Der müde Bulle
Schein in ihren Tanga, was sie zum Grinsen brachte.
»Für die Kleine.«
An sich hätte ich sie ja noch ganz gern nach dem jungen Schnösel gefragt, von dem ich gehört hatte, daß er in den Strip Clubs und Animierbars herumhing, aber ich konnte es unmöglich riskieren, noch eine einzige Minute länger allein mit ihr in einem Raum zu bleiben. »Bis dann also, Glenda«, verabschiedete ich mich etwas halbherzig.
»Ciao, Bumper«, erwiderte sie, während ich mich bereits durch das Dunkel zum Ausgang vorarbeitete. Sah man einmal davon ab, daß ich von Cassie alles bekam, was ich wollte, gab es auch noch einen zweiten Grund, weshalb ich mich so plötzlich von Glenda losriß. Jeder Polizist weiß, daß man es auf jeden Fall vermeiden muß, sich zu sehr auf eine Informantin zu konzentrieren. Wenn man eine Informantin aufs Kreuz legt, liegt man am Ende selbst dumm auf der Fresse.
2.
Nachdem ich Glenda entflohen war, kam es mir auf der Straße richtig kühl vor. Alle führten sich ein wenig komisch auf, wenn ich auf meine Pensionierung zu sprechen kam. Und ich hatte eigentlich überhaupt keine Lust, mich wieder in meine Kiste zu setzen und mir das Gebrabbel am Funk anzuhören.
Es war immer noch Vormittag, und ich fühlte mich richtig gut, als ich, meinen Knüppel in der Hand, so dahinschlenderte. Ich glaube, ich muß sogar richtig daherstolziert sein. Die meisten Streifenpolizisten stolzieren. Genau das erwarten die Leute schließlich von einem. Auf diese Weise zeigt man dem Ganovenpack, daß man keine Angst hat, und das wollen die Leute. Außerdem erwarten sie von einem älteren Polizisten, daß er seine Mütze etwas schief auf dem Kopf sitzen hat, und so komme ich auch in diesem Punkt ihren Vorstellungen nach.
Ich trug immer noch die traditionelle achteckige Mütze, und an meinem Knüppel hing ein langer Lederriemen. Jetzt sollten zwar modernere, runde Mützen eingeführt werden, aber ich wollte noch bis zum Schluß bei meiner achteckigen bleiben. Dabei mußte ich unwillkürlich daran denken, daß am Freitag Schluß sein würde, und ich führte ein kleines Kunststück mit dem Knüppel auf, um mich ein wenig abzulenken. Ich ließ den Schlagstock vom Gehsteig in meine Hand zurückspringen. Drei Schuhputzerjungen – zwei Mexikaner und ein Schwarzer – beobachteten mich dabei. Dieser Knüppeltrick beeindruckte sie mächtig. Er schwebte wie ein Jo-Jo nach unten, ich wirbelte ihn ein paarmal durch die Luft und ließ ihn – alles in einer einzigen, fließenden Bewegung – wieder in die Halterung an meinem Gürtel zurückgleiten.
»Soll ich Ihnen die Schuhe putzen, Bumper?« sprach mich einer der Mexikanerjungen an.
»Danke, Kleiner, das ist momentan nicht nötig.«
»Ich mach's Ihnen aber umsonst«, beharrte er und zog noch eine Weile neben mir her.
»Was hältst du davon, wenn ich dich auf eine Cola einladen würde?« schlug ich vor und schnippte zwei Vierteldollar in die Luft, die der Junge mit einer lässigen Bewegung auffing, um auch schon im nächsten Augenblick ausgelassen zu einem Getränkeladen ein paar Häuser weiter zu laufen. Die Holzkästen mit ihren Schuhputzutensilien an einem Seil über die Schulter gehängt, jagten ihm die anderen beiden fröhlich nach, so daß ihnen die Kisten rumpelnd gegen die Hüften schlugen.
Vermutlich hatten diese Jungen noch nie zuvor einen Revierbeamten gesehen, der seinen Knüppel durch die Luft wirbelte. Schon vor ein paar Jahren war von oben offiziell angeordnet worden, die langen Lederriemen zu entfernen. Ich hatte mich jedoch nie daran gehalten, und die Sergeants taten ausnahmslos so, als wüßten sie nichts davon, solange ich mir für die Inspektionen einen vorschriftsmäßigen Knüppel borgte.
Inzwischen wird der Knüppel nämlich durch einen dicken Gummiring, ähnlich einem Dichtungsring, gehalten. Wir haben von ein paar jungen japanischen Polizisten, die etwas von Karate und Aikido verstehen, neue Methoden gelernt, mit dem Knüppel umzugehen. In diesem Zusammenhang benutzen wir jetzt das dickere Ende häufiger, und ich muß zugeben, daß diese Methode um einiges effektiver ist als meine alte Steinzeitmenschentechnik. Mir sind in meiner Laufbahn an den Köpfen, Armen oder Beinen von irgendwelchen Kerlen schon sicher sechs Schlagstöcke zu Bruch gegangen. Aber jetzt habe ich von diesen Nisei-Jungs gelernt, den Knüppel in einem großen Bogen zu schwingen und mein ganzes Körpergewicht dahinterzulegen. Wenn ich wollte, könnte ich so einen Kerl damit glatt
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