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Der Musentempel

Der Musentempel

Titel: Der Musentempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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unwiderstehlich findet. Oder auch jeden alten Mann.
    Ein Geräusch auf der Treppe lenkte mich ab. Die Tür öffnete und schloß sich wieder, und von den Stufen leuchtete ein schwaches Licht herüber.
    »Wer immer es sein mag, ich hoffe, du bist gekommen, um mich freizulassen. Ich bin unschuldig!«
    »Ich bin's, Julia.«
    »Wie bist du hier reingekommen?« fragte ich.
    »Ich bin gelaufen, du Idiot.«
    »Oh. Ah, Julia, vielleicht ist es keine so gute Idee, zu nah mit der Lampe zu mir zu kommen. Sie haben mich direkt aus dem Bett gezerrt. Ich bin, nun ja, es läßt sich nicht anders ausdrücken, ich bin nackt.«
    Sie schritt gnadenlos voran. »Wenn wir verheiratet werden sollen, muß ich die grausame Wahrheit sowieso erfahren.
    Außerdem war das, wenn ich mich recht erinnere, auch die arme Frau, die man in deinem Bett gefunden hat. Oh, Decius, was hast du wieder angestellt? Ich wußte ja, daß du rücksichtslos bist, aber bisher hast du noch nie jemanden ermordet.« »Glaubst du, daß ich das getan habe?« Wenn selbst meine Verlobte glaubte, daß ich ein Mörder war, hatte ich wirklich Probleme.
    »Ich weiß, es kann nicht wahr sein, aber die Umstände sind so eindeutig! Die Geschichte macht überall im Palast die Runde.«
    »Und ich wette, ich weiß, wer sie streut. Julia, Asklepiodes muß die Leiche dieser Frau untersuchen, solange sie noch in meinem Zimmer liegt, wenn man sie nicht schon weggeschafft hat. Ich glaube, Rufus ist ihn holen gegangen, aber ich bin mir nicht sicher.«
    »Ich werde mich darum kümmern«, sagte sie. »Und jetzt erzähl mir alles, was passiert ist.« Das tat ich. Sie runzelte die Stirn, als ich zu dem Besuch im Daphne kam.
    »Du willst mir erzählen, daß du eine Prostituierte in das verrufenste Lokal Alexandrias ausgeführt hast?«
    »Julia«, protestierte ich, »sie war meine Informantin! Ich mußte sie bei Laune halten!«
    »Wie schön für dich. Hättest du dich ähnlich um ihr Vergnügen gesorgt, wenn sie alt und häßlich gewesen wäre?«
    »Julia, red doch keinen Unsinn. Würde sich der parthische Botschafter vielleicht eine alte und häßliche Konkubine halten?«
    »Hör zu, Decius. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um dich da lebend rauszuholen, aber ich beginne langsam ernsthaft an deinem Verstand zu zweifeln. Ein Mann, der sich in eine derartig groteske Situation verstricken kann, gibt einen sehr zweifelhaften Ehemann ab, selbst wenn er nicht mit Prostituierten verkehrt.«
    »Ich muß dieses Buch haben, Julia«, beharrte ich. »Es muß der Schlüssel zu allem sein! Mit Hilfe des Buches kann ich die Verschwörung beweisen, und die Dankbarkeit Ptolemaios' wird mir gewiß sein. Ich werde der jüngste Retter Roms, und alles wird mir vergeben!« »Du hängst eine Menge Hoffnungen an einen dünnen Faden.
    Vielleicht hat die Frau dich belogen, was das Buch angeht.«
    »Das glaube ich nicht. Ich glaube, in diesem Fall war die Wahrheit der dickste Köder.«
    »Du bist absolut nicht in der Lage, an das Buch ran zu kommen«, bemerkte sie.
    »Das ist leider wahr. Man hat mich nicht nur angekettet wie einen aufsässigen Sklaven, die Sicherheitsmaßnahmen der parthischen Botschaft sind wahrscheinlich auch deutlich strenger als die der römischen.« Dann kam mir ein Gedanke.
    »Julia, war der parthische Botschafter bei der Übersetzung seiner Korrespondenz nicht auf Hypatias Hilfe angewiesen?«
    »Laut ihren Angaben, ja.«
    »Nun, Frauen sind in der parthischen Botschaft nicht zugelassen! Wo haben sie diese Arbeit also erledigt?«
    »Sag es mir.«
    »Er hat sie in einem Haus unweit des Palastes untergebracht.
    Dort sind sie wahrscheinlich gemeinsam das Buch aus der Bibliothek durchgegangen, und vielleicht ist es immer noch dort!«
    »Achillas hat es bestimmt längst abgeholt, wenn es so belastend ist.«
    »Nicht unbedingt. Achillas glaubt, er hätte alle seine Probleme gelöst. Für ihn besteht jetzt keine Veranlassung mehr, überstürzt zu handeln. Ich muß dieses Buch haben!«
    »Wie?« fragte sie, praktisch wie sie war.
    »Wenn wir in Rom wären, würde ich Milo bitten, und er würde mir ein Dutzend versierter Einbrecher zur Verfügung stellen.«
    »Wie du bemerkt haben wirst, sind wir aber nicht in Rom.«
    »Das bedeutet, daß ich es selbst tun muß.« Müßig spielte sie mit den Ketten, die um meine Gliedmaßen lagen.
    »Ja, ich gebe zu, es gibt da gewisse Komplikationen. Ich muß hier raus. Vielleicht sollte ich mich darauf konzentrieren. Finde du nur heraus, wo sich Hypatias

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