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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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in Schräglage, machte eine Kurve
und begann niederzugehen zur Landung auf dem Flugplatz
von Monterey. Methodisch kontrollierte Ted das
Instrumentenbrett. Der Flug von Hawaii war gut verlaufen
– keine starken Strömungen, nur gemächlich
dahintreibende Wolkenbänke, wie Zuckerwatte. Komisch,
er mochte Wolken, liebte es, über ihnen oder durch sie
hindurchzufliegen, aber Zuckerwatte hatte er schon als
Kind nicht ausstehen können. Wieder eine der vielen
Widersprüchlichkeiten in seinem Leben …
    Auf dem Kopilotensitz regte sich John Moore zum
Zeichen seiner Bereitschaft, die Steuerung zu übernehmen,
sofern Ted dies wollte. Moore war seit zehn Jahren
Chefpilot von Winters Enterprises. Doch Ted wollte die
Landung selber durchführen, um festzustellen, wie sanft er
die Maschine aufsetzen konnte.
    Craig war vor einer Stunde aufgetaucht und hatte ihn
gedrängt, sich von John ablösen zu lassen.
«Die Cocktails sein serviert an Ihre Lieblingstisch in die
Ecke, Monsieur Wintärs.»
Die täuschend echte Nachahmung des Geschäftsführers
im Four Seasons mit seinem französischen Akzent gehörte
zu Craigs Glanznummern.
«Um Himmels willen, verschone mich heute mit
weiteren Proben deiner Imitationskünste. Ich kann das
jetzt nicht brauchen.»
Ein Warnsignal für Craig, so daß er Teds Entscheidung,
am Instrumentenbrett zu bleiben, widerspruchlos
schluckte.
Die Landebahn sauste auf sie zu. Ted drückte die
Maschine vorn leicht nach unten. Wie lange hatte er wohl
noch die Freiheit, Flugzeuge zu steuern, zu reisen, einen
Drink an der Bar zu nehmen, wenn er Lust dazu hatte,
kurz – ein normales menschliches Dasein zu führen? Der
Prozeß begann in der nächsten Woche. Er mochte seinen
neuen Anwalt nicht. Henry Bartlett war zu großspurig, zu
sehr auf Imagepflege bedacht. Ted konnte sich ohne
weiteres eine Anzeige im New Yorker, auf der Bartlett eine
Flasche Scotch in der Hand hielt, vorstellen und dazu den
Werbetext: «Dies ist die einzige Marke, die ich meinen
Gästen vorzusetzen pflege.»
Die Laufräder setzten auf. Von dem Ruck war im Innern
der Maschine so gut wie nichts zu spüren. Ted schaltete
die Triebwerke um. «Saubere Landung, Sir», sagte John
leise.
Erschöpft fuhr sich Ted mit der Hand über die Stirn.
Wenn er John doch bloß dieses «Sir» abgewöhnen könnte!
Und Henry Bartlett sein ewiges «Teddy». Hielten sich alle
Strafverteidiger für berechtigt, sich derart herablassend zu
gebärden, nur weil man ihre Dienste benötigte? Eine
interessante Frage. Unter anderen Umständen hätte er nie
etwas mit einem Mann wie Bartlett zu tun gehabt. Aber
den angeblich besten Strafverteidiger des Landes
hinauszuwerfen, wenn man mit einer lebenslänglichen
Haftstrafe rechnen muß, wäre unklug. Er hatte sich immer
für klug gehalten. Dessen war er sich nun nicht mehr so
sicher.
Wenige Minuten später waren sie in einer Limousine
nach Cypress Point Spa unterwegs. «Ich hab schon viel
von der Monterey-Halbinsel gehört», bemerkte Bartlett,
als sie auf den Highway 68 einbogen. «Trotzdem ist mir
nach wie vor unklar, weshalb wir uns nicht in Ihr Haus
nach Connecticut oder in Ihre New Yorker Wohnung zum
Arbeiten zurückziehen konnten, aber Sie bezahlen ja die
Rechnungen.»
«Wir sind hier, weil Ted in Cypress Point die Ruhe und
Entspannung findet, die er braucht», erklärte Craig. Sein
scharfer Ton war unüberhörbar.
Ted saß rechts auf der geräumigen Rückbank, Bartlett
neben ihm. Craig hatte sich ihnen gegenüber, neben der
Bar, plaziert. Er klappte den Deckel auf und mixte einen
Martini, den er leicht lächelnd überreichte. «Du kennst
doch Mins strikte Regeln punkto Alkohol. Kipp den lieber
fix runter.»
Ted schüttelte den Kopf. «Die Erinnerung an das vorige
Mal reicht mir. Da habe ich auch fix runtergekippt. Hast
du ein kühles Bier da?»
«Teddy, ich möchte Sie bitten, nicht mehr von diesem
Abend zu erzählen, als könnten Sie sich nicht mehr recht
daran erinnern.»
Ted drehte sich zu Henry Bartlett um, musterte ihn
eingehend, registrierte den Gesamteindruck: silbergraues
Haar, weltläufiges Auftreten, leichter britischer Akzent.
«Lassen Sie uns eins klarstellen», sagte er. «Nennen Sie
mich ja nicht noch einmal Teddy. Mein Name ist Andrew
Edward Winters, wie Sie wohl aus der stattlichen
Vorschußzahlung ersehen haben dürften. Ich wurde von
jeher Ted gerufen. Sollten Sie sich das zu schwer merken
können, dürfen Sie mich Andrew nennen. Das hat meine

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