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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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die Monate, in denen sie beim Anblick von Brian mit
Fiona Höllenqualen ausgestanden hatte. Wäre es wieder
dazu gekommen? Tags zuvor hatte sie es für denkbar
gehalten.
    Fiona rief ununterbrochen bei Brian an, bis sie ihn
endlich erreichte. Als sie den Hörer auflegte, sagte sie:
«Hast du was dagegen, wenn ich meine Koffer hierlasse?
Er ist auf dem Weg zum Traumschloß der Putzfrau. Ich
werd’ ihn abfangen.» Dann zuckte sie die Achseln. «Er ist
so ’n verdammter Spießer, dabei sind erstaunlich viele
Leute an der Westküste über ihn im Bilde. Ich muß schon
sagen, nach allem, was ich über Nächte in Nebraska gehört habe, sind da sämtliche Voraussetzungen für ’nen
richtigen Knüller drin – und ich hab’ vor, die Hauptrolle
zu spielen.»
    Emmy erhob sich. Ihr Körper fühlte sich steif an und
schmerzte. Die uralte Klimaanlage ratterte und keuchte,
aber trotzdem war es heiß und feucht im Zimmer. Eine
kalte Dusche und eine Tasse Kaffee, dachte sie. Vielleicht
bekomme ich dann einen klaren Kopf. Sie wollte Brian
sehen. Sie wollte ihn in die Arme schließen. Es tut mir
kein bißchen leid, daß Fiona tot ist, gestand sie sich ein,
aber wie kannst du erwarten, Brian, daß du ungestraft
davonkommst?
    Sie hatte sich gerade ein T-Shirt zum Baumwollrock
übergestreift und ihr langes, leuchtend rotes Haar zu
einem Nackenknoten gedreht, als es an der Haustür
klingelte. Über die Sprechanlage teilte der
Kriminalbeamte Rooney mit, er sei unterwegs nach oben.
    «Allmählich ergibt das Sinn», sagte Alvirah. «Hast du
irgend etwas ausgelassen, Brian? Zum Beispiel, ob du die
Flasche Champagner, Hausmarke der Queen, gestern in
den silbernen Weinkühler gestellt hast?»
    Brian war konsterniert. «Warum sollte ich das tun?»
«Das hab’ ich ja auch nicht angenommen. Meine Güte,
so ’ne unglaubliche Geschichte. Fiona hat nicht hier
    rumgelungert, weil sie zum Vorsprechen mußte. Ich gehe
jede Wette ein, daß sie Carleton Rumson angerufen und
hergebeten hat. Deshalb standen die Gläser und der
Champagner hier. Sie gab ihm das Manuskript, und dann
sind sie sich in die Haare geraten, wer weiß, warum. Ich
hab’ nämlich meine kleinen grauen Zellen mobilisiert.
Fahr jetzt nach Hause, Brian, und hol die Endfassung von
deinem Stück. Ich hab’ mit Carleton Rumson, dem
Produzenten, darüber gesprochen, er möchte sich’s heute
ansehen.»
    «Carleton Rumson!» rief Brian. «Der ist doch am
Broadway die Nummer eins und am schwersten zu
erreichen. Du mußt zaubern können!»
«Ich erzähle dir das später. Er verreist mit seiner Frau,
deshalb laß uns das Eisen schmieden, solange es heiß ist.»
    Brian schaute zum Telefon hinüber. «Ich müßte Emmy
anrufen. Sie hat das mit Fiona inzwischen bestimmt
erfahren.» Er wählte die Nummer, wartete, sagte dann
enttäuscht: «Sie ist anscheinend nicht zu Hause.»
    Emmy war sicher, daß der Anruf von Brian kam, machte
aber keine Anstalten, den Hörer abzunehmen. Der magere
Mann mit dem finsteren Gesicht ihr gegenüber hatte sie
gerade gebeten, genau zu schildern, was sie am Vortag
getan hatte. Emmy wählte ihre Worte sorgfältig. «Ich bin
vormittags gegen elf zum Jogging gegangen. Gegen halb
zwei bin ich zurückgekommen und den Rest des Tages zu
Hause geblieben.»
    «Allein?»
«Ja.»
«Haben Sie Fiona Winters gestern gesehen?»
Emmys Blick glitt in die Ecke, wo die Koffer gestapelt
    waren.
«Ich …» Sie hielt inne.
    «Miss Laker, ich muß Sie wohl darauf aufmerksam
machen, daß es zu Ihrem Vorteil ist, wenn Sie ganz
wahrheitsgemäß antworten.»
    Rooney zog seine Aufzeichnungen zu Rate. «Fiona
Winters kam mit einer Maschine aus Los Angeles, die
etwa um 7 Uhr 30 landete. Sie nahm sich ein Taxi und
fuhr hierher. Ein Botenjunge, der sie erkannte, half ihr mit
dem Gepäck. Sie erzählte ihm, daß Sie sich nicht gerade
freuen würden, sie zu sehen, weil Sie hinter ihrem Freund
her seien. Als Miss Winters ging, folgten Sie ihr. Ein
Pförtner von Central Park South hat Sie erkannt. Sie saßen
auf einer Bank gegenüber, beobachteten das Haus
annähernd zwei Stunden lang und betraten es dann durch
den Lieferanteneingang, den die Maler abgesichert und
offengelassen hatten.» Rooney beugte sich vor. Sein Ton
wurde vertraulich. «Sie fuhren nach oben zu der Wohnung
der Meehans, stimmt’s? War Miss Winters schon tot?»
    Emmy starrte ihre Hände an. Brian neckte sie immer
damit, daß sie so klein wären. «Aber kräftig», lachte er,

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