Der Müllmann
hin, der gerade in einen Krankenwagen geladen wurde. Dann musterte
sie mich prüfend. »Was ist los? Du siehst nicht gerade glücklich aus.«
»Gernhardt«,
sagte ich. »Ich kann nicht glauben, was da eben geschehen ist. Habt ihr alles
aufgezeichnet?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. In dem Moment, in dem du das
Lagerhaus betreten hast, haben wir das Signal verloren.« Sie sah zur Seite.
»Was suchen die denn dort?«, fragte sie mich. »Ich dachte, die hätten sich heraushalten
sollen?«
Es waren Alexej und Irina, die zusahen, wie Hu aus dem Lagerhaus
getragen wurde. Sie nickten uns beiden zu und gingen wieder davon.
»Haben sie auch.« Ich sah ihnen nach. »Gernhardt sprach von einem
Plan B. Ich nehme an, dass der beinhaltet hätte, uns alle umzulegen … und er
hätte es als einen Disput zwischen der Russenmafia und der Triade darstellen
können.«
Sie nickte langsam. »Nur dass wir keine Beweise haben. Was meinst
du, kann er sich herausreden? Er behauptet, du hättest die beiden erschossen.
In Notwehr.«
»Und was hat er genau erzählt?«
»Dass er verdeckt ermittelt hat. Du hättest dich hinter den Spinden
versteckt, um ihm im geeigneten Moment Rückendeckung zu geben. Nur hätte Horvath
Schröder und Landvogt töten wollen, und als er dazwischen ging, hat Horvath auf
ihn geschossen. Woraufhin du geschossen hast.«
»Okay«, sagte ich. »Was ist mit Hu? Hatte er eine Waffe?«
»Ja. Aber er kam nicht dazu, sie zu ziehen. Gut geschossen
übrigens.« Sie glaubte kein Wort.
»Ja. Wir haben es immer und immer wieder geübt.«
»Scheint geholfen zu haben.«
Offensichtlich.
»Was ist mit den anderen Morden?«, fragte ich dann. »Wie will er die
erklären?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Wir werden ihn noch gründlicher
befragen. So lange, wie man uns lässt, mein Boss hat bereits einen Anruf von
seinem Boss bekommen, der auch schon einen Anruf erhalten hat. Wir sollen euch
beide mit Glacéhandschuhen anfassen. Ihr seid Helden. Das Außenministerium
schickt jemanden, das BKA kommt mit einem ganzen Team, die Bundesbank will
Leute schicken …« Sie zuckte mit den Schultern. »Ein Wunder, dass das Fernsehen
noch nicht da ist. Jeder will etwas von dem Kuchen abhaben. Ihr habt fünfundsiebzig
Millionen Euro sichergestellt … da stellt man keine Fragen mehr. Lucio war ein
Zuhälter, keinen interessiert es, dass er umgelegt wurde.«
»Und was ist mit Anschütz?«
»Gernhardt hat Beweise, dass er mit drinsteckte. Offenbar war der
Mann der Schlüssel für die ganze Angelegenheit und hat alles von innen heraus
arrangiert. Muller hat dafür gesorgt, dass Schröders Geldtransportfirma den
Auftrag bekam, die gebrauchten Scheine zur Entwertung zu fahren. Und dort … «
Sie schüttelte fassungslos den Kopf. »Dort schwört jeder, dass das Geld auch
verbrannt worden ist.«
»Blüten«, sagte ich. »Sie haben Falschgeld verbrannt, das ist die
einzige Lösung.«
»Gernhardt behauptet, dass er auch nicht wüsste, wie genau sie das
gemacht haben. Wie auch immer, er sagt, dass, als er erfahren hat, dass
Anschütz aus dem Weg geräumt werden sollte, es schon zu spät gewesen sei, es zu
verhindern. Und das Ganze hat er nur herausgefunden, weil diese Studentin Hu
dazu gebracht hat, Gernhardt zu vertrauen. Den Rest habt ihr zusammen herausgefunden.«
Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Er hat mehrfach betont, wie wichtig sie für
die Auflösung des Falls gewesen wäre. Offenbar hält er sich an sein Versprechen
ihr gegenüber, dass es ihrer Karriere nutzen wird.«
»Und wenn ich dir sage, dass Gernhardt das alles arrangiert hat?«
»Ich glaube dir«, sagte sie. »Berthold auch. Aber hast du Beweise?«
Sie nickte in Landvogts Richtung, der bleich auf der Stoßstange von einem
Rettungswagen saß und sich untersuchen ließ. »Seine Fotos zeigen Gernhardt,
Horvath und Muller. Aber Gernhardt hat verdeckt ermittelt. Natürlich hat er
sich mit ihnen getroffen. Und Landvogt hat ausgesagt, dass es tatsächlich
Gernhardt war, der Horvath daran gehindert hat, ihn und deinen Freund Schröder
umzulegen. Das war zwar, bevor er und dein Freund Schröder betäubt wurden,
macht Gernhardts Aussage aber glaubhaft. Ach ja. Noch eines. Gernhardt hat
angegeben, dass Muller Horvath engagiert hatte, Nina zum Schweigen zu bringen.
Es war so eine Art Gelegenheitsdeal. Wenn schon ein Auftragsmörder in der Stadt
ist und man ihn kennt, dann kann man das auch ausnutzen.« Sie schüttelte
ungläubig den Kopf. »Auf was für Ideen die Leute
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