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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Herzen getragen hätte», sagte sie oft zu Willy.
Als sie im Juni nach England abflogen, hatte Brian
gerade den ersten Entwurf für sein neues Stück fertig und
hatte ihr Angebot, ihm den Wohnungsschlüssel zu
überlassen, mit Freuden akzeptiert.
«Dort schreibt sich’s viel leichter als hier in meiner
Bude», bemerkte er dankbar. Er wohnte in einem
Mietshaus ohne Fahrstuhl, mit lauter geräuschvollen
Familien als Nachbarn.
Alvirah ging in die Küche, blickte sich um. Zwei
Champagnergläser und eine Flasche Champagner in einem
Weinkühler standen auf einem silbernen Tablett. Der
Champagner, ein Geschenk des Maklers, der den
Wohnungskauf gehandhabt hatte, kostete fünfhundert
Dollar je Flasche und gehörte zu den Lieblingssorten der
Queen, wie er mehrfach betonte.
Willy wirkte beunruhigt. «Das ist doch dieses sündteure
Gesöff, stimmt’s? An so was geht Brian nicht ran,
ausgeschlossen. Da ist irgendwas nicht koscher.» Alvirah
wollte ihn beschwichtigen, unterließ es dann doch. Irgend
etwas stimmte nicht, und ihr Riecher sagte ihr, daß sich
Ärger zusammenbraute.
Die Türglocke läutete. Ein reumütiger Gepäckträger
brachte ihre Koffer. «Entschuldigung, daß es so lange
gedauert hat, Mr. Meehan. Seit die Umbauten im Gange
sind, benutzen so viele Bewohner den Lastenaufzug, daß
die Angestellten Schlange stehen müssen.» Auf Willys
Bitte brachte er das Gepäck ins Schlafzimmer,
verabschiedete sich dann lächelnd, die Fünfdollarnote in
der geschlossenen Hand.
Willy und Alvirah saßen in der Küche bei einer Kanne
Tee. Willy starrte unverwandt auf den Champagner. «Ich
ruf mal bei Brian an», entschied er.
«Der wird noch im Theater sein», meinte Alvirah, schloß
die Augen, konzentrierte sich und gab ihm die Nummer
der Kasse.
Willy wählte, lauschte, legte dann auf. «Da läuft eine
Tonbanddurchsage», erklärte er. «Brians Stück ist
abgesetzt. Sie geben bekannt, wie man die Rückerstattung
für die Billetts kriegt.»
«Der arme Junge», flüsterte Alvirah. «Versuch’s mal in
seiner Wohnung.»
«Nur der Anrufbeantworter», verkündete er gleich
darauf. «Ich hinterlasse ihm ’ne Nachricht.»
Alvirah merkte plötzlich, wie erschöpft sie war. Beim
Abräumen machte sie sich klar, daß es fünf Uhr früh,
englischer Zeit, war, sie also ein Recht darauf hatte, ihre
sämtlichen Knochen schmerzhaft zu spüren. Sie stellte die
Teetassen in den Geschirrspüler, zögerte, spülte dann die
unbenutzten Champagnergläser aus und deponierte sie
ebenfalls in der Maschine. Ihre Freundin, die Baronin Min
von Schreiber – ihr gehörte Cypress Point Spa, wohin
Alvirah sich nach dem Lotteriegewinn zwecks gründlicher
Regeneration begeben hatte –, pflegte ihr einzuschärfen,
daß man teure Weine nicht stehend aufbewahren dürfe.
Mit einem feuchten Schwamm rieb sie die ungeöffnete
Flasche kräftig ab, ebenso das silberne Tablett und den
Weinkühler und verstaute alles. Sie löschte das Licht und
ging ins Schlafzimmer.
Willy hatte angefangen auszupacken. Alvirah mochte
das Schlafzimmer, das für den Börsenmakler, einen
Junggesellen, eingerichtet worden war: ein überbreites
Bett, ein dreiteiliger Toilettentisch, geräumige
Nachttische, auf denen man Bücher, Lesebrillen und
Salben für Alvirahs rheumatische Knie unterbringen
konnte, und bequeme Sessel am Fenster. Das Dekor
jedoch bestärkte sie in der Überzeugung, daß der Designer
seine Berufung zum Trendsetter prägenden
Kindheitseindrücken in der Arktis verdanken mußte.
Weiße Bettdecke. Weiße Vorhänge. Weißer Teppich.
Der Gepäckträger hatte Alvirahs Kleidersack auf dem
Bett deponiert. Sie öffnete ihn und begann die Kostüme
und Kleider herauszunehmen. Baronin von Schreiber
flehte sie ständig an, ja nicht allein einkaufen zu gehen.
«Du bist das geborene Opfer für Verkäuferinnen, die
Anweisung haben, die Fehlgriffe des Einkäufers
loszuschlagen, Alvirah», argumentierte Min. «Sie wittern
dein Kommen, während du noch im Fahrstuhl bist. Ich bin
oft genug in New York. Du besuchst Cypress Point Spa
mehrmals im Jahr. Ich werde mit dir einkaufen gehen.»
Alvirah fragte sich, ob Min wohl das Schottenkostüm in
Orange und Pink gutheißen würde, von dem die
Verkäuferin bei Harrod’s so geschwärmt hatte. Mit
Sicherheit nicht …
Die Arme voller Kleider, öffnete sie die Tür zum
Wandschrank, blickte nach unten und stieß einen Schrei
aus. Auf dem Teppichboden, zwischen Alvirahs
aufgereihten Maßschuhen,

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