches Teppich-Oval langsam, fast unmerklich, auf sie zu. Wenn sie vollkommen ruhig stehen blieb, würde es sie in ein oder zwei Stunden vielleicht erreicht haben. Der zerkratzte alte Couchtisch verfolgte sie mit derselben mangelnden Geschwindigkeit. Die Gemälde starrten sie mit hungrigen Augen an. Die Kistenstapel an den Wänden wankten kaum wahrnehmbar und versuchten, genug Schwung zu entwickeln, um sie lebendig zu begraben.
    Alles hier wollte sie umbringen. Oder noch schlimmer.
    »Bleib einfach hier stehen«, sagte West. »Dann dürfte dir nichts passieren.«
    Er ging zu einem alten Lehnsessel und wedelte mit der Hand vor dem Sessel, bis sich ein Geist materialisierte. Es war eine welke, missgestaltete Kreatur mit Haut, die nicht von dem rissigen PVC des Sessels zu unterscheiden war.
    »Sag Hallo, Nummer Null.«
    Die Gestalt öffnete den Mund. Die Lippen bewegten sich. Acht Sekunden später kroch der Laut durch den Raum und erreichte ihre Ohren. Das Wort war undeutlich und kratzig.
    »Hallo.«
    Null wandte Diana den Kopf zu. Seine Augen waren zwei winzige weiße Punkte. Keine Bosheit lag in seinem Gesichtsausdruck. Nur Leere.
    »Ich denke, ich habe meinen Standpunkt klargemacht«, sagte West.
    Sie wusste nicht, was das für ein Standpunkt war, aber sie nickte. Alles, nur raus aus dieser dunklen Ecke ausrangierter Gefühllosigkeit.
    West ließ sich nicht täuschen.
    »Nummer Null

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