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Der Monstrumologe und der Fluch des Wendigo

Der Monstrumologe und der Fluch des Wendigo

Titel: Der Monstrumologe und der Fluch des Wendigo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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zu den gegenwärtigen Witterungsverhältnissen oder der Speisenfolge für unser längst überfälliges Abendessen.
    Nicht gewillt, seinen unermesslichen Zorn auf mich zu laden, pflegte ich dann eine Antwort hervorzustammeln und mit der besten Vermutung herauszuplatzen, die ich hatte und die für gewöhnlich irgendwo im Satz den Namen Darwins, Warthrops persönlichem Helden, beinhaltete.
    Die Masche zog nicht immer.
    »Darwin!«, schrie der Monstrumologe einmal als Antwort und schlug mit der Faust aufgeregt in die Handfläche. »Darwin! Also wirklich, Will Henry, was hat Darwin mit der heimatlichen Volkskunde der Karpaten zu tun? Oder dem Mythos Homer? Oder altnordischer Kosmologie? Habe ich dir nicht die Bedeutsamkeit dieser Bemühung tief eingeprägt? Sollte ich hierin versagen, dem zukunftsweisenden Moment meiner Laufbahn, werde nicht nur ich, gedemütigt und in Verruf geraten, untergehen, sondern das ganze Haus wird untergehen! Das Ende der Monstrumologie, der sofortige und unwiderrufliche Verlust fast zweier Jahrhunderte selbstloser Hingabe von Männern, die all jene, die nach ihnen kamen, in den Schatten stellen, mich selbst eingeschlossen. Selbst mich, Will Henry. Denke daran!«
    »Ich glaube, es war … Sie sprachen über die Karpaten, glaube ich.«
    »Guter Gott! Das weiß ich, Will Henry. Und der einzige Grund, weshalb du es weißt, ist, dass ich es gerade gesagt habe!«
    So heftig er sich auch auf die Aufgabe seiner mündlichen Darstellung stürzte, noch emsiger arbeitete er an seiner schriftlichen Erwiderung, wobei er wenigstens zwölf Entwürfe aufsetzte, jeden davon in seinem nahezu unleserlichen Gekritzel, die in leserliche Form zu übertragen mir zufiel. Denn wäre die Erwiderung in ihrem ursprünglichen Zustand an die Druckerei gegeben worden, sie wäre unzweifelhaft zusammengeknüllt und mir an den Kopf geworfen worden.
    Nach Abschluss meiner Stunden der Plackerei, wenn ich wie ein mittelalterlicher Mönch mit schmerzenden, tintenverschmierten Fingern und juckenden, brennenden Augen über meinen Schreibtisch gebeugt saß, riss mir dann der Monstrumologe die Frucht meiner Arbeit aus den zitternden Händen und verglich sie mit dem Original, indem er sich auf die Jagd nach dem kleinsten Fehler begab, welchen er, selbstverständlich, ausnahmslos fand.
    Am Ende dieser herkulischen Anstrengung, nachdem das fertige Produkt vom Drucker geliefert und wenig zu tun geblieben war (und wenig vom Monstrumologen geblieben war, denn er musste mehr als fünfzehn Pfund verloren haben, seit das Projekt seinen Anfang genommen hatte), außer auf die Versammlung jenes Herbstes zu warten, verfiel er in eine tiefe Depression. Der Monstrumologe zog sich in sein mit Fensterläden verschlossenes Studierzimmer zurück, wo er in sowohl tatsächlicher wie auch metaphysischer Düsternis vor sich hin brütete und sich weigerte, meine halbherzigen Versuche, sein Leiden zu lindern, auch nur wahrzunehmen. Ich brachte ihm Himbeerteilchen (sein Lieblingsbackwerk) vom Bäcker. Ich teilte mit ihm den jüngsten Klatsch, den ich von den Gesellschaftsseiten (sie übten einen seltsamen Reiz auf ihn aus) und den örtlichen Begebenheiten unseres kleinen Dörfchens New Jerusalem zusammengetragen hatte. Es spendete ihm keinen Trost. Er verlor sogar das Interesse an der Post, die ich für ihn, ungelesen, auf dem Schreibtischanordnete, bis die Schreibtischplatte so dicht bedeckt war wie der Waldboden vom Herbstlaub.
    Gegen Ende August traf ein großes Paket aus Menlo Park ein, und für ein paar Augenblicke war er wieder ganz der Alte und ergötzte sich am Geschenk seines Freundes. Beigefügt war eine kurze Notiz: Mein ganzer Dank für Ihre Hilfe bei der Konstruktion, Thom. A. Edison. Für den Zeitraum einer Stunde spielte er mit dem Phonographen, und dann rührte er ihn nicht mehr an. Er stand auf dem Tisch neben ihm wie ein stummer Tadel. Hier war der Traum, der von Thomas Edison wahr gemacht worden war, einem Mann, der als einer der größten Geister seiner Generation, wenn nicht der ganzen Geschichte gepriesen werden sollte, ein wahrhafter Mann der Wissenschaft, dessen Welt sich für immer verändert haben sollte, weil er in ihr gelebt hatte.
    »Was bin ich, Will Henry?«, fragte der Doktor eines regnerischen Nachmittags unvermittelt.
    Ich antwortete mit dem wörtlichen Verständnis eines Kindes, das ich zu der Zeit ja auch war.
    »Sie sind ein Monstrumologe, Sir.«
    »Ich bin ein Staubkorn«, sagte er. »Wer wird sich an mich erinnern, wenn ich

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