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Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Wolkenwand
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Einfahrt.
    Ich schloss
auf, George sprang mir entgegen und ließ sich kraulen, hinter ihm stand eine
schmunzelnde Ana Lena, die offenbar bester Laune war.
    »Das ist eine Überraschung«, stellte ich fest, als ich Marietta an
der Küchentheke sitzen sah.
    »Freut mich, wenn es so ist«, lächelte sie.
    »Wie kommt’s?«, fragte ich. »Nicht, dass ich mich beschweren will.«
    Ana Lena konnte nicht ruhig sitzen, sie war so aufgeregt, dass sie
mich an einen Flummi erinnerte.
    »Sie hat mich angerufen, um sich nach Ninas Befinden zu erkundigen.
Und um mir mitzuteilen, dass sie Henri zur Fahndung ausgeschrieben haben. Sein
Vater hat den Mörder auf Nina angesetzt … und dann gestanden, dass sein Sohn
sie und mich vergewaltigt hat!«, erklärte sie ganz aufgeregt. »Ist das nicht
klasse!«
    »Ich habe ihn selbst verhört. Ich tat so, als wüssten wir alles
schon, und er fiel drauf rein«, erklärte Marietta lächelnd. »Ich hab sie
angerufen, um ihr die gute Nachricht zu sagen, und sie hat mich gefragt, ob ich
sie abholen kann. Sie wollte, dass du es auch direkt erfährst.«
    »Ich werde die Verhandlung gegen Henri nicht verpassen«, schwor Ana
Lena. »Ich freue mich schon auf sein dummes Gesicht.«
    »Allerdings haben die Kollegen, die ihn verhaften wollten, ihn nicht
angetroffen«, erklärte Marietta etwas gedämpfter. »Er ist flüchtig, aber weit
kann er nicht kommen, er ist wohl zu Fuß unterwegs und hat kaum etwas
mitgenommen. Wir werden ihn finden.«
    Ich hoffe doch sehr, dass nicht.
    »Auf jeden Fall haben wir jetzt etwas zu feiern«, meinte Ana Lena
begeistert und öffnete den Kühlschrank, um eine Flasche Sekt herauszunehmen,
die dort schon seit Jahren verstaubte.
    Genau in diesem Moment klingelte es an der Tür. Ich sah auf die Uhr,
es war schon deutlich nach eins, und mehr Gesellschaft konnte ich jetzt nicht
gebrauchen.
    Speziell diese nicht.
    »Was willst du?«, fragte ich Gernhardt. Der trug einen frischen
Anzug und blickte grimmig.
    »Dass du mich hineinbittest«, teilte er mir mit und zeigte mir die
Glock, die er in der linken Hand hielt. »Aber höflich, wenn’s geht.«
    »Bist du jetzt durchgedreht?«, fragte ich ihn, als ich einen Schritt
zurückging, um ihn einzulassen. Ich hatte keine Waffe mehr, die Glock hatte man
als Beweismittel zurückbehalten, und auch meine kleine Walther, um sie
ballistisch zu überprüfen.
    »Tu nicht so«, er lächelte freundlich an mir vorbei.
    »Du musst Ana Lena sein«, sagte er zu meiner Nichte.
    »Gernhardt«, begann ich. »Was willst du hier?«
    »Guten Abend, Frau Hauptkommissarin«, begrüßte Gernhardt Marietta.
Er trat einen Schritt vor, und ich sah die Gelegenheit, doch er duckte sich
unter meinem Hieb weg und trat zurück, neben Marietta, die gerade die Hand zu
ihrer Handtasche ausstreckte.
    »Nicht doch«, meinte er kopfschüttelnd und schob die Tasche von der
Theke. Sie schlug hart, schwer und metallisch klingend auf die Küchenfliesen
auf.
    »Dorthin, wo ich euch alle sehen kann. Rücken zum Fenster«, forderte
er und hob drohend seine Pistole.
    »Was soll das, Herr Hollmann?«, fragte Marietta. Sie war bleich
geworden, aber sie behielt die Ruhe und stellte sich schützend vor Ana Lena.
    »Gute Frage.« Links neben mir befand sich unser Messerblock. Auch
wenn es Jahre her war, dass ich mich im Messerkampf geübt hatte, es war eine
Chance.
    »Du bist mit allem durchgekommen. Warum jetzt das? Dir ist doch
klar, dass das nicht gut gehen kann.«
    »Sie bedrohen eine Polizeibeamtin«, teilte ihm Marietta kühl mit.
»Da kommen Sie so leicht nicht raus.«
    Gernhardt ignorierte sie, starrte mich hasserfüllt an.
    »Das ist alles deine Schuld. Es lief alles wie am Schnürchen, und
dann musstest du es verderben!«
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, sagte ich.
    »Ich will es wiederhaben. Du hast mich reingelegt … du wolltest mich
schon immer fertigmachen, nicht wahr?«, zischte er, seine Spucke sprühte durch
die Gegend. »Egal, was ich tat, es war dir nicht genug, was?«
    Damit hat er recht.
    Und ich fand es faszinierend, dass ich gar nichts getan hatte. Aber
er klang, als ob ich ihn seit Jahren verfolgt hätte.
    »Was willst du wiederhaben?«, fragte ich ihn.
    »Das verdammte Geld«, schrie er. »Ich will mein verdammtes Geld
zurück!«
    »Welches Geld?«, fragte Marietta ganz ruhig.
    »Fragen Sie ihn doch, wo er war«, meinte Gernhardt und wedelte mit
der Waffe herum. »Wo war er denn eben, huh? Er hat es abgeholt und versteckt,
das hat er!«
    »Ich habe

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