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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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«Du lieber Himmel», flüsterte
Alvirah, «ich wette, ich hab’ Beweismittel vernichtet.»
Als sie ihre Anstecknadel am Revers befestigte, läutete
das Telefon. Baronin Min von Schreiber rief von Cypress
Point Spa in Pebble Beach, Kalifornien, an, nachdem sie
die Nachrichten gehört hatte.
«Was hat sich diese gräßliche Person bloß dabei gedacht,
sich ausgerechnet in deinem Wandschrank umbringen zu
lassen?» fragte Min.
«Glaub mir, Min, ich bin ihr nur einmal begegnet, als
wir uns Brians Stück angesehen haben. Brian wird jetzt
eben von der Polizei vernommen. Ich bin ganz krank vor
Angst. Sie halten ihn für den Täter.»
«Du irrst dich, Alvirah. Du hast Fiona Winters hier bei
uns getroffen.»
«Ausgeschlossen», widersprach Alvirah energisch. «Die
war so ’ne Nervensäge, die kann man gar nicht
vergessen!»
Pause. «Ich überlege gerade. Du hast recht. Sie war zu
einer anderen Zeit hier und hat mit ihrem Begleiter das
Wochenende im Bungalow verbracht. Die beiden haben
sich sogar die Mahlzeiten dort servieren lassen. Sie hat
alles versucht, diesen Produzenten zu ködern. Ein dicker
Fisch – Carleton Rumson. Du erinnerst dich doch an ihn,
Alvirah? Du hast ihn einmal kennengelernt, als er allein
hier war.»
Als Carleton Rumson mittags zurückkam, umlagerten ihn
die Reporter und bestürmten ihn mit Fragen.
    «Ja, Miss Winters hat in mehreren meiner Produktionen
mitgewirkt. Nein, ich hatte keine Ahnung, daß sie sich im
Hause aufhielt. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen,
ich muß …»
    Es gelang ihm, sich einen Weg durch die Menge zu
bahnen. Hatte er tags zuvor etwas in dieser Wohnung
angefaßt? Fingerabdrücke hinterlassen? Bei diesem
Gedanken durchrieselte es ihn eiskalt.
    Alvirah durchquerte das Wohnzimmer und trat auf die
Terrasse. Die Luftfeuchtigkeit näherte sich dem
Sättigungsgrad. Im Park regte sich kein Blatt. Trotzdem
seufzte Alvirah befriedigt auf. Wie kann jemand, der in
New York geboren ist, es lange woanders ausltaken, fragte
sie sich.
    Willy brachte vom Einkaufen auch die Zeitungen mit.
Eine Schlagzeile lautete Mord in Central Park South; eine
andere Lotteriegewinnerin findet Leiche.
    Alvirah las die Schauerberichte genau. «Ich hab’ nicht
geschrien und bin auch nicht in Ohnmacht gefallen»,
spottete sie. «Wo haben die denn diese Schnapsidee her?»
    «Laut Post hast du gerade die sagenhafte neue
Garderobe aufgehängt, die du dir in London zugelegt
hast», sagte Willy.
    «Von wegen sagenhafte neue Garderobe! Das einzige
teure Stück, das ich gekauft habe, war das Schottenkostüm
in Orange und Pink – und da weiß ich schon jetzt, Min
schafft’s, daß ich’s verschenke.»
    Es gab Artikel über die Vorgeschichte von Fiona
Winters: der Bruch mit ihrer noblen Familie, als sie zur
Bühne ging. Ihre zwiespältige Karriere. Sie hatte einen
Tony gewonnen, galt aber als extrem schwierig in der
Zusammenarbeit, was sie eine Reihe von Traumrollen
gekostet hatte. Ihr Zerwürfnis mit dem Dramatiker Brian
McCormack, als sie abrupt aus seinem Stück Gratwanderungen ausstieg, das daraufhin abgesetzt
werden mußte.
    «Das Motiv», bemerkte Alvirah tonlos. «Ab morgen
wird der Fall in den Zeitungen verhandelt und Brian dann
schuldig gesprochen.»
    Um halb eins kam Brian zurück. Nach einem Blick in
sein aschfahles Gesicht befahl Alvirah, er solle sich
hinsetzen. «Ich mache dir eine Kanne Tee und einen
Hamburger», erklärte sie. «Du siehst aus, als ob du jeden
Augenblick umkippst.»
    «Ich denke, ein Schluck Scotch wäre besser für ihn»,
meinte Willy.
Brian brachte ein mattes Lächeln zustande. «Ich glaube,
du hast recht, Onkel Willy.» Bei Hamburgern und Fritten
berichtete er, wie alles verlaufen war. «Ich habe nicht
erwartet, daß sie mich wieder gehen lassen, das schwör’
ich euch. Die sind felsenfest davon überzeugt, daß ich sie
umgebracht habe.»
«Ist’s dir recht, wenn ich mein Mikrofon einschalte?»
fragte Alvirah. Sie machte sich an der Anstecknadel zu
schaffen. «So, jetzt sagst du uns genau, was du ihnen
erzählt hast.»
Brian runzelte die Stirn. «Eine Menge über meine
persönliche Beziehung zu Fiona. Ich hatte die Nase voll
von ihr und ihrem ganzen Gehabe und war dabei, mich in
Emmy zu verlieben. Ich habe ihnen erzählt, daß es mir den
Rest gegeben hat, wie sie ihre Rolle hinschmiß und die
Aufführung platzen ließ.»
«Aber wie ist sie denn in meinen Wandschrank
gekommen?» fragte Alvirah. «Du mußt sie doch in

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