Der Nacht ergeben
Schwierigkeiten.
Amelie wechselte ein paar ruhige Worte mit dem Vampir, der hier zuständig zu sein schien, und Gérard und sein Partner entspannten sich sichtlich. Damit war die Freund-oder-Feind-Frage anscheinend geklärt; Amelie wandte sich um und nickte Claire zu. Sie und Hannah kamen hinter den Glaskästen hervor und schlossen zu ihnen auf.
Auf eine Geste von Amelie hin lösten sich mehrere Vampire sofort von der Gruppe und sie zogen sich in eine entlegene Ecke zurück.
»Was geht hier vor?«, fragte Claire und blickte sich um. Die meisten der Vampire hatten noch immer die Kostüme an, die sie auf Bishops Willkommensball getragen hatten, aber ein paar waren militärischer gekleidet - überwiegend schwarz, aber einige auch in Tarnfarben.
»Das ist ein Versammlungsort«, sagte Hannah. »Wahrscheinlich bespricht sie ihre Strategie. Das da werden wohl ihre Hauptmänner sein. Hast du gemerkt, dass keine Menschen dabei sind?«
Jetzt fiel es Claire auch auf. Der Zweifel, der in ihr aufstieg, war nicht gerade ein angenehmes Gefühl.
Was Amelie auch immer anordnete, es dauerte nicht lang. Die Vampire nickten und einer nach dem anderen löste sich aus der kleinen Runde. Jeder sammelte eine Truppe um sich, die dieses Mal auch Menschen umfasste, und brach auf. Als Amelie die letzte Gruppe losschickte, waren nur noch zehn Leute übrig, von denen Claire niemanden kannte. Sie standen alle beisammen.
Amelie kam zu ihnen zurück, sah die Gruppe aus Vampiren und Menschen und nickte ihnen zu.
»Claire, das ist Theodosius Goldman«, sagte Amelie. »Er bevorzugt, Theo genannt zu werden. Und das ist seine Familie.«
Familie? Das war ein Schock, weil es so viele waren. Theo schien mittleren Alters zu sein, er hatte ergrauendes, lockiges Haar und ein Gesicht, das abgesehen von seiner vampirischen Blässe irgendwie... nett aussah.
»Darf ich vorstellen - meine Frau Patience«, sagte er mit diesem altmodischen Anstand, den Claire nur aus alten Theaterstücken kannte. »Unsere Söhne Virgil und Clarence. Ihre Frauen Ida und Minnie.« Weitere Vampire verbeugten sich. Einer lag auf dem Boden, den Kopf in den Schoß einer Vampirin gebettet, und winkte. »Und ihre Kinder.«
Die Enkel kamen offenbar nicht in den Genuss, einzeln vorgestellt zu werden. Es waren vier, zwei Jungen und zwei Mädchen, die alle so bleich wie ihre Verwandten waren. Sie schienen jünger als Claire zu sein, zumindest physisch; das kleinere Mädchen schätzte sie auf zwölf, den älteren Jungen auf etwa fünfzehn.
Der ältere Junge und das ältere Mädchen funkelten sie an, als wäre sie persönlich verantwortlich für den Schlamassel, in dem sie steckten, aber Claire war zu sehr damit beschäftigt, sich vorzustellen, wie eine ganze Familie - bis hin zu den Enkeln - einfach so zu Vampiren gemacht werden konnte.
Theo konnte offenbar all das an ihrem Gesichtsausdruck ablesen, denn er sagte: »Wir wurden vor sehr langer Zeit unsterblich gemacht, meine Liebe, und zwar von« - er warf Amelie einen raschen Blick zu und sie nickte - »von ihrem Vater, Bishop. Das war einer seiner Witze, weißt du, damit wir für alle Zeiten beisammen sein konnten.« Er hatte wirklich ein gütiges Gesicht, dachte Claire, und sein Lächeln war irgendwie tragisch. »Der Witz hat sich dann jedoch gegen ihn gerichtet. Wir ließen uns nicht davon zerstören. Amelie zeigte uns, dass wir nicht töten mussten, um zu überleben, und so konnten wir sowohl unseren Glauben als auch unser Leben behalten.«
»Ihren Glauben?«
»Es ist ein sehr alter Glaube«, sagte Theo. »Und heute ist bei uns Sabbat.«
Claire blinzelte. »Oh. Sie sind jüdisch?«
Er nickte, sein Blick fixierte sie. »Wir haben hier in Morganville eine Zufluchtsstätte gefunden. Einen Ort, an dem wir sowohl mit unserem Wesen als auch mit unserem Gott in Frieden leben können.«
Amelie sagte leise: »Aber wirst du jetzt auch darum kämpfen, Theo? Für diesen Ort, der dir Zuflucht gewährt hat?«
Er streckte die Hand aus. Die kühlen weißen Finger seiner Frau umschlossen sie. Sie war der Typ Frau, der wie eine Porzellanpuppe aussah. Seidiges schwarzes Haar türmte sich auf ihrem Kopf auf. »Nicht heute.«
»Ich bin mir sicher, Gott würde es verstehen, wenn du den Sabbat unter diesen Umständen nicht einhältst.«
»Sicherlich würde er das. Gott schenkt Vergebung, sonst wären wir längst nicht mehr auf der Welt. Aber ich finde, moralisch zu handeln, bedeutet, diese göttliche Vergebung nicht in Anspruch zu nehmen.« Er
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