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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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von feinster Qualität.»
Sein Gesicht in ihr Haar vergraben. Der Duft nach ihrem
gewohnten Zwanzig-Dollar-Eau-de-Cologne. «Spar dir
dein Geld. Ich kann kein teures Parfüm tragen. Das
betäubt mich.»
    Unter der eiskalten Dusche ließ der dumpfe, pochende
Kopfschmerz nach. Einigermaßen erfrischt, wickelte sich
Ted in den Bademantel, klingelte dem Zimmermädchen
und bestellte Eistee. So gern er sich ins Freie gesetzt hätte,
fand er es doch zu riskant. Er wollte nicht mit
irgendwelchen Passanten ins Gespräch kommen.
    Cheryl. Es sähe ihr ähnlich, ganz «zufällig»
vorbeizukommen. Du lieber Himmel, würde sie ihre
flüchtige Affäre denn nie vergessen? Sie war schön,
amüsant und von einer gewissen wohltuenden,
ungeschminkten Direktheit – zugegeben. Doch auch ohne
den bevorstehenden Prozeß führte da kein Weg zurück.
    Er setzte sich auf die Couch, von wo er den Blick aufs
Meer hatte, und beobachtete die Seemöwen, die über der
schäumenden Brandung kreisten – außerhalb der
Gefahrenzone, so daß sie weder vom Sog noch von den
Wellen erfaßt und gegen die Steilfelsen geschleudert
werden konnten.
    Er konnte die bohrenden Gedanken an den Prozeß nicht
verscheuchen und spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach.
Ungeduldig erhob er sich und stieß die Tür zur
Seitenterrasse auf. Ende August begann es sich um diese
Tageszeit meist angenehm abzukühlen. Er stützte sich auf
die Brüstung.
    Wann war ihm erstmals klargeworden, daß es mit ihm
und Leila auf die Dauer nicht gutgehen konnte? Ihr
tiefverwurzeltes Mißtrauen Männern gegenüber war
unerträglich geworden. Hatte er deshalb Craigs Rat
verworfen und die Million in ihr Stück investiert?
Unterbewußt hatte er sich dabei einen durchschlagenden
Erfolg erhofft, der sie voll beanspruchen und so die
Entscheidung herbeiführen würde, daß sie die
gesellschaftlichen Verpflichtungen oder seinen Wunsch
nach Familie nicht akzeptieren könne. Leila war
Schauspielerin – und das hundertprozentig. Sie sprach
zwar davon, daß sie ein Kind haben wollte, aber das waren
Worte, eine überzeugend dargestellte Rolle. In Wahrheit
hatte sie ihre mütterlichen Instinkte vollauf befriedigt, als
sie Elizabeth großzog.
    Die Sonne begann allmählich über dem Pazifik zu
sinken. Die Luft war erfüllt vom Zirpen der Grillen.
Abend. Dinner. Er konnte den Ausdruck auf den um den
Tisch versammelten Gesichtern vor sich sehen. Min und
Helmut: geheucheltes Lächeln, sorgenvolle Augen. Craig,
der versuchte, in seinen Gedanken zu lesen. Syd, der eine
gewisse trotzige Nervosität um sich verbreitete. Wieviel
schuldete Syd den falschen Leuten für das Geld, das er in
die Produktion gesteckt hatte? Wieviel erhoffte er sich zu
leihen? Wieviel war seine Zeugenaussage wert? Cheryl:
ganz verführerischer Zauber. Alvirah Meehan: ständig an
der verdammten Rosette nestelnd, neugierig funkelnde
Augen. Henry, der Elizabeth durch die gläserne
Trennwand beobachtete. Elizabeth, die sie alle mit kaltem,
verächtlichem Gesicht fixierte.
    Ted blickte nach unten. Der Bungalow lag an einem
Abhang, und unter der vorspringenden Seitenveranda ging
es drei Meter in die Tiefe. Er starrte auf die rotblühenden
Sträucher hinab. Vor seinem inneren Auge formten sich
Bilder, und er stürzte wieder nach drinnen.
    Er zitterte noch immer, als das Zimmermädchen den
Eistee brachte. Ohne auf die zarte Satinsteppdecke zu
achten, warf er sich auf das stabile, überbreite Bett. Wenn
doch nur das Dinner, wenn doch nur die Nacht mit all
ihren Begleiterscheinungen schon vorbei wäre …
    Ein verkrampftes Lächeln umspielte seine Lippen.
Weshalb hatte er es so eilig, den Abend hinter sich zu
bringen? Wie mochte wohl ein Dinner im Gefängnis
verlaufen, fragte er sich.
Um das festzustellen, würden ihm mehr als genug
Abende zur Verfügung stehen.

6
    Dora traf nachmittags um halb drei in Cypress Point Spa
ein, stellte den Koffer in ihrem Zimmer ab und ging
geradewegs zu ihrem Schreibtisch im Empfangsbüro.
    Min hatte ihr erlaubt, die Beutel mit der unbeantworteten
Fanpost im Abstellraum neben der Registratur
aufzubewahren. Normalerweise nahm Dora jeweils eine
Handvoll Briefe heraus und verstaute sie in der untersten
Schublade ihres Schreibtisches. Sie wußte, daß der
Anblick von Leilas Post auf Min wie ein rotes Tuch
wirkte. Doch jetzt war es ihr gleichgültig, ob sie Min
reizte. Sie hatte für den Rest des Tages frei und wollte
nach weiteren anonymen Briefen

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