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Der Nachbar

Titel: Der Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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ins Endlose die Runde in der Siedlung, so dass am Ende keiner mehr sagen konnte, wie wortgetreu die Wiedergabe überhaupt war. Die Tatsache jedoch, dass keine eine klare Verneinung beinhaltete, wurde als Beweis dafür genommen, dass das, was man immer schon gewusst hatte, richtig war:
    Für die Acid Row galten andere Regeln als für den Rest der Welt.
Donnerstag, 26. Juli 2001 – Humbert Street 21,
Bassindale
    Melanie bot Sophie Morrison eine Tasse Tee an, nachdem die Ärztin den beiden Kindern, Rosie und Ben, erlaubt hatte, sich mit ihrem Stethoskop den Herzschlag des Babys im Bauch ihrer Mutter anzuhören. Sie lag auf dem Sofa im Wohnzimmer und sah lachend zu, wie die beiden Kleinen mit den Fingern auf ihrem Bauch herumtatschten, weil sie spüren wollten, ob ihr Schwesterchen oder Brüderchen sich bewegte. »Sind sie nicht süß?«, sagte sie und häufte Küsse auf die blonden Locken ihrer Kinder, bevor sie die Beine vom Sofa schwang und aufstand.
    »Ich nehme gern eine Tasse«, sagte Sophie und lächelte, als sie draußen zwei halbwüchsige Jungen bemerkten, die durch das Fenster Melanies nackten, runden Bauch angafften. »Sie haben Publikum«, sagte sie leise.
    »Hab ich ständig«, erwiderte Melanie und zog an ihrem Top. »Hier kann man doch nicht mal in Ruhe in der Nase bohren, ohne dass einem die ganze Nachbarschaft zuschaut.«
    Melanie wohnte in einem der Häuser in der Humbert Street, die man vor etwa dreißig Jahren in der Mitte durchtrennt und in je zwei so genannte Maisonettes umgewandelt hatte, eine vorn und eine hinten. Vernünftiger wäre es gewesen, die Häuser in Etagenwohnungen aufzuteilen, aber dann hätte man Zwischenwände ziehen, neue Eingangstüren einbauen und unter den Böden des oberen Stockwerks kostspielige Schalldämmung anbringen müssen. Irgendein Schlaukopf bei der Baubehörde hatte einen besseren Einfall gehabt. Es wäre einfacher, billiger und längst nicht so störend für die ansässigen Mieter, behauptete er, quer durch die Mitte der Häuser Schlackensteinmauern hochzuziehen, in die Lücken zwischen den Häusern zu beiden Seiten neue Haustüren und Treppen für jede Maisonette einzupassen, und die vorhandenen Korridore, Treppenschächte und -absätze zum Einbau von Küchen und Badezimmern zu nutzen.
    Es war eine denkbar unglückliche Lösung, durch die in der Straße eine Dreiklassengesellschaft geschaffen worden war. Da waren einmal die Mieter, die wie die Männer aus Nummer 23 das Glück hatten, ein ganzes Haus mit Garten für sich allein beanspruchen zu können; dann jene, die wie Granny Howard in einer hinteren Maisonette wohnten und einen Garten hatten; und schließlich die Übrigen, die wie Melanie Patterson in einer vorderen Maisonette leben mussten, die nur durch einen schmalen Rasenstreifen und ein niedriges Mäuerchen von der Straße getrennt war. Die Humbert Street war infolge dieses Arrangements zu einem Betontunnel geraten, und der Groll unter den Bewohnern war groß, vor allem bei denen, die keinen Zugang zu den hinten anschließenden Gärten hatten.
    »Macht Granny Howard Ihnen immer noch Schwierigkeiten?«, fragte Sophie. Sie nahm den kleinen Ben auf den Arm und knuddelte ihn, als seine Mutter in die Küche ging.
    »Na klar. Beim kleinsten Muckser von den Kindern donnert sie mit dem Hammer an die Wand, und den Garten können wir sowieso vergessen. Die lässt die Kinder da nie im Leben zum Spielen hinter. Jimmy hat versucht, mit ihr zu reden, bevor er wegen dem Diebstahl in den Knast musste, aber sie hat ihn nur als Nigger beschimpft und gesagt, er soll sich verpissen. Ich könnt's ja verstehen, aber der ganze Garten ist total verwildert. Sie benutzt ihn überhaupt nicht.«
    Sophie strich Ben mit dem Handrücken über die Wange. Es war ihr unbegreiflich, wieso das Wohnungsamt dieser alten Frau, die niemals das Haus verließ, weiterhin die hintere Maisonette mit Garten überließ, während zwei kleine Kinder, die dringend Auslauf und einen sicheren Platz zum Spielen und Toben brauchten, ins Vorderhaus verbannt blieben, das ihrem Bewegungsdrang überhaupt keinen Raum bot. Aber es hatte keinen Sinn, sich mit der Behörde herumzustreiten. Granny Howard wohnte seit l973 im Haus Nummer 2l a und würde dort bleiben bis zu ihrem Tod.
    »Wie läuft's mit der Raucherei und dem Trinken? Wird es langsam ein bisschen leichter?«
    »Ich schätze mal, ja«, antwortete Melanie gut gelaunt. »Mit den Lullen bin ich runter auf fünf pro Tag, und trinken tu ich vielleicht zwei kleine

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