Der Mord zum Sonnntag
Darling. Wie
ich höre, stellt die Polizei eine Menge Fragen. Dabei wird
unweigerlich herauskommen, daß ihr beide, sie und du,
’ne Story abgegeben habt, wie’s die Journalisten nennen.
Bist du Brian McCormack auf der Spur geblieben? Ich
hab’ da wieder mal den gewissen Riecher.»
Rumson räusperte sich. «Diese Alvirah Meehan will
McCormack veranlassen, mir das Stück zu bringen.
Sobald ich’s gelesen habe, gehe ich runter und treffe ihn.»
«Laß es mich auch lesen. Dann könnte ich mitkommen.
Ich würde brennend gern sehen, wie eine Putzfrau
eingerichtet ist.» Sie hakte ihren Mann unter. «Mein armer
Darling. Warum bist du so nervös?»
Als Brian, sein Stück unter dem Arm, in die Wohnung
stürzte, lag Emmy unter einer leichten Decke auf der
Couch. Alvirah machte die Tür hinter ihm zu und
beobachtete, wie er sich neben Emmy hinkniete und sie in
die Arme schloß. «Ich geh’ nach hinten und laß euch
ungestört reden.»
Willy war im Schlafzimmer und breitete
Kleidungsstücke aus.
«Welche Jacke, Schatz?» Er hielt zwei Sportsakkos
hoch.
Alvirah runzelte die Stirn. «Du möchtest nett aussehen,
wenn Pete seine Pensionierung feiert, aber es soll nicht
angeberisch wirken. Zieh die blaue Jacke an und dazu das
weiße Sporthemd.»
«Ich laß dich trotzdem ungern allein heute abend»,
protestierte Willy.
«Du darfst bei Petes Dinner nicht fehlen», erklärte
Alvirah bestimmt. «Und wenn’s zu sehr rundgeht, Willy,
dann mußt du mir versprechen, daß du nicht nach Hause
fährst, sondern in der alten Wohnung übernachtest. Du
weißt doch, wie du loslegen kannst, wenn du mit den
Brüdern zusammen bist.»
Willy lächelte verdattert. «Du meinst, wenn ich ‹Danny
Boy› öfter als zweimal singe, ist das ’n Alarmzeichen für
mich.»
«Genau.»
«Schatz, ich bin so kaputt von der Reise und dem
Schreck letzte Nacht, daß ich ebenso gern bei Pete ein
paar Bierchen kippen und dann heimkommen würde.»
«Das wäre unfreundlich. Pete ist auf unserer Party zum
Lotteriegewinn bis zum Morgen geblieben, als der
Verkehr auf der Schnellstraße schon voll im Gange war.
Jetzt müssen wir mit den jungen Leuten reden.»
Im Wohnzimmer saßen Emmy und Brian Hand in Hand
nebeneinander. «Habt ihr zwei schon alles geklärt?»
erkundigte sich Alvirah.
«Nicht direkt», sagte Brian. «Als Emmy es ablehnte,
Rooneys Fragen zu beantworten, hat er ihr offenbar heftig
zugesetzt.»
Alvirah schaltete ihr Mikrofon ein. «Ich muß alles
wissen, was er von Ihnen gewollt hat.»
Emmy berichtete zögernd. Ihre Stimme wurde ruhiger,
und ihre Sicherheit kehrte zurück, als sie sagte: «Man wird
dich anklagen, Brian. Er will mich dazu bringen, Dinge zu
äußern, die dir schaden.»
«Du meinst, du beschützt mich.» Brian machte ein
erstauntes Gesicht. «Das ist nicht notwendig. Ich habe
nichts getan. Ich dachte …»
«Du dachtest, Emmy sitzt in der Klemme», ergänzte
Alvirah. Sie ließ sich mit Willy auf der
gegenüberliegenden Seite der Couch nieder und musterte
die beiden. Ihr wurde klar, daß Brian und Emmy direkt vor
der Stelle saßen, wo die Tischplatte mit Fingerabdrücken
übersät gewesen war. Der Vorhang befand sich etwas
mehr rechts. Wer immer auf dieser Couch saß, hatte die
Schlaufe genau im Blickfeld gehabt. «Ich werde euch
beiden jetzt was erzählen», verkündete sie. «Jeder von
euch denkt, der andere könnte vielleicht was damit zu tun
haben – und ihr irrt euch beide. Hast du irgend etwas
verschwiegen über deine gestrige Begegnung mit Fiona
Winters, Brian?»
«Nicht das geringste», erwiderte er.
«Gut. Jetzt sind Sie dran, Emmy.»
Emmy ging zum Fenster hinüber. «Ich mag diese
Aussicht.» Sie wandte sich zu Alvirah und Willy. «Als
Fiona gestern meine Wohnung verließ, um sich mit Brian
zu treffen, habe ich wohl etwas durchgedreht. Er ist ja so
auf sie fixiert gewesen. Fiona gehört – gehörte zu den
Frauen, die nur mit dem Finger zu schnippen brauchen.
Ich hatte Angst, daß Brian wieder mit ihr anbändelt.»
«Niemals …», protestierte Brian.
«Du hältst den Mund», kommandierte Alvirah.
«Ich habe lange auf der Parkbank gesessen», fuhr Emmy
fort. «Ich sah Brian weggehen. Als Fiona nicht runterkam,
dachte ich zuerst, vielleicht hat Brian ihr gesagt, sie solle
warten. Endlich entschloß ich mich zur
Auseinandersetzung mit ihr. Ich fuhr mit dem
Lastenaufzug nach oben, weil ich von niemandem gesehen
werden wollte. Ich läutete an der Wohnungstür,
Weitere Kostenlose Bücher