Der Mord zum Sonnntag
verschwende ich auch keinen
einzigen Gedanken.»
Bartlett bekam einen roten Kopf. «Wenn Sie doch nur
begreifen würden, daß ich Ihnen zu helfen versuche, Ted.
Also gut, Sie haben an der Reaktion von Elizabeth Lange
heute gesehen, daß Ihre Annahme richtig war. Demnach
können wir nicht zugeben, daß Sie womöglich nach oben
zurückgekehrt sind. Wenn wir für Sie keine totale
Bewußtseinsstörung geltend machen, müssen wir die
Aussagen von Elizabeth Lange und der Augenzeugin
entkräften. Die eine oder die andere – vielleicht. Das habe
ich Ihnen bereits gesagt. Beide – ausgeschlossen.»
«Es besteht eine Möglichkeit, die ich gern eingehend
untersuchen möchte», meinte Craig. «Wir haben
Informationen über diese sogenannte Augenzeugin, die
auf einen psychiatrischen Befund schließen lassen. Ich
habe Teds erstem Anwalt vorgeschlagen, einen Detektiv
auf sie anzusetzen und mehr über sie in Erfahrung zu
bringen. Ich halte das nach wie vor für eine gute Idee.»
«Allerdings.» Bartletts Blick verfinsterte sich. «Ich
wollte, das wäre längst erledigt.»
Sie reden über mich, dachte Ted. Sie erörtern, was
geschehen kann und was nicht, um schließlich das Ziel –
meine Freiheit – zu erreichen, als ob ich gar nicht da wäre.
Ein langsam aufwallender, heftiger Zorn, jetzt
anscheinend Bestandteil seiner Persönlichkeit, erweckte in
ihm den Wunsch, auf die beiden einzuschlagen. Auf sie
einzuschlagen? Auf den Anwalt, der angeblich seinen
Prozeß gewinnen würde? Auf den Freund, der ihm in
diesen Monaten mit Augen, Ohren und Stimme ganz zur
Verfügung gestanden hatte? Aber ich will mir nicht von
ihnen mein Leben aus der Hand nehmen lassen, dachte
Ted und spürte plötzlich einen ätzenden Geschmack im
Mund. Ich kann ihnen keine Schuld geben, aber trauen
kann ich ihnen auch nicht. Wie dem auch sei, ich hab’s ja
immer gewußt: Um diese Sache muß ich mich selber
kümmern.
Bartlett unterhielt sich immer noch mit Craig. «Haben
Sie eine bestimmte Firma im Auge?»
«Zwei bis drei. Wir haben uns an sie gewandt, wenn es
darum ging, ein internes Problem unter Ausschluß der
Öffentlichkeit zu lösen.» Er nannte die Namen der
Detektivbüros.
Bartlett nickte. «Sie sind alle erstklassig. Stellen Sie fest,
wer von denen sich unverzüglich an die Recherchen
machen kann. Ich will wissen, ob Sally Ross trinkt; ob sie
Freunde hat, denen sie vertraut; ob sie mit ihnen jemals
über den Fall gesprochen hat; ob einer von ihnen in der
Nacht, als Leila LaSalle starb, bei ihr war. Vergessen Sie
nicht, jeder glaubt ihr aufs Wort, daß sie zu Hause war und
zufällig genau in dem Augenblick, in dem Leila von der
Terrasse stürzte, hinübergeschaut hat.»
Ein flüchtiger Blick streifte Ted. «Mit oder ohne Teddys
Hilfe.»
Als Craig und Henry ihn um Viertel nach fünf endlich
verließen, fühlte sich Ted völlig ausgepumpt. Nervös
schaltete er den Fernseher ein und sofort wieder aus. Von
irgendwelchen stupiden Serien würde er bestimmt keinen
klaren Kopf bekommen. Ein Spaziergang wäre dafür weit
besser geeignet, ein langer, ausgedehnter Spaziergang, auf
dem er die salzige Meeresluft inhalieren und vielleicht am
Haus seiner Großeltern vorbeiwandern konnte, wo er als
Kind oft gewesen war.
Doch schließlich entschied er sich für die Dusche. Er
ging ins Badezimmer und betrachtete sich kurz in dem
eingelassenen Spiegel, der die halbe Wandfläche um das
überdimensionale marmorne Duschbecken einnahm.
Graumelierte Schläfen. Abgespannte Augenpartien. Ein
verbitterter Zug um den Mund. Streß manifestiert sich
geistig wie körperlich. Diesen Kernsatz hatte er von einem
dieser Psychologen für den Hausgebrauch in einem
Morgenmagazin gehört. Der Mann hat recht, dachte er.
Craig hatte vorgeschlagen, einen Bungalow mit zwei
Schlafzimmern zu nehmen, und Teds Verstummen
offenbar richtig gedeutet, denn er war nicht mehr darauf
zurückgekommen.
Wäre es nicht schön, wenn jeder verstünde, daß man
einen gewissen Freiraum brauchte, ohne daß man es ihm
erst erklären mußte? Er zog sich aus und warf die Sachen
in den Wäschekorb. Er lächelte ein wenig, als er sich
daran erinnerte, wie Kathy, seine Frau, es ihm abgewöhnt
hatte, Kleider und Wäsche einfach bloß fallen zu lassen.
«Euer Reichtum kann mir gestohlen bleiben», schimpfte
sie vor sich hin. «Ich finde es einfach abscheulich, zu
erwarten, daß ein anderer deine schmutzige Wäsche vom
Boden aufhebt.»
«Aber die Wäsche ist
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