Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)
plauderten sie. Es war nur Smalltalk. Nichts über Monster aus anderen Welten oder außerdimensionale Verrücktheiten. Sie mieden das Thema nicht gezielt. Es erschien ihnen einfach unwichtig. Es war nett, wie ein normales menschliches Wesen mit jemandem zu reden. Merkwürdigerweise fand Diana es schwer, mit normalen Leuten ein harmloses Gespräch zu führen. Sie wollte ihnen die ganze Zeit erklären, wie wenig sie wussten. Aber Sharon wusste genauso viel wie Diana, und damit konnten sie einfach über Unwichtiges plaudern.
»Und, triffst du dich mit jemandem?«, fragte Sharon.
»Es gibt da diesen Kerl«, antwortete Diana. »Aber ich bin mir nicht ganz sicher.«
»Ist er süß?«
Diana nickte. »Ja, er ist cool. Aber er ist wie wir.«
»Und das ist ein Problem?«
»Ich weiß nicht. Ich empfange nur manchmal komische Schwingungen von ihm.«
»Schlechte Schwingungen können ein K. O.- Kriterium sein«, stimmte Sharon zu.
»Aber ich weiß nicht recht, ob ich meinem Schwingungssensor noch vertrauen kann. Er scheint ein netter Kerl zu sein, und ich habe schließlich auch nicht besonders viele Möglichkeiten. Ich wüsste nicht, wie ich es anstellen sollte, noch mit einem normalen Menschen zusammenzusein, so wie mein Leben jetzt aussieht.«
»Wem sagst du das.«
»Was ist mit dir? Jemand Besonderes?«
»Irgendwie schon. Es ist kompliziert.«
Diana wartete darauf, dass Sharon das weiter ausführte. Sie tat es nicht.
»Tut mir leid«, sagte Diana. »Ich wollte nicht bohren.«
»Nein, ist schon gut. Ich habe schließlich zuerst gefragt, oder? Das ist nur recht und billig. Ich bin in einer Beziehung. Ich glaube, so könnte man es nennen. Es ist zwar eher beruflich, aber es nimmt den Hauptteil meiner Zeit ein. Da wird es schwer, noch jemand anders zu treffen. Außerdem weiß ich auch gar nicht so recht, ob ich überhaupt an jemand anders interessiert bin.«
»In den Chef verknallt? Das kann Ärger bedeuten.«
»Du hast ja keine Ahnung. Vor allem, weil er mich überhaupt nicht so sieht.«
»Woher weißt du das?«, fragte Diana.
»Weil er es nicht kann. Ich weiß, ich bin ihm wichtig, aber er besitzt nicht die Fähigkeit für ... mehr, so wie wir. Egal, er geht sowieso weg. Ich wusste, das würde eines Tages passieren. Ich hätte es nur nicht so früh erwartet. Aber wahrscheinlich ist es das Beste. Ich weiß, dass es zumindest für ihn das Beste ist.«
Sharon rührte das Eis in ihrem Drink um und studierte die Würfel, als hielten sie die Antworten auf ungestellte Fragen bereit.
Diana kicherte in dem Versuch, die Stimmung zu heben. »Als wären Beziehungen nicht auch vorher schon kompliziert genug gewesen.«
Sharon lächelte. »Ich werde es nicht vermissen.«
»Du solltest nicht so einfach aufgeben. Ich bin mir sicher, da draußen gibt es irgendwo einen netten Kerl.«
»Wenn sich alles ändert, wird es keine große Rolle mehr spielen.«
»Was wird sich ändern?«
»Oh, nichts Wichtiges. Nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste.«
Diana überlegte, ob sie weiterbohren sollte, aber dann kam ihr Essen. Ihr Appetit verlangte ihre volle Aufmerksamkeit. Sie zwang sich, ein Stück Sushi nach dem anderen zu essen, jedes Stück zwanzig Mal zu kauen und mindestens fünfzehn Sekunden zwischen den Bissen zu warten. Es forderte den größten Teil ihrer Konzentration, und das Gespräch kehrte wieder zu gehaltlosem Smalltalk zurück, was ihr ganz recht war.
Sharon entdeckte jemanden, der das Restaurant betrat, und senkte den Kopf. Diana warf einen Blick zum Eingang.
»Wer ist das?«
Der gebräunte und makellos gepflegte Mann sah Sharon. Winkend rief er ihren Namen und kam schnurstracks auf ihren Tisch zu.
»Aber hallo!« Er lächelte, und das Weiß seiner Zähne blendete Diana beinahe. »Ich wusste nicht, dass du auch hierherkommst, Sharon.«
»Zum ersten Mal«, antwortete sie.
»Macht es dir etwas aus, wenn ich mich kurz zu euch setze? Meine Begleitung ist noch nicht da.« Er setzte sich, ohne die Erlaubnis abzuwarten. »Vielversprechende neue Jünger. Wir haben nicht mehr viel Zeit, wir müssen so viele retten, wie wir können.«
»Mmmm«, antwortete Sharon, während sie auf einem Thunfisch-Maki kaute.
»Ich glaube, wir wurden uns noch nicht vorgestellt.« Er streckte Diana die Hand hin. »Mein Name ist Greg.«
Sein Händedruck war überraschend stark, sogar ein bisschen aggressiv. Sie erwiderte den Druck. Dann starrten sie einander in die Augen. Sie spürte die Herausforderung in seinem Blick. Er
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