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Der Mondmann

Der Mondmann

Titel: Der Mondmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nach einem weiteren Flügelschlag auf gleicher Höhe.
    Diesmal nahm sie die Handkante.
    Sie traf zielsicher die Stelle zwischen Nacken und Körper. Das Tier ruckte noch mal in der Luft, bevor es wie ein Stein dem Erdboden entgegenfiel.
    Blieben noch zwei!
    In der Luft schaute sich Carlotta um. Sie sah die Raben über sich, aber so weit entfernt, dass sie nur wegen ihrer gelben Augen zu erkennen waren.
    Griffen sie an?
    Es sah nicht danach aus, denn sie blieben auch weiterhin in der Luft und bewegten sich hektisch.
    Carlotta wollte reinen Tisch machen und flog ihnen entgegen. Nicht noch mal kämpfen und sich dabei in die Defensive drängen lassen. Jetzt die Initiative ergreifen und auch die letzten beiden Raben ausschalten.
    Carlotta schaffte es nicht mehr, den Vorsatz in die Tat umzusetzen. Die Raben bemerkten, dass sie sich auf der Verliererstraße befanden. Sie krähten noch mal wild und böse auf, bevor sie das Weite suchten und in den dunklen Nachthimmel flogen, wo auch der Glanz ihrer Augen von der Schwärze aufgesaugt wurde.
    Das Vogelmädchen war froh. Gleichzeitig fühlte es sich matt und erschrak, als es fiel. Mit schnellen Bewegungen der Flügel fing Carlotta sich ab und sank wenig später wieder in die Tiefe, weil sie sich einen Platz für die Landung aussuchen wollte.
    Den fand sie in einer breiten Mulde, in der starres Strauchwerk wuchs, das ihr einen leichten Schutz gab.
    Ihr Herz klopfte viel lauter als gewöhnlich. Sie wollte zur Ruhe kommen und suchte zunächst mal die Umgebung ab, aber vor den Raben brauchte sie keine Furcht mehr zu haben, denn auch die letzten beiden kehrten nicht mehr zurück.
    Carlotta schloss die Augen und sank in die Knie. Erst jetzt merkte sie, wie sehr sie zitterte. Der verdammte Kampf hatte doch seine Spuren hinterlassen.
    Sie schloss die Augen. Allmählich ebbte auch die starke Spannung ab, und so drang die Normalität bei ihr mehr durch, und sie fühlte auch wieder die Schmerzen, die ihr die Schnabelhiebe beigebracht hatten. Beim Luftkampf hatte sie darauf nicht achten können.
    Die Schnabelspitzen hatten sie am Kopf getroffen. Das nicht nur einmal, denn das Brennen war an verschiedenen Stellen zu spüren. Auf dem Kopf und auch an den Seiten. Dort befanden sich die kleinen Wunden, aus denen sich Blutstropfen lösten, die an ihren Fingern klebten, als sie darüber hinwegstrich.
    Die kleinen Wunden störten sie nicht. Sie würden bald verkrustet sein. Mehr Angst hatte sie um ihre Flügel. Zwar war sie noch normal zu Boden geflogen, aber sie hatte nicht die Federn vergessen, die nahe bei ihr geschwebt hatten.
    Beide Arme schob sie dem Rücken entgegen, wobei es schwierig war, an die Flügel heranzukommen, weil sie einfach zu stark mit den Schulterblättern verwachsen waren.
    Über einen Teil des Gefieders strichen ihre Finger hinweg, und sie war froh, dass sie keine Veränderungen spürte.
    Aufatmen. Sich wieder auf die Umgebung konzentrieren. Sie schaute nach vorn. Dort hob sich die dunkle und mächtige Silhouette des alten Turmes ab.
    Das brachte sie wieder auf einen bestimmten Gedanken, denn aus dem Bauwerk hatte sie das jämmerliche Stöhnen gehört, und es war die Stimme einer Frau gewesen.
    Sie befand sich in einer Zwickmühle, das gab sie sich selbst gegenüber zu. Sie steckte fest und wusste nicht, was sie unternehmen sollte. Dass sie sich von Maxine und John entfernt hatte, würde ihr noch einige Vorwürfe einbringen. Die beiden hatten mit ihren Bedenken nicht so falsch gelegen, denn es wäre für sie beinahe auch schief gelaufen. Wenn sie jetzt zu ihren Freunden zurückkehrte, gab es Ärger, und wenn sie erst später eintraf, würde es ebenfalls Probleme geben.
    Also Jacke wie Hose!
    Die Entscheidung stand für sie fest. Sie hatte das jämmerliche Stöhnen aus dem Turm gehört. Da befand sich ein Mensch in großer Not, und dem musste sie einfach helfen.
    Mit diesem Vorsatz verließ sie die Mulde.
    ***
    Im Wagen hatte Carlotta zwar nicht viel gesagt und sich dementsprechend wenig an dem Gespräch beteiligt, aber sie wusste schon, um was es ging.
    Es gab den geheimnisvollen Mondmann, der ihr bisher noch nicht über den Weg gelaufen war. Dafür hatte sie möglicherweise seine Helfer erlebt. Sie ging deshalb davon aus, dass der Mondmann mindestens genauso schlimm war wie sie, wenn nicht noch gefährlicher.
    Auch wenn Entfernungen in der Dunkelheit nicht so genau zu schätzen waren, der Turm lag trotzdem von ihr nicht weit entfernt, und sie musste nicht lange laufen, um

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