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Der Mondscheingarten

Der Mondscheingarten

Titel: Der Mondscheingarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Brandzeichen ist unter dem Lack. Fast so, als hätte der Geigenbauer das Holzstück erst mal verziert, bevor er es gelackt hat. Beinahe wie eine Signatur.«
    »Das wäre dann aber äußerst ungewöhnlich. Geigenbauer bringen ihre Signaturen nicht außen an der Geige an. Das machen heutzutage nur irgendwelche überkandidelten Musiker, die glauben, dass sie durch ihr Können allein schon Götter sind.«
    »Aber irgendwie schien unser Geigenbauer aus seiner Geige etwas Besonderes machen zu wollen. Gibt es wirklich keine anderen Geigen mit irgendwelchen Mustern?«
    »Doch, natürlich gibt es verzierte Geigen. Allerdings stammen die nicht von großen Meistern. Ich möchte mal sehen, wie Guarneri oder Stradivari reagiert hätten, wenn ­jemand eine bemalte Geige von ihnen gefordert hätte.«
    »Wenn man sie gut dafür bezahlt hätte, hätten sie das sicher getan.«
    »Nein, da irrst du dich, meine Liebe. Natürlich fertigten sie Auftragsarbeiten an, allerdings nicht solche, die ihr Prestige in Gefahr gebracht hätten. Wenn jemand eine mit Rosen verzierte Geige für seine Tochter haben wollte, egal, welche Auswirkungen der Zierrat auf den Klang hatte, konnte er damit rechnen, dass der Meister ablehnt und ihn zu einem weniger guten Kollegen schickt. Bei Stradivari und Co haben nur Instrumente die Werkstatt verlassen, die dem Meister alle Ehre gemacht hätten.«
    »Dann kann ich davon ausgehen, dass ich eine völlig wertlose Geige bekommen habe.« Lilly konnte nicht sagen, dass sie darüber enttäuscht gewesen wäre. Eine kostbare Geige einfach zu verschenken, wäre noch verrückter gewesen.
    »Dazu muss ich das Baby erst mal sehen. Warum kommst du nicht einfach mal her und lässt mich einen Blick drauf werfen? Und natürlich auch auf das Notenblatt.«
    »Meinst du wirklich? Du hast doch sicher viel zu tun.«
    »Und ob!«, seufzte Ellen, setzte aber gleich hinzu: »Aber du kommst auf jeden Fall! Es wird mir eine Freude sein, mir deine Geige und dein Notenblatt anzusehen und dich ein wenig durch London zu schleifen. Wir haben uns schon so lange nicht mehr gesehen, und wenn ich ehrlich bin, habe ich in den letzten Wochen ständig nach einem Grund gesucht, dich hierherzulocken.«
    »Dann hast du mir diesen alten Kauz mit der Geige geschickt?«
    »Nein, ich schwöre, dahinter stecke ich nicht. Aber es ist eine gute Idee fürs nächste Mal. – Also, wann kannst du kommen?«
    »Aber mache ich dir nicht zu viel Arbeit? Ich will nicht, dass das Ganze …«
    »Quatsch!«, schnitt Ellen ihr das Wort ab. »Du machst mir nicht zu viel Arbeit, und es wird auch nicht in Stress ausarten, versprochen. Ich habe Abwechslung bitter nötig, außerdem will ich dich unbedingt sehen. Du fehlst mir tierisch, Lilly! Und Dean, Jessi und Norma werden sich auch freuen, dich mal wiederzusehen. Du weißt doch, wie sehr meine Mädchen in dich vernarrt sind.«
    »Das weiß ich. Und ich freue mich auf euch alle.«
    »Das heißt also, du kommst?«
    Lilly jubelte innerlich auf. »Ja, das heißt es. Ich muss nur noch eine Vertretung für meinen Laden finden. Und du musst mir sagen, wann es passt, nicht, dass du da wieder nach New York jetten musst.«
    »Keine Bange, es passt. Ich vermute mal, dass hinter deiner Geige eine sehr interessante Geschichte steckt. Oder sogar ein Geheimnis, das wir beide ergründen können. Erinnerst du dich noch an unsere Schatzsuche auf dem Dachboden eures Hauses?«
    Lilly lächelte breit in sich hinein. »Ja, daran erinnere ich mich. Nur haben wir leider nie was wirklich Geheimnisvolles gefunden.«
    »Dafür aber eine Menge Trödel. Wahrscheinlich hast du dort oben den Grundstein für deine Liebe zu Antiquitäten gelegt.«
    Ja, das war durchaus möglich. Schon immer hatten Lilly alte Dinge interessiert. Der Dachboden ihres Elternhauses hatte ihr eine reiche Spielwiese geboten, auf der sie mit Ellen nur zu gern unterwegs gewesen war. Überall alte Kisten und Möbel. Gegenstände, die den Krieg überlebt hatten, unmodern geworden oder ganz einfach vergessen worden waren. Ellen hatte es gefallen, sich hinter den Kisten zu verstecken und sie zu erschrecken. Lilly hingegen hätte sich stundenlang in den Anblick einer geschnitzten Truhe versenken können, denn diese zeigte verschiedene Bilder, deren Bedeutung ihr als Kind nicht aufgegangen war. Mittlerweile wusste sie aber, dass es sich um einen Totentanz gehandelt hatte.
    »Und du vielleicht deine Liebe zu alten Instrumenten gefunden«, entgegnete Lilly, die Erinnerung

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