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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Dabei kam
ihr eine von Mins strikten Verhaltensregeln zu Hilfe,
wonach Unterhaltungen mit Gästen nur gestattet waren,
wenn diese es wünschten. «Aber quasselt ja nicht über
eure eigenen Probleme», pflegte Min ihnen bei den
allwöchentlichen Personalversammlungen einzuschärfen.
«Davon will kein Mensch etwas hören.»
Es wäre hilfreich, Gina auszuhorchen, wie sie die Lage
beurteilte.
«Scheint nicht viel los zu sein heute», begann sie. «Sind
alle auf dem Golfplatz?»
«Ich wünschte, es wär’ so. Wissen Sie, hier ist seit fast
zwei Jahren kein richtiger Betrieb mehr. Entspannen,
Elizabeth, Ihr Arm fühlt sich hart wie ’n Brett an.»
«Seit zwei Jahren? Was ist denn passiert?»
«Was soll ich dazu sagen? Angefangen hat’s mit dem
dämlichen Mausoleum. Die Leute zahlen doch nicht
solche Preise, um Schuttberge zu sehen oder
Preßlufthämmer zu hören. Und das Ding ist immer noch
nicht fertig. Können Sie mir vielleicht sagen, wozu sie hier
’n römisches Bad brauchen?»
Elizabeth dachte an Leilas Bemerkungen darüber.
«Genau das hat Leila auch immer gesagt.»
«Sie hatte recht. Ich muß Sie jetzt umdrehen.» Geschickt
glättete sie das Laken. «Und wenn Sie schon den Namen
erwähnen, muß ich Sie was fragen. Ist Ihnen eigentlich
klar, was dieses Unternehmen Leila alles verdankt?
Ihretwegen sind die Leute gekommen, weil sie hofften, ihr
zu begegnen. Sie war die lebendige Reklame für Cypress
Point, sie ganz allein. Und sie hat immer erzählt, daß sie
und Ted Winters sich hier kennengelernt haben. Und jetzt
– ich weiß nicht. Irgendwas ist anders geworden. Der
Baron wirft das Geld wie verrückt zum Fenster raus – Sie
haben doch die neuen Quecksilberdampflampen gesehen.
Die Innenarbeiten am römischen Bad gehen endlos weiter.
Und Min versucht, an allen Ecken und Enden zu knapsen.
Ein Witz. Er klotzt ein römisches Bad hin, und sie predigt
uns, sparsam mit den Handtüchern umzugehen!»
Die Kosmetikerin, eine Japanerin, war neu. Die
Verspannung, die sich durch die Massage zu lösen
begonnen hatte, wurde restlos beseitigt durch die warme
Gesichtsmaske, die sie nach der Reinigung und dem
Dampfbad auftrug.
Elizabeth dämmerte ein. Die leise Stimme der Japanerin
weckte sie: «Haben Sie gut geschlafen? Sie sahen so
friedlich aus, und da hab ich vierzig Minuten länger
gewartet, Zeit genug hatte ich ja.»

6
    Während das Zimmermädchen ihre Koffer auspackte,
inspizierte Alvirah Meehan ihre neue Unterkunft. Sie
wanderte von Raum zu Raum, beäugte alles mit scharfem
Blick, dem nichts entging. In Gedanken bastelte sie an
dem Text, den sie in den brandneuen Recorder diktieren
wollte.
«Haben Sie noch irgendwelche Wünsche, Madame?»
    Das Zimmermädchen stand in der Tür zum
Wohnzimmer. «Nein, vielen Dank.» Alvirah bemühte
sich, den Tonfall von Mrs. Stevens zu kopieren, bei der sie
dienstags putzte. Ein bißchen von oben herab, aber
trotzdem freundlich.
    Sobald sich die Tür hinter dem Zimmermädchen schloß,
holte sie in Windeseile den Recorder aus dem eleganten
Behälter. Der Reporter vom New York Globe hatte ihr
gezeigt, wie das Ding funktionierte. Sie machte es sich auf
der Couch im Wohnzimmer bequem und begann.
    «Also, da wär’ ich nun in Cypress Point Spa, und ich
kann Ihnen versichern, es ist einfach Spitze. Ich spreche
zum erstenmal auf Band und möchte mich vor allem bei
Mr. Evans für sein Vertrauen bedanken. Als er mich und
Willy nach dem Lotteriegewinn interviewt hat und ich ihm
erzählte, wie ich mein Leben lang darauf versessen war,
einmal nach Cypress Point Spa zu kommen, da sagte er,
ich hätte ’nen Sinn fürs Dramatische und die Leser vom Globe würden sich brennend für alles interessieren, was
ich von meinem Standpunkt aus über den Betrieb in so
’nem Luxusschuppen zu berichten hätte. Er sagte, die
Leute, mit denen ich da zusammenkäme, würden nicht mal
im Traum daran denken, daß ich was mit Schreiben zu tun
haben könnte, und darum würde ich vermutlich allerhand
Interessantes zu hören kriegen. Als ich ihm dann erklärt
hab, daß ich mein ganzes Leben lang ’n echter Kinofan
gewesen bin und ’ne Menge über das Privatleben der
Filmstars weiß, sagte er, ihm schwante, daß ich ’ne gute
Artikelserie schreiben könnte und womöglich sogar ein
Buch.» Alvirah lächelte freudestrahlend und strich den
Rock ihres purpurroten Reisekleides glatt.
    «Ein Buch», fuhr sie fort und achtete darauf, direkt ins
Mikrofon zu sprechen.

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