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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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sie
ein. «Minna, Minna, du mußt dich entspannen. Denk an
etwas Erfreuliches. Wenn du dich weiter so aufregst, steigt
dein Blutdruck viel zu hoch an.»
Dora reichte Min das Glas und bedachte Helmut mit
einem verächtlichen Bück. Dieser Verschwender bringt
Min mit seinen größenwahnsinnigen Projekten noch ins
Grab, dachte sie. Min lag goldrichtig mit ihrem Vorschlag,
im rückwärtigen Teil des Grundstücks ein selbständiges
Kurzentrum zu erschwinglichen Preisen zu errichten. Das
hätte Hand und Fuß gehabt. Heutzutage machten
Sekretärinnen genauso ihre Kur wie Angehörige der
oberen Zehntausend. Statt dessen hatte sie dieser
aufgeblasene Narr zum Bau der Thermen beredet. «Damit
setzen wir uns ein bleibendes Denkmal», verkündete er
hochtrabend, während er Min beschwatzte, sich in
Schulden zu stürzen. Dora wußte über die Finanzlage des
Unternehmens ebensogut Bescheid wie die beiden. So
durfte es nicht weitergehen. Sie unterbrach Helmuts
Gesäusel: «Minna, Minna–»
«Lassen Sie die Bauarbeiten sofort einstellen», empfahl
sie. «Die Fassade ist fertig, also kann der Anblick auch
keinen stören. Sagen Sie einfach, mit dem Marmor, den
Sie für die Innenräume bestellt haben, gibt’s
Lieferschwierigkeiten. Das schluckt doch jeder. Mit den
Zahlungen an den Bauunternehmer sind Sie doch so
ziemlich auf dem laufenden, oder?»
«Weitgehend», bestätigte Helmut. Er bedachte Dora mit
einem strahlenden Lächeln, als habe sie soeben ein
verzwicktes Rätsel gelöst. «Dora hat recht, Minna. Wir
verschieben die Fertigstellung der Thermen.»
Min schenkte ihm keine Beachtung. «Ich möchte die
Zahlen noch einmal durchgehen.» In der folgenden halben
Stunde steckten sie die Köpfe zusammen und verglichen
die Verträge, die Kostenvoranschläge und die
tatsächlichen Rechnungsbeträge.
Schließlich warf Min ihr die Originalentwürfe über den
Schreibtisch zu. «Ich will mit diesem verdammten Anwalt
sprechen. Mir sieht’s ganz danach aus, als wäre der
Bauunternehmer von A bis Z zu Preisüberschreitungen
berechtigt.»
«Der Mann ist mit dem Herzen dabei», entgegnete
Helmut. «Er hat unser Vorhaben genau erfaßt. Wir
stoppen die Bauarbeiten, Minna, wie Dora gesagt hat. Wir
machen aus der Not eine Tugend. Wir erwarten eine
Ladung Marmor aus Carrara, basta. Unter dem tun wir’s
doch nach wie vor nicht, oder? Für diesen Purismus
werden wir Anerkennung ernten. Es ist ebenso wichtig,
einen Wunschtraum zu schaffen wie ihn zu verwirklichen,
findest du nicht, Liebchen?»
Dora wurde plötzlich bewußt, daß sie Gesellschaft
bekommen hatten. Sie blickte rasch hoch. Da stand
Cheryl, dekorativ an den Türrahmen geschmiegt; ihre
Augen blitzten amüsiert. «Ich hab wohl einen ungünstigen
Moment erwischt?» erkundigte sie sich strahlend. Ohne
eine Antwort abzuwarten, schlenderte sie zum
Schreibtisch und beugte sich über Dora. «Aha, ich sehe,
ihr habt die Entwürfe für das römische Bad beim Wickel.»
Nach eingehender Prüfung gab sie ihren Kommentar:
«Vier Schwimmbecken, Dampfstrahlkabinen, Saunas,
Massageräume, Schlafzimmer? Eine phantastische Idee,
daß man sich hinlegen kann, nachdem man sich in den
Mineralbädern so richtig ausgetobt hat! Ach, übrigens –
kostet das nicht ein Vermögen, echtes Mineralwasser für
die Badekur zu beschaffen? Denkt ihr dabei an ein
Ersatzprodukt Marke Eigenbau oder wollt ihr’s durch ’ne
Pipeline aus Baden-Baden beziehen?» Sie richtete sich
anmutig auf. «Hat ganz den Anschein, als könntet ihr
beide ’ne Kapitalspritze gebrauchen. Ted gibt viel auf
meine Meinung. Ehrlich, er hat immer sehr auf mich
gehört, bevor Leila ihn in den Fängen hatte. Also bis
nachher beim Dinner!»
In der Tür wandte sie sich noch einmal um und blickte
über die Schulter. «Ach, nebenbei, Min, ich habe meine
Rechnung auf Doras Schreibtisch deponiert. Das war doch
bestimmt ein Versehen, daß ich eine bekommen habe. Ich
weiß genau, daß du mich einladen wolltest, meine Liebe.»
Cheryl hatte die Rechnung auf ihrem Schreibtisch
deponiert. Dora wußte, was das bedeutete: Cheryl hatte
sich natürlich für die Briefe interessiert und mit größter
Wahrscheinlichkeit dabei den anonymen entdeckt.
Typisch Cheryl.
Min sah Helmut mit schwimmenden Augen an. «Sie
weiß, wie tief wir in der Bredouille stecken, und hätte
garantiert keine Hemmungen, den Kolumnisten einen Tip
zu geben! Jetzt haben wir noch einen Nassauer am Hals –
und bilde dir bloß nicht ein,

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