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Der Nacht ergeben

Der Nacht ergeben

Titel: Der Nacht ergeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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Ziele verschob und versuchte, das Ziel zu finden, das sie wollte. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, aber dann machte Amelie abrupt einen Schritt zurück. »Jetzt«, sagte sie und ihre beiden Bodyguards sprangen in die, wie es aussah, komplette Finsternis vor ihnen und verschwanden. Amelie warf einen Blick zurück zu Hannah und Claire und ihre schwarzen Pupillen wurden rasch größer, bis sie die graue Iris ihrer Augen bedeckten, um sich auf die Dunkelheit vorzubereiten.
    »Bleibt dicht bei mir«, sagte sie. »Das wird gefährlich.«

3
     
    Amelie packte Claires anderen Arm, und noch bevor Claire überhaupt nach Luft schnappen konnte, wurde sie durch das Portal gezogen. Sie spürte eine kurze, eiskalte Welle und hatte ein bisschen das Gefühl, als würde sie von allen Seiten geschoben. Danach stolperte sie in völlige Finsternis. Ihre übrigen Sinne waren plötzlich ungeheuer geschärft. Die Luft roch schwer und schal und fühlte sich kalt und feucht an, wie in einem Grab. Amelies eisiger Griff um ihren Arm würde blaue Flecken hinterlassen. Hannah Moses' wärmere Berührung an ihrem anderen Arm schien im Vergleich dazu schwächer, auch wenn Claire wusste, dass das nicht stimmte.
    Claire konnte sich selbst und Hannah atmen hören, doch von den Vampiren kam kein Laut. Als Claire zu sprechen versuchte, bedeckte Amelies eiskalte Hand ihren Mund. Sie nickte krampfhaft und konzentrierte sich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen, während Amelie - sie hoffte jedenfalls, dass es immer noch Amelie war - sie in der Dunkelheit vorwärtszerrte.
    Der Geruch änderte sich von Zeit zu Zeit - ein Hauch von etwas ekelhaft Verfaultem, dann von etwas, das merkwürdigerweise vielleicht nach so etwas wie Trauben roch. In ihrer Fantasie beschwor sie einen toten Mann herauf, der von zerbrochenen Weinflaschen umgeben war, und dabei konnte es Claire nicht belassen; der tote Mann bewegte sich, wandte sich ihr zu und jeden Augenblick konnte er sie berühren und sie würde schreien...
    Das bildest du dir nur ein; hör auf damit.
    Sie schluckte und versuchte, ihre Panik zu unterdrücken. Es half nichts. Shane wäre jetzt nicht völlig panisch. Shane würde - Shane würde jedenfalls nicht mit einer Gruppe Vampire im Dunkeln herumtappen, das wusste Claire.
    Es kam ihr vor, als würden sie ewig so weitergehen, aber dann brachte Amelie sie zum Stehen und ließ los. Diesen Rückhalt zu verlieren, fühlte sich an, als würde sie am Rand einer Klippe stehen, und sie war wirklich froh über Hannahs festen Griff, der ihr sagte, dass es noch etwas anderes Reales auf der Welt gab. Lass mich nicht fallen.
    Und dann löste sich Hannahs Hand. Ein rascher Druck ihrer Finger und dann war sie weg.
    Claire trieb in totaler Finsternis dahin, getrennt von den anderen, allein. Ihr Atem klang in ihren Ohren so laut wie ein Zug, aber er wurde vom schnellen Hämmern ihres Herzschlags übertönt. Beweg dich , forderte sie sich selbst auf. Tu was!
    Sie flüsterte: »Hannah?«
    Kalte Hände schlugen sich von hinten um sie, eine davon drückte ihr die Arme an die Seiten, die andere bedeckte ihren Mund. Sie wurde hochgehoben und da schrie sie; heraus kam ein schwacher, summender Ton wie ein Bienenschwarm, der nicht gegen den erstickenden Knebelgriff ankam.
    Und dann flog sie durch die Luft in die Dunkelheit... und kam mit dem Gesicht nach unten auf einem kalten Steinboden auf. Hier war Licht. Es war gedämpft, aber es malte definitiv die Ränder der Gegenstände in blassem Grau nach, einschließlich der geschwungenen Tunnelöffnung am Ende des Ganges.
    Sie hatte keine Ahnung, wo sie war.
    Claire kam rasch auf die Füße und wandte sich um. Amelie trat durch das Portal, blass wie eine Perle. Die beiden anderen Vampire waren bei ihr. Gérard hatte mit seiner gesunden Hand den Arm von Hannah Moses gepackt.
    Hannah hatte eine blutende Kopfwunde, und als Gérard losließ, ging sie keuchend in die Knie. Ihr Blick war leer und unfokussiert.
    Amelie taumelte, in einer Hand glitzerte etwas Silbernes, mit dem sie auf etwas einstach, das sich aus der Dunkelheit auf sie stürzte. Es kreischte, ein dünner Ton, der durch den Tunnel hallte, und eine weiße Hand versuchte, nach Amelies Bluse zu greifen.
    Das unsichtbare Portal klappte zu wie die Iris eines Auges und trennte dabei den Arm über dem Ellbogen ab.
    Amelie riss die noch immer zugreifende Hand von ihrer Bluse ab, ließ sie auf den Boden fallen und kickte sie beiseite. Als sie sich zu den anderen umwandte, war ihr

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