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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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daß sie die verschiedenen Sparten von
Gesetzeshütern, die in der Wohnung herumwimmelten,
sehr wohl auseinanderzuhalten vermochte. Da waren
zunächst die Polizisten in Uniform. Dann Kriminalbeamte,
Fotografen, Leichenbeschauer. Sie und Willy saßen
stumm nebeneinander und beobachteten alles.
Ihre Aussagen hatten die ersten beiden Polizisten
aufgenommen. Um drei Uhr früh öffnete sich die
Schlafzimmertür. «Schau nicht hin, Schatz», sagte Willy.
Doch Alvirah konnte den Blick nicht von der Tragbahre
wenden, die zwei Männer mit düsterem Gesicht
herausbrachten. Wenigstens war der Körper von Fiona
Winters zugedeckt. Ruhe in Frieden, betete Alvirah, als sie
das zerzauste blonde Haar und die hervorstehenden
Lippen wiedersah. Sie war kein angenehmer Mensch,
dachte sie, aber den Tod hat sie bestimmt nicht verdient.
Jemand ließ sich ihnen gegenüber nieder, ein
langbeiniger Vierziger, der sich als Detective Rooney
vorstellte. «Ich habe Ihre Artikel im Globe gelesen,
Mrs. Meehan, und zwar mit dem größten Vergnügen»,
sagte er zu Alvirah.
Willy lächelte verständnisvoll, doch Alvirah ließ sich
nicht hinters Licht führen. Sie wußte, daß Rooney ihr
Honig ums Maul schmierte, um ihr Vertrauen zu
gewinnen. Sie suchte fieberhaft nach Möglichkeiten, Brian
zu schützen. Automatisch schaltete sie das Mikrofon in
der rosettenförmigen Anstecknadel ein. So konnte sie
später alles Gesagte noch einmal durchgehen.
Rooney zog seine Notizen zu Rate. «Wie Sie zuvor
ausgesagt haben, sind Sie gerade erst von einem
Auslandsurlaub zurückgekehrt und gegen 22 Uhr hier
eingetroffen. Kurz darauf fanden Sie das Opfer, Fiona
Winters. Sie erkannten Miss Winters, weil sie in dem
Stück ihres Neffen, Brian McCormack, die Hauptrolle
spielte.»
Alvirah nickte. Sie merkte, daß Willy etwas sagen
wollte, und legte ihm warnend die Hand auf den Arm.
«Das ist richtig.»
«Soviel ich verstanden habe, sind Sie Miss Winters nur
einmal persönlich begegnet», fuhr Rooney fort. «Wie
erklären Sie es sich, daß sie in Ihrem Wandschrank ihr
Ende fand?»
«Keine Ahnung», entgegnete Alvirah.
«Wer hatte einen Schlüssel zu dieser Wohnung?»
Wieder spitzte Willy den Mund. Diesmal kniff ihn
Alvirah in den Arm. «Schlüssel zu dieser Wohnung»,
wiederholte sie nachdenklich. «Lassen Sie mich
überlegen. Der Reinigungsdienst Eins-Zwei-Drei hat
einen. Nein, eigentlich nicht direkt. Die holen sich einen
beim Portier und geben ihn dort wieder ab, wenn sie fertig
sind. Meine Freundin Maude hat einen Schlüssel. Sie kam
am Muttertag übers Wochenende in die Stadt, weil sie mit
ihrem Sohn und seiner Frau ins Theater gehen wollte. Die
beiden haben ’ne Katze, und Maude ist allergisch gegen
Katzen, da hat sie auf unserer Couch geschlafen. Dann hat
Willys Schwester, Schwester Patricia, ’nen Schlüssel. Und
dann …»
«Hat Ihr Neffe Brian McCormack einen Schlüssel,
Mrs. Meehan?» unterbrach Rooney.
Alvirah biß sich auf die Lippen.
«Brian McCormack hat einen Schlüssel.» Diesmal
sprach Rooney mit leicht erhobener Stimme. «Dem Portier
zufolge hat er diese Wohnung während Ihrer Abwesenheit
häufig benutzt. Übrigens liegt der Zeitpunkt des Todes
nach Schätzung des Leichenbeschauers gestern zwischen
11 und 15 Uhr, wobei eine exakte Festlegung vor der
Autopsie natürlich unmöglich ist.» Sein Ton wurde
nachdenklich. «Zu erfahren, wo Brian McCormack in
dieser Zeit war, dürfte aufschlußreich sein.»
Sie wurden informiert, daß sie nicht in der Wohnung
bleiben könnten, bevor die Spurensuche Fingerabdrücke
und sonstige Hinweise sichergestellt hätte. «Es ist alles so,
wie Sie es vorgefunden haben?» fragte Rooney.
«Außer …», begann Willy.
«Außer, daß wir eine Kanne Tee aufgebrüht haben», fiel
ihm Alvirah ins Wort. Von den Gläsern und dem
Champagner kann ich ihnen immer noch erzählen, aber
zurücknehmen kann ich nichts, dachte sie. Dieser
Kriminalbeamte wird herausfinden, daß Brian verrückt
nach Fiona war, und es als im Affekt begangenes
Verbrechen einstufen. In diese Theorie muß sich dann
alles einfügen.
Rooney klappte seinen Notizblock zu. «Wie ich höre,
stellt die Verwaltung eine möblierte Wohnung zur
Verfügung, in der Sie übernachten können.»
Fünfzehn Minuten später lag Alvirah im Bett und
kuschelte sich dankbar an den bereits eingedösten Willy.
Bei aller Müdigkeit war es gar nicht so einfach, sich in
einem fremden Bett zu entspannen. Das Ganze könnte
sehr übel

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