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Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Wolkenwand
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Ehefrau.
Wenn Valente seinen Kunden dann anbot, diese Fotos gegen ein kleines Entgelt zu
»verlieren«, würden sie sich schon nicht beschweren. Zum einen war er nicht
gierig, zum anderen hatten sie meist mehr zu verlieren, als Lucio kostete.
Diese Art der Erpressung musste wohl die zweitälteste Masche der Welt sein.
    Nur hatte sich Lucio diesmal den falschen Deppen ausgesucht. Deshalb
hatte er jetzt ein Problem.
    Ich war jetzt seit sechs Jahren wieder zu Hause. Nach all dem Mist,
den ich im Irak erlebte, hatte ich zuletzt doch etwas Glück gehabt. Keine
Ahnung, warum sie den amerikanischen Piloten zu mir in die Zelle steckten,
vielleicht nur, weil die anderen Zellen überfüllt waren.
    Das musste man den Amis lassen, sie fackelten nicht lange. Drei Tage
später ging die Tür zu unserer Zelle auf. Drei Marines standen davor, und einer
fragte mich, ob ich Lust hätte, bei ihnen einen Flug zu schnorren. Und das,
obwohl sie mich tragen mussten.
    Man konnte über sie denken, was man wollte, aber ich war ihnen
dankbar.
    Nur, als ich wieder nach Hause kam, stellte sich heraus, dass man
mich für tot gehalten hatte. Was mich, ehrlich gesagt, kaum wunderte.
Schließlich hatte Gernhardt sich viel Mühe gegeben. Irgendwie schien niemand so
richtig erfreut darüber zu sein, dass sich die Nachricht von meinem Tod als
falsch erwiesen hatte. Zumal ich dazu neigte, der offiziellen Version zu
widersprechen. Damit es nicht zu peinlich wurde, musterten sie mich aus
gesundheitlichen Gründen aus, zahlten mir meinen Sold nach und legten eine
fette Abfindung obendrauf. Schließlich wiesen sie mich deutlich darauf hin,
dass es in meinem Interesse wäre, wenn ich meine Version der Ereignisse schnell
vergessen würde.
    Damit ich das auch klar und deutlich verstand, gab es noch ein
kleines psychologisches Gutachten als Zusatzpräsent, das mir freundlicherweise
einen gehörigen Knacks im Oberstübchen attestierte. Sollte ich also weiterhin
darauf bestehen, die offizielle Version anzuzweifeln, brauchten sie nur mit dem
Psycho-Wisch zu wedeln, und das Ganze löste sich in Wohlgefallen auf.
    Nun, irgendwie hatten sie damit ja auch recht.
    Dass ich mich ab und zu mit einer toten Ratte unterhielt, schien mir
selbst auch nicht ganz normal.
    Beschwer dich nicht. Es hätte
schlimmer kommen können.
    Das konnte man zwar so sehen, aber es kam auch so schon schlimm
genug. Kaum zu Hause angekommen, erfuhr ich nämlich, dass mein nichtsnutziger
Schwager meine Schwester ins Krankenhaus geprügelt hatte. Zwei Tage später war
sie verschwunden. Zurück blieb eine blutverschmierte Küche und meine Nichte,
Ana Lena.

    Was das Glück anging, auf einer Zugfahrt von Berlin nach Frankfurt lernte ich Bernd
kennen, der mir mit meinen Krücken und dem Gepäck half. Wir kamen ins Gespräch,
und er erzählte mir von seiner Idee für ein krisensicheres Geschäft. Er hatte
die Idee, ich das Geld, und wir taten uns zusammen. Bis jetzt so ziemlich die
einzige Entscheidung in meinem Leben, die ich noch nicht habe bereuen müssen.
    Viel besser
hätte es gar nicht laufen können, und ich hatte nicht einen einzigen Grund,
mich zu beschweren … außer dass mich die Langeweile beinahe umbrachte.
    Bis ich einen Anruf von einem Freund aus alten Tagen erhielt. Jemand
hatte seine Tochter entführt, und er wollte sie wiederhaben. Die Polizei kam in
seinem Fall nicht infrage, die wären nur zu erfreut darüber gewesen, ihm
endlich auf die Füße treten zu können.
    Es gab da diese kleine Angelegenheit in St. Petersburg, bei der wir
uns schon einmal zusammengetan hatten, um uns gegenseitig den Arsch zu retten.
Und als der kleine Finger seiner Tochter mit der Post eintrudelte, legte Alexej
ihn gleich auf Eis und dachte sofort an mich.
    Und ich wiederum dachte sofort an einen anderen Freund, der solche
Herausforderungen schon immer genossen hatte. Sein Spitzname war Brockhaus, und
der Name war Programm. Es gab wohl auf der Welt keine Datenbank, die ihm nicht
schon beim ersten Hackversuch bereitwillig vor die Füße fiel.
    Ist schon irgendwie seltsam, dass einer meiner besten Freunde ein
Hacker war, den ich wahrscheinlich nie in meinem Leben wiedersehen würde, und
ein anderer sich dadurch auszeichnete, dass er eine Frau geheiratet hatte, die
schwor, mich umzubringen, nachdem sie mich in Grund und Boden gevögelt hatte.
    Ich war nicht gerade von der russischen Mafia begeistert, aber die
chinesischen Triaden mochte ich noch weniger. Sie sind mir zu hinterhältig. Bei
den Russen wusste

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