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Der Mord des Jahrhunderts - Collins, P: Mord des Jahrhunderts

Der Mord des Jahrhunderts - Collins, P: Mord des Jahrhunderts

Titel: Der Mord des Jahrhunderts - Collins, P: Mord des Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Collins
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überlappenden Zehen oder Muttermalen an bestimmten Stellen oder Narben an anderen Stellen oder möglicherweise einer der fünf genannten Besonderheiten. Aber haben Sie« – Youngs machte eine dramatische Pause – »je eine Leiche gesehen, die alle fünf Merkmale aufwies? «
    »Nein«, sagte Newton nur.
    »Das ist alles.« Youngs grinste Howe an.
    »Einen Moment!«, brüllte Howe, als Newton aufstehen wollte. Niedergeschlagen sank der Angestellte auf den Stuhl zurück. Der Verteidiger richtete seinen Blick fest auf den Mann im Zeugenstand und wurde todernst. »Erinnern Sie sich an den Fall … Aimee Smith?« Ref 679
    Newton zuckte zurück, als hätte ihn ein Stromschlag getroffen. »Ja«, sagte er und atmete angestrengt.
    Es war ein schimpflicher Skandal gewesen: Im März dieses Jahres war eine junge Frau in einem Hotel in der Third Avenue an einer plötzlichen Erkrankung verstorben, doch von »Mr Everett«,
der sich als ihr Ehemann in das Gästebuch eingetragen hatte, fehlte jede Spur. Nach ein paar Tagen stellte sich heraus, dass es sich bei »Mrs Everett« um die hübsche junge Sonntagsschullehrerin Aimee Smith aus Hackensack, New Jersey, handelte – und »Mr Everett« wurde von einem Portier als Nelson Weeks identifiziert; er war der verheiratete Direktor selbiger Sonntagsschule. Aus Angst vor einem Skandal war er aus dem Hotel geflüchtet und hatte die junge Frau zurückgelassen, um sie im Leichenschauhaus zu einer Jane Doe werden zu lassen. »Wie oft wurde sie falsch identifiziert?«
    »Überhaupt nicht.« Der Angestellte war empört. »Ich habe sie sofort identifiziert, als ich sie sah.«
    »Bringen Sie Isaac Newton morgen wieder hierher!«, forderte Howe, als das Gericht die Verhandlung bis zum nächsten Tag unterbrach. Er war noch nicht fertig mit ihm.
     
    Als sich das Gerichtsgebäude leerte, flatterten die Brieftauben des Journal an den Fenstern vorbei. Die ersten vier Seiten der heutigen Abendausgabe würden dem Fall gewidmet sein, der damit sämtliche anderen nationalen oder internationalen Nachrichten verdrängte, darunter ein Friedensangebot der Spanier an Präsident McKinley, ein fast einstimmiges Votum des Parlaments von Georgia zum Verbot der »brutalen« Sportart Football sowie die Meldung, dass der berüchtigte Verbrecher »Dynamite Dick« von Polizisten in der Wildnis des Indianerterritoriums erschossen worden war. Mit dem Aufgebot an Ärzten und Professoren, die für den nächsten Tag als Zeugen vorgesehen waren, bekam der Mordprozess, der zugleich ein Indizienprozess war, historische Bedeutung. Ref 680 Ref 681 Ref 682 Ref 683
    »Der Fall ist weit mehr als eine kurzlebige Sensation«, stellte ein Reporter des Brooklyn Eagle fest. »Die rechtlichen Aspekte sind bedeutend und wichtig und könnten für viele künftige Prozesse eine Präzedenzwirkung haben.« Ref 684

    Howe, der an seiner Verteidigerbank sitzen geblieben war, versicherte den Reportern strahlend, dass es zudem ein historischer Sieg werden würde. »Wir werden praktisch alle Zeugen der Anklage widerlegen«, erklärte er kategorisch. Ref 685
    Und das schien nicht nur eine leere Drohung zu sein: Einem Reporter des Herald war zu Ohren gekommen, dass die Wetten auf den Prozessausgang inzwischen annähernd 50:50 standen. Zugegeben, was die Beweislage betraf, sah es für Thorn nicht gut aus, doch Howe stand in dem untadeligen Ruf, seine Angeklagten aus allem herauszuboxen. Beim Verlassen des Gerichtssaals war er jedoch überrascht zu sehen, wer die ganze Zeit als Zuschauer oben auf der Galerie gesessen hatte. Maria Barberi? Ref 686
    Sie war umringt von Reportern. Barberi war die erste Frau, die je zum Tod auf dem elektrischen Stuhl verurteilt worden war. Vor gerade einmal einem Jahr hatte sie selbst auf der Verteidigerbank gesessen und Berufung gegen das Urteil eingelegt, das auf Mord lautete. Sie war wegen Unzurechnungsfähigkeit freigesprochen worden, da sie ihrem Liebhaber die Kehle mit einem Rasiermesser in einem »psychisch-epileptischen Anfall« durchgeschnitten hatte, wie es ihr Anwalt formulierte – ein sonderbar zweckdienlicher Anfall, musste man sagen. Der Fall war derart aufsehenerregend gewesen, dass bereits ein Broadwaystück daraus gemacht worden war. Und nun saß Barberi als freie Frau auf der Galerie direkt neben dem Anwalt, der sie vor dem elektrischen Stuhl gerettet hatte: kein anderer als Manny Friend, der nun Mrs Nack vertrat. Ref 687 Ref 688 Ref 689
    Mit ihrer runden Brille und dem weißen, blumengeschmückten Hut,

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