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Der Mord des Jahrhunderts - Collins, P: Mord des Jahrhunderts

Der Mord des Jahrhunderts - Collins, P: Mord des Jahrhunderts

Titel: Der Mord des Jahrhunderts - Collins, P: Mord des Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Collins
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nachgewachsen war. Eine Frau auf der Galerie bekannte, dass sie sogar schon für ihn gesungen hatte. Ref 778
    »Ich stelle mich immer vor die ›Gräber‹ und singe dort für die Gefangenen«, erklärte sie. »Dort wurde mein Interesse für Thorn und Mrs Nack geweckt. Ich gehe zu fast allen großen Prozessen.« Ref 779

    Und dieser hier versprach, der größte von allen zu werden. Die rasch neu gewählte Jury – MACHT EINEN GESCHEITEREN EINDRUCK ALS DIE VORIGE TRUPPE, lautete eine Schlagzeile – bestand aus zwei Bauern, einem Blumenhändler, einem Grundstücksmakler, einem Austernhändler und ganzen sieben Bauhandwerkern, denen es der Novemberfrost möglich machte, auf der Geschworenenbank Platz zu nehmen. Ref 780 Ref 781
    Nach einer raschen Vernehmung der Kinder und Polizisten, die bereits im ersten Prozess gehört worden waren, kam man bald zum ersten neuen Zeugen: Mrs Clara Nunnheimer, einer Nachbarin aus Woodside. Mit ihrer jugendlich frischen und fröhlichen Ausstrahlung brachte die junge Frau den Raum förmlich zum Leuchten, als sie im Zeugenstand Platz nahm. Ref 782
    »Erinnern Sie sich an den 25. Juli?«, fragte der Staatsanwalt. »Ja, Sir.« Sie nickte vergnügt. Freitags, erklärte sie, hackte sie immer Holz. Gegen elf Uhr hatte sie Mrs Nack und einen Mann in einem hellen Anzug aus einer Straßenbahn steigen und in das Nachbarhaus gehen sehen. Sie hatte ihn nie wieder herauskommen sehen, aber kurz darauf hatte sie einen anderen Mann an einem der Fenster im Obergeschoss gesehen – einen in blauen Hemdsärmeln. Ref 783
    »Der Mann zwischen den beiden Polizisten dort?«, fragte der Staatsanwalt und deutete auf einen Martin Thorn, der keine Miene verzog.
    »Ja, Sir.«
    Howe wollte davon nichts wissen. »Sie wollen von Ihrem Platz im Garten aus, wo Sie Holz hackten, die Gesichtszüge eines Mannes gesehen haben, der aus der Straßenbahn stieg?«
    Mrs Nunnheimer schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.
    »Nun ja«, erklärte die Nachbarin aus Woodside, »ich habe sie beobachtet.«
    Der Gerichtssaal brach in Gelächter aus, und egal, wie eindringlich Howe die Frau befragte, er vermochte ihr sonniges
Gemüt nicht zu trüben. Ebenso wenig gelang es ihm, ein 13-jähriges Mädchen zu verunsichern, das gesehen hatte, wie Thorn in einem Geschäft Gips gekauft hatte, oder den Leichenbestatter, von dem er die Kutsche gemietet hatte, oder den Nachbarn, der erklärte, dass er »gewissermaßen schräg gegenüber vom Haus der Bualas« wohnte. Ref 784 Ref 785
    »Sind Sie der Mann, dem die Enten gehören?«, fragte Howe skeptisch.
    »Ja, Sir«, antworte Henry Wahle und nickte.
    »Dieser Graben war ein wenig schmierig – und da war etwas oben auf der Schmiere, etwas, das Sie Blut nannten?«
    »Ich denke, ich hätte einen Kanister damit vollfüllen können«, sagte Wahle.
    Howe blickte triumphierend in die Menge. »Woher wollen Sie denn wissen, dass das Abflussrohr aus diesem Cottage in diesen Graben führt?«
    »Weil ich«, entgegnete der Zeuge und nahm Howe mit einem Schlag den Wind aus den Segeln, »dabei war, als die Rohrleitungen verlegt wurden.«
    Doch Wahle war nicht der Einzige, der in ein bislang gehütetes Geheimnis eingeweiht war. Und während die Frauen auf den Galerien ihre Operngläser auf den Zeugenstand gerichtet hielten, kam nun ans Licht, wie der Fall wirklich gelöst worden war – und wie es keine Zeitung preiszugeben gewagt hatte.
     
    Der Staatsanwalt stellte jedem Arbeitskollegen des Opfers die gleiche Frage: »Haben Sie William Guldensuppe je nackt gesehen? « Ref 786
    »Das habe ich«, antwortete der Masseur Philip Krantz misstrauisch.
    »Häufiger?«
    »Ja, Sir.« Immerhin hatten sie zusammen im Murray Hill Baths gearbeitet.

    »Haben Sie irgendwelche besonderen Merkmale am Körper von William Guldensuppe entdeckt, als er noch lebte?«
    Ja, natürlich, erwiderte Krantz – er hatte ein Mädchen auf der Brust tätowiert, ein Muttermal am rechten Arm …
    »Irgendwelche anderen Besonderheiten?«, drängte Youngs.
    »Die Narbe am linken Finger?«, fragte der Kollege verunsichert.
    » Sonst irgendetwas?«
    Philip Krantz rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her.
    »Da war sein…« Und dann murmelte er irgendetwas Unverständliches.
    »Was?«, rief Youngs.
    Krantz murmelte wieder etwas und senkte dann den Blick.
    »Sprechen Sie so, dass die Geschworenen Sie verstehen können«, mahnte Youngs, während sich die Zuschauer im Gerichtssaal nach vorn lehnten.
    » Sein Penis «, sagte Krantz.
    Guldensuppe,

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