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Der Mondmann

Der Mondmann

Titel: Der Mondmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dem verschmierten Blut zwar schlimm aussah, die Wunden allerdings nicht so tief waren. Was er an Prellungen abbekommen hatte, darum wollte sich Maxine später kümmern.
    Ich überließ Casey Marwood zunächst ihrer Obhut und verließ den Geländewagen.
    Hier draußen empfing mich die Kühle der Nacht. Über allem lag die Dunkelheit. Ich hielt vergeblich nach den Raben Ausschau, die sich auch um uns nicht mehr gekümmert hatten.
    Wir vermissten sie nicht. Dafür allerdings Carlotta.
    Das Vogelmädchen war und blieb verschwunden. Es war zum Verrücktwerden. Vor allen Dingen machte sich Maxine Wells große Vorwürfe, aber sie hätte das Vogelmädchen auch nicht einsperren können.
    Im Moment war Maxine beschäftigt, und ich umkreiste den Wagen, der fast mitten auf der Straße stand.
    Es brachte nichts Neues. Die Raben waren ebenso wenig zu sehen wie Carlotta. Eine bedrückende Stille hatte sich über die Gegend gesenkt. Ich räumte auch das Rad von der Fahrbahn und legte es am Rand der Straße ab. Dann ging ich wieder zurück zum Wagen und setzte mich auf den Beifahrersitz.
    Maxine und ihr Patient befanden sich weiterhin im Fond. Die Tierärztin sprach mit dem Mann, dessen Gesicht sie bereits behandelt hatte, der aber trotzdem stöhnte.
    »Sie müssen in Ihrer Lage bleiben«, beschwor Maxine ihn.
    »Was hat er denn?«, fragte ich.
    »Abgesehen von den Wunden durch die Schnabelhiebe, ist was mit seinem rechten Knöchel und mit dem Knie.«
    »Gebrochen?«
    »Nein, zum Glück nicht.«
    »Weißt du schon mehr über ihn?«
    Maxine hob die Schultern. »Nur Bruchstücke. Soviel ich verstanden habe, ist er auf der Suche nach seiner kranken Frau. Er geht davon aus, dass sie entführt wurde.«
    »Wie bitte?«
    »Ja, du hast richtig gehört.« Maxine blickte schräg über die Lehne hinweg, damit sie mich anschauen konnte. »Und dieser Entführer soll kein anderer als unser geheimnisvoller Mondmann sein.«
    In den folgenden Sekunden schwieg ich. Dann fragte ich: »Hat er ihn gesehen?«
    »Das wohl nicht.«
    »Weshalb ist er sich so sicher?«
    »Es geht um den Vogel. Der Rabe mit seinen durch Mondlicht gefüllten Augen. Er ist zugleich das Problem und auch der Hinweis, dem wir nachgehen müssen. Ich sehe es aus zweierlei Gründen als positiv an, dass wir ihn getroffen haben. Zum einen können wir uns um seine Verletzungen kümmern, und zum anderen kann er uns vielleicht weiterhelfen.«
    »Wenn er weiß, wo sich die Gestalt aufhält.«
    »Das wohl eher nicht.«
    Ich wusste mir zunächst auch keinen Rat mehr und überließ der Tierärztin das Feld.
    Sie gab ihrem Patienten noch etwas zu trinken und bat ihn, seine Lage nicht zu verändern.
    »Gut, das werde ich tun. Aber wie geht es mit mir weiter?«
    »Wir bringen Sie in meine Praxis.«
    »Sie sind Ärztin?«
    »Kann man sagen.«
    »Komisch«, flüsterte Marwood, »ich kenne Sie nicht. Sie stammen nicht hier aus der Umgebung – oder?«
    »Das ist wohl wahr.«
    »Und wo...«
    »In Dundee.«
    Marwood schwieg. Die Antwort musste ihm einen leichten Schock versetzt haben.
    »Warum sagen Sie nichts?«
    »Ich weiß es nicht. Es ist mir alles so fremd. Sie... Sie... wollen mich nach Dundee bringen?«
    »Das hatte ich vor.«
    »Und meine Frau? Was ist mit Melody?« Seine Stimme steigerte sich. »Sie ist krank. Sie leidet unter Fieberanfällen, die alles andere als ein Spaß sind.«
    »Das akzeptiere ich, Mr. Marwood. Wir können Sie aber auch zu ihrem Haus bringen.«
    »Nein, nein, da will ich nicht hin. Da würde ich durchdrehen.«
    »Dann machen Sie einen besseren Vorschlag.«
    Aus seinem Mund wehte ein Seufzer. »Ich... ich... weiß es leider auch nicht«, flüsterte er.
    Für mich war der Mann so weit okay, dass er auch meine Fragen beantworten konnte.
    »Bitte, Mr. Marwood, ich möchte Ihnen sagen, dass wir nicht rein zufällig hier sind. Auch wir sind auf der Suche nach dem Mondmann. Da können Sie uns unter Umständen helfen.«
    »Wie denn?«
    »Ganz einfach. Indem Sie uns sagen, wie dieser Mondmann aussieht.«
    An Stelle einer Antwort erntete ich ein Lachen. »Sie können fragen. Das weiß ich doch nicht.«
    »Das heißt, Sie haben ihn nicht gesehen?«
    »Noch nie.«
    »Aber Sie wissen von ihm?«
    »Die Geschichte kennt jeder hier in der Gegend. Aber niemand weiß so recht, ob sie stimmt. Angeblich holt sich der Mondmann Menschen und verwandelt sie in Raben.«
    »Das ist uns auch bekannt. Dann müsste er sich aber schon viele Menschen geholt haben, denn wir sind von zahlreichen dieser

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