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Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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forderte sie heraus, den Blick abzuwenden. Sie tat es nicht.
    Greg lächelte mit zusammengebissenen Zähnen und angespanntem Kiefer. »Und wer mögen Sie wohl sein?«
    »Diana.«
    Sie war sich der Herausforderung bewusst, die in ihrer eigenen Antwort vergraben war. Sie mochte diesen Kerl nicht. Warum das so war, hätte sie zwar nicht sagen können, aber sie vertraute ihrem Instinkt.
    Irgendwann wurde der Handschlag unangenehm und die Aggression zwischen ihnen für die anderen Gäste in der Nähe spürbar. Gleichzeitig ließen sie los und wandten den Blick ab. Es war die einzige Möglichkeit, das Kräftemessen auf zivilisierte Art zu beenden, denn handgreiflich zu werden wäre hier nicht gern gesehen worden, und Diana hatte immer noch einen halben Teller Ebi Tempura Makis, den sie nicht stehen lassen wollte.
    »Wo hast du sie aufgetrieben?«, erkundigte sich Greg bei Sharon. »Sie hat Feuer, das gefällt mir.«
    »Sie ist vergeben, Greg«, erwiderte Sharon. »Ich glaube nicht, dass sie an deinen Angeboten interessiert ist.«
    Er lachte. An der Oberfläche war es höflich, jovial. Darunter aber einstudiert und aalglatt. »Sei nicht albern. Alle wollen das, was wir anzubieten haben. Wenn der glorreiche Übergang kommt, werden sogar die Anhänger unbedeutenderer Götter wünschen, sie hätten weiser gewählt.
    Sagen Sie mir, Diana«, wandte sich Greg nun an diese, »haben Sie je über Ihre Zukunft nachgedacht? Die Zukunft dieser ganzen Welt?«
    »Kann ich nicht behaupten«, antwortete sie. Das war nur die halbe Wahrheit. Sie hatte sich den Großteil ihres Lebens keine Gedanken über die Zukunft gemacht, aber die letzten Wochen hatten das geändert. Doch sie wollte ihm keinen weiteren Gesprächsstoff geben. Seine leicht ledrige Haut, die Puppenzähne und die perfekt getrimmten Augenbrauen stießen sie einfach ab. Alles an ihm war falsch, und jeder Instinkt sagte ihr, sie wollte nichts mit diesem Typen zu tun haben.
    »Das sollten Sie wirklich tun«, sagte er. »Wenn der große Umbruch kommt, werden nur die Starken an unserer Seite stehen. Und ich fühle, dass Sie diese Stärke in sich haben. Aber sie ist unkoordiniert, nicht kanalisiert.«
    »Müssen wir das jetzt machen?«, fragte Sharon. »Eigentlich wollten wir gerade nur zu Abend essen.«
    »Wenn nicht jetzt, wann dann?«
    »Wie wäre es mit nie?«, fragte Diana.
    Er war verblüfft. Sie auch. Normalerweise war sie nicht so unhöflich, aber es war deutlich zu sehen, dass Greg nicht der Typ war, der subtile Andeutungen verstand. Er war einer dieser Menschen, die von fast allen sympathisch, sogar charmant gefunden wurden. Aber für eine kleine Gruppe war er nur lästig. Diana gehörte zu dieser zweiten Kategorie.
    Sein Lächeln verschwand. Nur einen Augenblick lang.
    »Sie sollten wirklich noch einmal darüber nachdenken. Ich biete Ihnen hier ein seltenes Geschenk an.«
    »Verzichte.«
    »Wie Sie wollen.« Er gab ihr eine Visitenkarte. »Ich lasse Ihnen das hier einfach da. Falls Sie Ihre Meinung doch noch ändern.«
    Sie wollte die Karte nicht, aber sie heuchelte genug Höflichkeit, um sie in ihre Tasche zu stecken.
    In diesem Moment kamen seine Begleiter, und er entschuldigte sich.
    »Tut mir leid«, sagte Sharon.
    »Das ist nicht der Kerl, oder?«, fragte Diana. »Der, mit dem du arbeitest und den …«
    »O Gott, nein!« Sharon lachte. »Ich kann ihn kaum ertragen! Aber ob du es glaubst oder nicht, er meint es gut. Er mag ein egoistischer Blödmann sein, aber die meisten scheinen das nicht zu bemerken. Und er hat das Herz am rechten Fleck.«
    »Und was sollte das ganze Zeug mit dem großen Umbruch?«
    »Fachsimpelei. Ich möchte lieber nicht darüber reden.«
    »Na gut.«
    Sie beendeten ihre Mahlzeit, ohne noch einmal über irgendetwas Übernatürliches zu sprechen.

EINUNDZWANZIG

    Die Tür zu Chucks Apartment öffnete sich einen Spalt weit.
    »Bist du allein?«, fragte er.
    »Ja.«
    Die Tür schloss sich lautlos. Etwas rasselte dahinter, aber sie ging nicht wieder auf. Als sie den Türknauf ausprobierte, war immer noch abgeschlossen.
    Sie klopfte noch einmal.
    Seine Tür öffnete sich wieder ein Stück weit, sodass man sein halbes Gesicht sehen konnte. »Was willst du?«
    »Wollten wir nicht heute Abend zusammen essen?«, fragte sie.
    »Essen? Essen?« Sein Blick ging unstet hin und her. »Ich kann gerade nicht.«
    »Stimmt etwas nicht?«
    »Etwas?« Chuck lachte freudlos. »Ob etwas nicht stimmt? Alles stimmt nicht! Was stimmt schon? Überhaupt nichts

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