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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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ihn dann nicht mehr aus den
Augen. Garantiert erkennt er Sie. Es bleibt ihm gar nichts
anderes übrig, er muß an unseren Tisch kommen. Sie
wissen doch, was Sie sagen müssen, oder?»
«Klar.» Bestand da eine Möglichkeit? Würde Ned ihnen
das abnehmen?
Zu dem Restaurant, einem eindrucksvollen weißen
Gebäude im Kolonialstil, gelangte man über eine lange,
kurvenreiche Zufahrt. Alvirah taxierte das Haus, das von
einem Landschaftsarchitekten meisterhaft gestaltete
Grundstück, das sich bis zum Wasser erstreckte.
«Sündhaft teuer», verkündete sie. «So was hat er nicht mit
ein paar lumpigen Kröten aufgezogen.»
Die Innenräume waren in Wedgwoodblau und Weiß
gehalten. Die Wandgemälde waren erstklassig. Vor dem
Lotteriegewinn hatte Alvirah zwanzig Jahre lang jeden
Dienstag bei Mrs. Rawlings geputzt, und das Haus war ein
regelrechtes Museum. Mrs. Rawlings gab zu jedem Bild
genüßlich ausführliche Kommentare ab, wieviel sie
seinerzeit dafür bezahlt hatte und – voller Genugtuung –
was es jetzt wert war. Mit etwas Übung könnte ich
vermutlich perfekte Museumsführungen veranstalten,
dachte Alvirah oft. «Beachten Sie die Komposition, die
raffinierten Valeurs, die gekonnte Technik, mit der die
staubbedeckte Tischplatte unter dem einfallenden
Sonnenlicht fluoresziert.» Die ganze Platte von
Mrs. Rawlings hatte sie bis heute parat.
Sie wußte, wie nervös Cynthia war, und versuchte, sie
durch Geschichten über Mrs. Rawlings
abzulenken,
nachdem der Oberkellner sie zu einem Fenstertisch
geführt hatte.
Cynthia konnte nicht umhin, ein wenig zu lächeln, als
Alvirah ihr mit dramatischem Unterton verkündete,
Mrs. Rawlings habe bei all ihrem Geld in den zwanzig
Jahren zu Weihnachten für sie keine einzige
Glückwunschkarte übrig gehabt. «Sie war das geizigste,
schäbigste Luder der Welt, aber irgendwie hat sie mir leid
getan. Nach mir hat sie keine Dumme mehr gefunden.
Aber wenn meine letzte Stunde gekommen ist, will ich
dem lieben Gott vorrechnen, daß ich auf der Habenseite
eine Menge Rawlings-Pluspunkte gesammelt habe.»
«Falls das klappen sollte, können Sie sich auch eine
Menge Lathem-Punkte gutschreiben.»
«Darauf geh’ ich jede Wette ein. Lächeln Sie bloß weiter
so. Sie müssen aussehen wie die Katze, die eben den
Kanarienvogel verspeist hat. Ist er da?»
«Ich hab’ ihn noch nicht entdeckt.»
«Wenn dieser aufgeblasene Typ mit der Speisekarte
anrückt, fragen Sie nach ihm.»
Der Oberkellner näherte sich, höfliche Miene, das
obligate Lächeln. «Wünschen Sie etwas zu trinken?»
«Ja. Zwei Gläser Weißwein. Ist Mr. Creighton im
Hause?»
«Soviel ich weiß, bespricht er gerade etwas mit dem
Küchenchef.»
«Ich bin eine alte Freundin. Bitten Sie ihn
vorbeizuschauen, wenn er Zeit hat.»
«Selbstverständlich.»
«Sie sind die geborene Schauspielerin», flüsterte Alvirah
und hielt sich die Speisekarte vors Gesicht. Sie fand diese
Vorsichtsmaßnahme angebracht, weil einem ja immer
jemand die Worte von den Lippen ablesen könnte. «Ich
bin richtig froh, daß ich Sie morgens zu dem Kleiderkauf
überredet hab’. Alles, was bei Ihnen im Schrank hing,
konnte man vergessen.»
Cynthia trug eine kurze zitronengelbe Leinenjacke zu
einem schwarzen Leinenrock; ein gelb-schwarz-weiß
gemusterter Seidenschal war schwungvoll an der Schulter
verknotet. Außerdem hatte Alvirah sie auch in den
Kosmetiksalon begleitet. Cynthias halblanges Haar
umrahmte jetzt weich und locker das Gesicht. Ein
hellbeige getöntes Make-up überdeckte die unnatürliche
Blässe und gab ihren haselnußbraunen Augen wieder
Glanz und Farbe.
«Sie sehen einfach umwerfend aus», bemerkte Alvirah.
Sie selbst hatte sich zu ihrem Kummer einer
entgegengesetzten Metamorphose unterzogen, ihr Haar,
dieses Meisterwerk von Sassoon, in das alte Orangerot
zurückgefärbt und ihm einen ungleichmäßigen, gestuften
Schnitt verpaßt. Ihre Nägel waren nicht mehr kunstvoll
verlängert und unlackiert. Nachdem sie Cynthia beim
Aussuchen geholfen hatte, war sie zu dem Ständer mit den
Sonderangeboten marschiert, wo das purpurrot bedruckte
Baumwollkleid, das sie jetzt trug, aus gutem Grund für
ganze zehn Dollar verramscht werden sollte. Da es ihr eine
Nummer zu klein war, zeichneten sich sämtliche
Fettwülste ab, von denen Willy immer behauptete, damit
wolle uns die Natur nur vorsorglich abpolstern gegen den
letzten tiefen Absturz.
Als Cynthia gegen die schändliche Verunstaltung von
Alvirahs Frisur

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