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Der Mondmann

Der Mondmann

Titel: Der Mondmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Vögel angegriffen worden.«
    »Ja, müsste...«
    Ich schaute durch die Lücke zwischen den beiden Vordersitzen und sah sein schweißnasses Gesicht. »Wenn das wirklich so passiert ist, wären aus dieser Gegend zahlreiche Menschen verschwunden, und so etwas fällt doch auf. Da hätte sich die Polizei längst einschalten müssen, und auch Maxine hätte sicherlich davon erfahren.«
    »Im Prinzip schon, John. Aber wer sagt uns denn, dass sich der geheimnisvolle Mondmann nur Menschen hier aus dem Tal geholt hat. Er kann sich auch welche aus anderen Gegenden geschnappt haben. Er muss sich doch nicht an Regeln halten, und du weißt selbst, wie viele Personen tagtäglich verschwinden, ohne wieder aufzutauchen.«
    »Klar.« Ich war mir nicht sicher, ob ich an diesen Mondmann glauben sollte. Klar, die Raben zeigten ein ungewöhnliches Verhalten, und die Farbe ihrer Augen war auch alles andere als normal, aber das bewies noch nicht die Existenz des Mondmanns.
    »Sie haben ihn also nicht gesehen, Mr. Marwood?«, erkundigte ich mich noch mal.
    »Nein, das sagte ich schon. Oder ja, ich habe ihn nicht gesehen. Aber er hat meine Frau geholt. So ist dieses verdammte Versprechen wieder eingelöst worden.« Casey Marwood versuchte, sich aufzurichten. Es blieb dabei. Er stöhnte bei einer falschen Bewegung auf, und Maxine riet ihm, sich nicht zu bewegen. Der Atem drang nur schwer aus seinem Mund, und als er dann wieder sprach, stand er kurz vor dem Weinen.
    »Sollte ich Melody je Wiedersehen, wird sie kein Mensch mehr sein, sondern ein Rabe. Immer wenn ich dann einen Vogel mit gelben Augen sehe, muss ich daran denken...« Die Stimme, die schon gequält geklungen hatte, brach ganz ab, und er konnte das Weinen nicht unterdrücken.
    Jeder von uns verstand ihn. Allerdings fiel es mir schwer, seiner Logik zu folgen. Wieso Mondmann? War es eine Gestalt, die sich nur bei Mondlicht zeigte und davon profitierte wie ein Werwolf oder ein Vampir, oder war es eine Gestalt, die nur gern das Mondlicht hatte? Was steckte hinter ihm? Welche Geschichte? Wo kam er wirklich her? Wenn es ihn gab, mussten wir uns auf einen Menschen einstellen oder auf ein Monster?
    Ich wusste es nicht, und Casey Marwood konnte mir wohl auch nicht weiterhelfen.
    Trotzdem fragte ich ihn, denn er hatte sich in der Zwischenzeit wieder etwas erholt.
    »Können Sie uns vielleicht sagen, was hinter dieser Legende steckt? Woher ist er gekommen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Weiß es überhaupt jemand?«
    »Keine Ahnung. Man spricht davon, und die Zeit im Mai ist wieder gekommen. Die Menschen hier sind überzeugt, dass er da ist, um sich ein neues Opfer zu holen. Das hat er leider in meiner Frau Melody gefunden.«
    Marwood blieb bei seiner Meinung, und auch wir würden ihn davon nicht abbringen.
    Maxine Wells legte ihre Arme auf die Rückenlehne des Beifahrersitzes und sagte mit leiser Stimme: »Das ist das eine Problem, John, aber es gibt noch ein zweites.«
    »Du meinst Carlotta.«
    »Wen sonst?«
    »Hat sie eigentlich ein Handy bei sich?«
    »Nein, nein. Ich wollte, sie hätte eines. Ich werde es mir aber merken, wenn sie wieder mal losfliegt.«
    »Das ist gut. Nur muss ich dir ehrlich sagen, Max, ich weiß auch nicht, wo wir anfangen sollen zu suchen. Das Tal ist groß. Es ist uns unbekannt, und sollte es diesen Mondmann tatsächlich geben, dann müssen wir auch damit rechnen, dass er sich...«
    »Sprich es nicht aus, John!«
    »Aber du schließt es nicht aus?«
    »Nein.«
    Ich hob die Schultern. Ich wusste nicht, was wir unternehmen sollten und was für uns das Beste war. Noch mal das Tal durchqueren und auf den Zufall hoffen oder zurück nach Dundee fahren? Carlotta war nicht dumm. Sie wusste ja, wo unser und ihr Anlaufpunkt war. Es war auch möglich, dass sie uns trotz der eingeschalteten Scheinwerfer nicht gesehen hatte.
    »Sag was, John!«
    Ich wollte es tun. Jemand anderer kam mir zuvor. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich einen Schatten, der an der Frontscheibe vorbeihuschte. Es konnte auch ein großes Blatt sein, das der Wind durch die Luft getrieben hatte, aber der dumpfe Laut auf der Motorhaube belehrte uns eines Besseren.
    Dort war ein Vogel gelandet. Ein Rabe mit Mondlichtaugen, die geradewegs durch die Scheibe schauten.
    Trotz der Dunkelheit war der Vogel recht gut zu sehen, und ich sah auch, dass er etwas zwischen seinem Schnabel hielt. Was es genau war, erkannte ich nicht.
    Deshalb holte ich die Lampe hervor, schaltete sie ein und richtete den Strahl direkt auf den

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