Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
für eine Art Notbremse. Craig sah sich eher
als Torhüter – nur über ihn führte der Weg zum Ziel.
«Ich würde es so sagen – Cheryl hat ihre übliche
hervorragende Schau abgezogen», erklärte Syd.
    Min und Helmut erschienen erst im Speisesaal, nachdem
die Gäste ihre Plätze eingenommen hatten. Wie verhärmt
sie aussehen, dachte Craig, wie starr sie lächeln bei ihrer
Runde von Tisch zu Tisch. Sie hatten sich dem Kampf
gegen Alter, Krankheit und Tod verschrieben, die sie mit
allen erdenklichen Mitteln hinausschieben wollten. An
diesem Nachmittag nun hatte Sammy den Beweis
erbracht, daß dieser Versuch zwecklos war.
    Min entschuldigte sich für die Verspätung und setzte
sich. Ted ignorierte Cheryl, die seine Hand umklammerte,
und fragte: «Wie geht’s Elizabeth?»
    «Sie nimmt es sehr schwer», antwortete Helmut. «Ich
hab ihr ein Beruhigungsmittel verabreicht.»
Hörte Alvirah Meehan denn nie auf, an dieser dämlichen
Brosche herumzufummeln, fragte sich Craig. Sie hatte
sich zwischen ihm und Ted niedergelassen. Er blickte in
die Runde. Min. Helmut. Syd. Cheryl. Bartlett. Ted.
Mrs. Meehan. Er selbst. Neben ihm lag noch ein Gedeck.
Er erkundigte sich bei Min, wen sie noch erwarte.
«Sheriff Alshorne. Er ist eben noch mal
vorbeigekommen. Im Augenblick spricht er mit
Elizabeth.» Sie biß sich auf die Lippen.
«Bitte. Ich weiß, wie tief uns alle der Verlust von
Sammy trifft, aber ich halte es für besser, beim Dinner
nicht darüber zu reden.»
«Warum will der Sheriff mit Elizabeth Lange
sprechen?» erkundige sich Alvirah Meehan. «Er denkt
doch nicht etwa, an dem Tod von Miss Samuels im
römischen Bad könnte irgendwas nicht koscher sein,
oder?»
Sieben starr blickende Augenpaare verhinderten weitere
Fragen.
    Es gab eine Kaltschale aus Pfirsichen und Erdbeeren, eine
Spezialität des Hauses, die Alvirah genüßlich löffelte. Den Globe würde es sicher interessieren, daß Ted Winters sich
ganz offensichtlich Sorgen wegen Elizabeth machte.
Sie konnte es kaum erwarten, den Sheriff
kennenzulernen.

11
    Elizabeth stand am Fenster ihres Bungalows und schaute
zum Hauptgebäude hinüber, wo die Gäste gerade zum
Dinner hineinströmten. Nelly hatte sie weggeschickt. «Sie
haben einen langen Tag hinter sich, und ich bin wieder
völlig in Ordnung.» Sie hatte sich im Bett aufgesetzt, um
Tee und Toast zu sich zu nehmen, anschließend rasch
geduscht in der Hoffnung, unter dem eiskalten
Wasserstrahl wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Die
Wirkung des Beruhigungsmittels war noch nicht
verflogen, sie fühlte sich groggy.
    Ein grobmaschiger naturfarbener Pulli und hellbraune
Stretchhosen waren ihre bevorzugte Freizeitkleidung.
Barfüßig, das Haar locker hochgebunden, fühlte sie sich
darin am wohlsten, war irgendwie ganz sie selbst.
    Nun war auch der letzte Gast im Haus verschwunden.
Doch da entdeckte sie Scott, der über den Rasen in ihre
Richtung ging.
    Sie saßen sich gegenüber, leicht vorgebeugt, bemüht, den
richtigen Anfang zu finden. Beim Anblick von Scott mit
seinen freundlichen, fragenden Augen erinnerte sich
Elizabeth an einen Ausspruch von Leila: «Ihn hätte ich
gern zum Vater gehabt.» Und Sammy hatte letzte Nacht
vorgeschlagen, ihm den anonymen Brief zu bringen.
    «Tut mir leid, aber ich konnte nicht bis morgen warten»,
sagte Scott. «An Sammys Tod gibt es zu viele Dinge, die
mir keine Ruhe lassen. Soweit ich bisher erfahren habe, ist
Sammy gestern fünf Stunden von Napa Valley mit dem
Auto gefahren und gegen zwei angekommen. Sie wurde
erst am späten Abend erwartet. Obwohl sie ganz schön
müde gewesen sein muß, hat sie nicht mal den Koffer
ausgepackt, sondern ist schnurstracks ins Büro gegangen.
Sie behauptete, sich nicht wohl zu fühlen und wollte
deshalb nicht zum Dinner in den Speisesaal
hinunterkommen. Doch das Zimmermädchen berichtete
mir, sie hätte ein Tablett mit Essen im Büro stehen gehabt
und eifrig Postsäcke durchgesehen. Dann erschien sie bei
Ihnen und ging gegen halb zehn. Mittlerweile dürfte sie
zum Umfallen müde gewesen sein, trotzdem eilte sie ins
Büro zurück und schaltete den Fotokopierer ein.
Weshalb?»
    Elizabeth stand auf und holte aus dem Koffer im
Schlafzimmer Sammys Brief, den sie in New York
vorgefunden hatte. Sie zeigte ihn Scott. «Als ich merkte,
daß Ted hier ist, wäre ich am liebsten sofort wieder
abgereist, aber ich mußte ja auf Sammy warten, um mit ihr
darüber zu reden.» Sie berichtete von dem Brief, der

Weitere Kostenlose Bücher