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Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes

Titel: Der Monstrumologe Und Die Insel Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Yancey
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Henry war. Er war der Mann der Großtante meines Vaters. Vermutlich ist es nur ein verrückter Zufall, aber ich denke, vielleicht sind Sie ja interessiert, falls Sie sich das Zeug mit dem Finden der Tagebücher nicht einfach ausgedacht haben.
    Mit freundlichen Grüßen,

Elizabeth Reed
1
    Ein paar E-Mails und ein Telefonat später saß ich im Flieger nach New York, um mich mit Elizabeth in ihrer HeimatstadtAuburn zu treffen. Nach ein wenig angenehmer Plauderei und ein paar Tassen Kaffee in einem örtlichen Diner-Imbiss nahm sie mich auf den Fort-Hill-Friedhof mit. Meine Führerin war eine lebhafte, extrovertierte Frau mittleren Alters, die inzwischen die Faszination, die das Geheimnis Will Henrys auf mich ausübte, mit mir teilte. Sie stimmte mit mir darin überein – wie jeder vernünftige Mensch es tun würde –, dass seine Geschichte mehr Fiktion als Fakt sein musste, aber ihre ganz reale familiäre Verbindung zu einem Mann mit diesem Namen war keine Erfindung. Es war diese Verbindung, die mich nach New York und auf diesen Friedhof brachte. Sie hatte mir ein Bild des Grabsteins gemailt, aber ich wollte ihn mit eigenen Augen sehen.
    Es war ein wunderschöner Nachmittag, die Bäume herausgeputzt mit all ihrer herbstlichen Pracht, der Himmel von wolkenlosem, strahlendem Blau. Und ich stand, drei Jahre und drei Monate nach dem ersten Lesen dieser quälenden einleitenden Zeilen ( Dies sind die Geheimnisse, die ich gehütet habe. Dies ist das Vertrauen, das ich niemals missbraucht habe  …), am Fuße des Grabes, vor einer granitenen Gedenktafel, auf die eingemeißelt war:
    LILLIAN BATES HENRY
    Geliebte Ehefrau
    ***
    Abschied nehmen ist alles,
    was wir vom Himmel kennen
    ***
    Und alles, was wir von der Hölle brauchen.
    »Ich habe sie nie kennengelernt«, erzählte Elizabeth. »Aber mein Vater sagte, sie war ein Original.«
    Ich konnte die Augen nicht von dem Namen abwenden. Bis zu diesem Moment hatte ich nichts Greifbares außer den Tagebüchern und ein paar alten Zeitungsausschnitten und anderen fragwürdigen Artefakten, die zwischen den vergilbten Seiten steckten, gehabt. Doch hier war ein Name in Stein gemeißelt. Nein – mehr als das. Hier war ein Mensch, buchstäblich genau vor meinen Füßen, über den Will geschrieben hatte.
    »Haben Sie ihn gekannt?«, fragte ich heiser. »Will Henry?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich kannte sie beide nicht. Er verschwand ein paar Jahre nach ihrem Tod, bevor ich geboren wurde. Es gab ein Feuer …«
    »Ein Feuer?«
    »Ihr Haus. Wills und Lillys. Ein Totalschaden. Die Polizei ging von Brandstiftung aus und die Familie ebenfalls.«
    »Sie glaubten, Will Henry hatte es gelegt, stimmt’s?«
    »Meine Familie mochte ihn nicht besonders.«
    »Wieso?«
    Sie zuckte die Achseln. »Papa sagte, er war … irgendwie merkwürdig. Aber das ist nicht der Hauptgrund.«
    Sie kramte in ihrer Handtasche. »Ich habe ein Bild von ihr mitgebracht.«
    Mein Herz schlug schneller. »Ist Will darauf?«
    Sie zog eine verblasste Polaroidfotografie heraus und hielt sie leicht schief, um den grellen Schein der Sonne von oben zu mindern.
    »Es ist das einzige, das ich unter Papas Sachen finden konnte. Ich suche aber noch; vielleicht finde ich noch andere. Es ist von ihrem fünfundsiebzigsten Geburtstag.«
    Ich rechnete es schnell aus. »Das wäre 1949 gewesen – ihr vorletzter.«
    »Nein, es war ihr letzter. Sie starb vor ihrem nächsten Geburtstag.«
    »Ist das Will, der da links von ihr sitzt?« Er schien ungefähr das richtige Alter zu haben.
    »Oh, nein. Das ist ihr Bruder, Reggie, mein Urgroßvater. Will sitzt auf der anderen Seite.«
    Das Foto war mehr als sechzig Jahre alt und nicht ganz scharf,aber der Mann zu Lillys Rechten kam mir mindestens zwanzig Jahre jünger vor als sie. Elizabeth stimmte mir zu.
    »Das ist der Hauptgrund, warum meine Familie ihn nicht mochte, Papa zufolge. Lilly erzählte jedem, er sei zehn Jahre jünger, aber auf diesem Bild sieht es nach doppelt so viel aus. Alle dachten, er hätte Tante Lilly ihres Geldes wegen geheiratet.«
    Ich konnte die Augen nicht von der verschwommenen Fotografie losreißen. Ein hageres Gesicht, dunkle, tief liegende Augen und ein steifes, ein bisschen rätselhaftes Lächeln. Dies sind die Geheimnisse, die ich gehütet habe.
    »Kinder?«, fragte ich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie hatten nie welche. Und Papa sagte, sie hätten nie irgendwelche von Wills Verwandten kennengelernt. Er war total geheimnisumwittert. Es wusste nicht mal

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