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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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und Fingernägeln Einspruch erhob, wurde
sie kurz abgefertigt: «Sie haben diese Frau, die
unauffindbare Zeugin, doch immer gleich beschrieben –
pummelig, gefärbtes Haar und Klamotten vom Wühltisch.
Ich muß schließlich glaubhaft wirken.»
«Ich habe gesagt, ihre Kleidung sah nicht teuer aus»,
korrigierte Cynthia.
«Wortklauberei.»
Cynthias Lächeln schwand dahin. «Er kommt?» fragte
Alvirah, als sie es bemerkte.
Cynthia nickte.
«Lächeln Sie mich an. Los doch. Ganz locker. Zeigen
Sie ihm ja nicht, daß Sie nervös sind.»
Cynthia dankte ihr mit einem warmen, herzlichen
Lächeln und stützte leger die Ellbogen auf.
Vor ihnen stand ein Mann, Schweißperlen auf der Stirn,
trockene Lippen, die er mit der Zunge befeuchtete.
«Cynthia, ist das eine Freude, Sie zu sehen.» Er ergriff
ihre Hand.
Alvirah musterte ihn eingehend. Kein übler Typ, aber
irgendwie quallig. Aufgedunsenes Gesicht, eingesunkene,
zusammengekniffene Augen. Er wog gute zwanzig Pfund
mehr als auf den Zeitungsfotos. Ausgesprochen attraktiv
in jungen Jahren, und danach geht’s rapide bergab.
«Freuen Sie sich wirklich, mich zu sehen, Ned?»
erkundigte sich Cynthia, immer noch lächelnd.
«Das ist er», verkündete Alvirah mit Nachdruck. «Da
bin ich hundertprozentig sicher. Er stand direkt vor mir in
der Schlange im Lokal. Er ist mir aufgefallen, weil er so
stocksauer war, daß die Gören so rumnölten und sich
partout nicht entschließen konnten, wie sie denn nun ihre
Hamburger haben wollten.»
«Wovon reden Sie eigentlich?» erkundigte sich Ned
Creighton.
«Warum setzen Sie sich denn nicht, Ned?» fragte
Cynthia. «Ich weiß, das Restaurant gehört Ihnen, aber
trotzdem fühle ich mich verpflichtet, Sie einzuladen.
Schließlich haben Sie mir vor Jahren ein Abendessen
spendiert.»
Gut gemacht, dachte Alvira. «Ich bin ganz sicher, daß
Sie das waren an dem Abend damals, auch wenn Sie
inzwischen dicker geworden sind», fuhr sie Creighton an.
«So ein himmelschreiender Skandal. Sie mit Ihren Lügen
sind schuld, daß diese Frau zwölf Jahre ihres Lebens im
Knast hocken mußte.»
Cynthias Miene verdüsterte sich. «Zwölf Jahre, sechs
Monate und zehn Tage», verbesserte sie. «Ein volles
Jahrzehnt, in dem ich normalerweise wie jeder Twen das
College absolviert, den ersten Job bekommen und
regelmäßig Verabredungen gehabt hätte.»
Ned Creightons Gesicht wurde hart. «Sie bluffen. Das ist
doch nur ein billiger Trick.»
Der Kellner brachte zwei Gläser Wein und stellte sie
Alvirah und Cynthia hin. «Und Sie, Mr. Creighton?»
«Nichts», beschied ihm Ned mit finsterem Blick.
«Das ist wirklich ein bezauberndes Restaurant»,
bemerkte Cynthia ruhig. «Muß eine schöne Stange Geld
gekostet haben. Woher hatten Sie das? Von Lillian? Mein
Erbanteil belief sich auf ungefähr zehn Millionen Dollar.
Wieviel davon hat sie Ihnen gegeben?» Sie wartete die
Antwort nicht ab. «Ned, diese Frau ist die Zeugin, die ich
damals nirgends auftreiben konnte. Sie erinnert sich daran,
daß wir in jener Nacht miteinander gesprochen haben.
Niemand hat mir geglaubt, als ich von der Frau erzählte,
die ihre Wagentür so heftig auf gestoßen hat, daß sie
seitwärts gegen Ihr Auto geknallt ist. Aber sie erinnert sich
an den Zwischenfall. Und sie erinnert sich auch, daß sie
Sie genau gesehen hat. Sie hat ihr Leben lang Tagebuch
geführt und noch am gleichen Abend notiert, was auf dem
Parkplatz passiert ist.»
Alvirah nickte bestätigend und fixierte dabei Ned. Er
kommt ins Schwitzen, dachte sie, aber überzeugt ist er
noch nicht. Jetzt war sie wieder an der Reihe. «Tags
darauf bin ich abgereist. Ich wohne in Arizona. Mein
Mann war krank, schwer krank. Deshalb sind wir nicht
mehr ans Kap gefahren. Voriges Jahr hab’ ich ihn
verloren.»
Entschuldige, Willy, dachte sie, aber das mußte sein.
«Vergangene Woche hab’ ich dann in die Röhre geguckt –
na, Sie wissen ja, wie stinklangweilig das
Sommerprogramm meistens ist. Ich dachte, mich tritt ein
Pferd, wie ich ’ne Wiederholung der Serie über Frauen im
Gefängnis sehe und plötzlich ein Bild von mir auf der
Mattscheibe erscheint.»
Cynthia griff nach dem Umschlag, den sie neben ihren
Stuhl gelegt hatte. «Das ist meine Porträtskizze von der
Frau, mit der ich auf dem Parkplatz gesprochen habe.»
Ned Creighton streckte die Hand danach aus.
«Ich halte sie», sagte Cynthia.
Die Zeichnung zeigte das Gesicht einer Frau, eingerahmt
von einem offenen Wagenfenster. Trotz

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