Der mysterioese Zylinder
Sampson blickte erstaunt. »Wozu hätte das denn führen sollen?«
»Wenn Ellery einen Vorschlag macht, solltet ihr ihm schon vertrauen, auch wenn es vielleicht etwas zwielichtig erscheinen mag«, erwiderte der Inspektor. »Ich erkannte sofort, daß unser einziger Ausweg darin bestand, das Beweismaterial selber zu fabrizieren.«
Die beiden Männer runzelten verblüfft die Stirn.
»Es war ganz einfach«, sagte Queen. »Field wurde durch ein ungewöhnliches Gift getötet. Er wurde umgebracht, weil er Barry erpreßt hatte. Lag es da nicht auf der Hand anzunehmen, daß Barry erneut Gift benutzen würde, wenn er plötzlich wieder auf die gleiche Weise erpreßt werden würde – und zwar aller Wahrscheinlichkeit nach das gleiche Gift? Ich brauche euch wohl nicht an den Spruch ›Einmal ein Giftmörder, immer ein Giftmörder‹ zu erinnern. Wenn ich Barry nur dazu bringen konnte, es mit diesem Tetrableiäthyl bei jemand anderem zu versuchen, dann hatte ich ihn. Dieses Gift ist nahezu unbekannt
– aber das brauche ich nicht weiter auszuführen. Wenn ich ihn mit Tetrableiäthyl geschnappt hätte, wäre das ein ausreichender Beweis gewesen.
Das Ganze in die Tat umzusetzen, war eine andere Sache … Die Idee einer Erpressung entsprach ausgezeichnet den Gegebenheiten. Ich besaß wirklich die Originaldokumente über Barrys nicht lupenreine Abstammung. Barry hatte geglaubt, sie seien vernichtet – er hatte keinen Grund zu der Annahme, daß die Dokumente, die er von Field hatte, raffinierte Fälschungen waren. Wenn ich ihn erpreßte, saß er genauso in der Klemme wie zuvor. Folglich würde er auch wieder genauso handeln.
Und so bediente ich mich unseres lieben Freundes Charly Michaels. Der einzige Grund, warum ich mich seiner bediente, war, daß es für Barry nur folgerichtig erscheinen mußte, daß sich Michaels, Fields Kumpan und ständiger Begleiter, im Besitz der Originaldokumente befand. Ich brachte Michaels dazu, einen von mir diktierten Brief zu schreiben. Ich wollte, daß Michaels ihn schrieb, weil Barry möglicherweise durch seine Verbindung zu Field mit dessen Handschrift vertraut war. Dies mag euch vielleicht unwichtig vorkommen, aber ich konnte kein Risiko eingehen. Nur ein kleiner Fehler von meiner Seite – und Barry hätte sofort alles durchschaut, und ich hätte ihn nie mehr zu fassen bekommen.
Ich legte dem Brief ein Blatt aus den Originaldokumenten bei, um zu zeigen, daß an dieser Erpressung wirklich etwas dran war. Ich legte dar, daß Barry von Field nur Kopien bekommen hatte; das beigefügte Blatt unterstrich diese Behauptung. Es gab für Barry nicht den geringsten Grund, daran zu zweifeln, daß Michaels ihn wie zuvor sein Dienstherr schröpfen würde. Ich bestimmte Ort und Zeit, und – um es kurz zu machen – unser Plan klappte …
Ich denke, das war’s, meine Herren. Barry kam; er trug seine kleine zuverlässige Spritze mit Tetrableiäthyl bei sich. Dazu noch ein Fläschchen – also abgesehen von der Örtlichkeit eine exakte Wiederholung des Verbrechens an Field. Ich hatte meinen Mann – es war Ritter – angewiesen, kein Risiko einzugehen. Sobald er Barry erkannte, hielt er ihn mit der Waffe in Schach und schlug Alarm. Glücklicherweise saßen wir fast direkt hinter ihnen im Gebüsch. Barry war völlig verzweifelt und hätte sich und auch Ritter umgebracht, wenn er Gelegenheit dazu gehabt hätte.«
Ein bedeutungsvolles Schweigen entstand, als der Inspektor zum Ende gekommen war, seufzte und sich dann nach vorne beugte, um etwas Schnupftabak zu nehmen.
Sampson rutschte ein wenig auf dem Stuhl herum. »Das klingt ja wie ein echter Reißer, Q«, sagte er voller Bewunderung. »Aber einige Punkte sind mir noch nicht ganz klar. Wenn zum Beispiel dieses Tetrableiäthyl so wenig bekannt ist, wie kam ausgerechnet Barry darauf, und wie brachte er es fertig, es sogar selbst herzustellen?«
»Ah.« Der Inspektor lächelte. »Das hat mich auch beschäftigt, seit Jones mir das Gift beschrieben hat. Selbst nach der Festnahme war ich mir darüber noch nicht im klaren. Und doch war die Antwort für mich die ganze Zeit über zum Greifen nahe; das soll nur deutlich machen, wie dumm ich manchmal bin. Du erinnerst dich sicher daran, daß uns bei unserem Treffen bei den IvesPopes ein gewisser Dr. Cornish vorgestellt wurde. Nun, Cornish ist der persönliche Freund des alten Financiers, und beide sind sehr interessiert an der Forschung im medizinischen Bereich. Tatsächlich erinnere ich mich daran, wie Ellery einmal fragte:
Weitere Kostenlose Bücher