Der mysterioese Zylinder
›Hat IvesPope nicht kürzlich 100.000 Dollar für die Chemical Research Foundation gestiftet?‹ Das stimmte. Es war im Rahmen einer Zusammenkunft im Haus der IvesPopes vor einigen Monaten, daß Barry zufällig von dem Tetrableiäthyl erfuhr. Auf Vermittlung von Dr. Cornish war eine Abordnung von Wissenschaftlern an IvesPope herangetreten, um eine finanzielle Unterstützung der Foundation durch ihn zu erbitten. Im Verlauf des Abends wandte man sich natürlich auch dem neuesten Medizinerklatsch und den letzten wissenschaftlichen Entdeckungen zu. Barry gab zu, mit angehört zu haben, wie einer der Direktoren der Foundation, ein berühmter Toxikologe, den Anwesenden von jenem Gift erzählt habe. Zu diesem Zeitpunkt dachte Barry noch nicht im entferntesten daran, sich dieses Wissen jemals zunutze zu machen. Erst als er beschlossen hatte, Field umzubringen, erkannte er sofort die Vorteile dieses Giftes, vor allem den, daß man seine Herkunft nicht zurückverfolgen konnte.«
»Was um alles in der Welt bedeutete dann die Botschaft, die Sie mir am Donnerstag morgen durch Louis Panzer zukommen ließen, Inspektor?« fragte Cronin neugierig. »Sie erinnern sich? Sie baten mich, Lewin und Panzer bei ihrem Aufeinandertreffen zu beobachten, um herauszufinden, ob sie sich bereits kannten. Wie ich Ihnen schon berichtete, fragte ich Lewin später danach, und er stritt jede Bekanntschaft mit Panzer ab. Was steckte dahinter?«
»Panzer«, wiederholte der Inspektor leise. »Panzer war mir nie so ganz geheuer, Tim. Zu dem Zeitpunkt, als ich ihn zu dir schickte, hatten wir die Schlußfolgerungen aus der Art seines Hutes, die ihn von aller Schuld freisprachen, noch nicht gezogen … Ich schickte ihn aus reiner Neugierde zu dir. Wenn Lewin ihn wiedererkannt hätte, so dachte ich mir, hätte das auf eine mögliche Verbindung zwischen Panzer und Field hingedeutet. Aber der Verdacht erhärtete sich nicht; es war auch von Anfang an nicht besonders vielversprechend. Panzer hätte auch, ohne daß Lewin davon Kenntnis hatte, mit Field bekannt sein können. Auf der anderen Seite war mir auch sehr daran gelegen, daß Panzer an jenem Morgen nicht im Theater herumstand; so hatte der Botengang für uns beide sein Gutes.«
»Nun, ich hoffe, Sie waren vollauf mit dem Packen Zeitungen zufrieden, den ich Ihnen auf Ihre Anweisung hin zurückbringen ließ«, sagte Cronin mit einem Grinsen.
»Was ist mit dem anonymen Brief, den Morgan erhielt? War das ein Täuschungsmanöver oder was?« fragte Sampson.
»Das war wirklich eine nette kleine Intrige«, antwortete Queen grimmig. »Barry hat mir das gestern abend erklärt. Er hatte von Morgans Morddrohung gegen Field gehört. Er wußte selbstverständlich nicht, daß Field auch Morgan erpreßte. Aber er dachte sich, daß es vielleicht eine ausgezeichnete falsche Fährte sein würde, wenn er Morgan am Montag abend ins Theater kriegen könnte – und dann noch unter solch fragwürdigen Umständen. Kam Morgan nicht, so würde das keinen Schaden anrichten. Kam er aber … Er ging folgendermaßen vor. Er besorgte sich gewöhnliches Briefpapier, ging zu einem dieser Schreibmaschinenläden und tippte – dabei trug er Handschuhe – den Brief, unterschrieb ihn mit diesen einfach dahingekritzelten Initialen und warf ihn am Hauptpostamt ein. Er war sehr sorgfältig, was Fingerabdrücke anbelangt; das Schreiben ließ sich auf keinen Fall auf ihn zurückführen. Wie es das Glück nun einmal so will – Morgan schluckte den Köder und kam. Seine wirklich lächerliche Geschichte und die offensichtliche Unechtheit des Schreibens ließen Morgan, so wie Barry es auch beabsichtigt hatte, in einen starken Verdacht geraten. Die göttliche Vorsehung scheint aber andererseits für den Ausgleich gesorgt zu haben. Denn die Informationen, die wir von Morgan über Fields Tätigkeit als Erpresser erhielten, haben Barry doch ziemlich zum Nachteil gereicht. Aber das konnte er nicht vorhersehen.«
Sampson nickte. »Im Moment fällt mir nur noch eine weitere Sache ein. Wie hat Barry den Kauf der Eintrittskarten bewerkstelligt? Oder ging das gar nicht von ihm aus?«
»Doch, sicher. Barry konnte Field davon überzeugen, daß es aus Gründen der Fairneß ihm gegenüber wohl angebracht wäre, daß ihr Treffen und die geschäftliche Transaktion im Theater mit der größtmöglichen Heimlichkeit abgewickelt werden. Field war einverstanden und auch leicht zu überreden, die acht Eintrittskarten an der Theaterkasse zu kaufen. Ihm war ja selbst klar,
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