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Der Nacht ergeben

Der Nacht ergeben

Titel: Der Nacht ergeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Ivy
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ja schon schlimm genug für sie gewesen zu akzeptieren, dass in ihrem Inneren ein fremdes Wesen... herumstöberte. Aber wenigstens war sie nicht allergisch gegen die Sonne und süchtig nach Blut aufgewacht und hatte auch keine Gehirnwäsche hinter sich.
    Und was noch wichtiger war, Dante stand ihr zur Seite, um ihr ihre Ängste zu nehmen. Natürlich war das der einzige Grund, warum sie jetzt nicht in einer Gummizelle saß.
    »Zuerst dachte ich, dass ich wohl auf einer Zechtour gewesen sein musste und dass meine Erinnerungen am Ende wiederkommen würden«, erzählte er mit einer Grimasse. »Wahrscheinlich hätte ich noch immer am Hafen gesessen, als die Morgendämmerung einsetzte, wenn Viper nicht auf mich gestoßen wäre und mich in seinen Clan eingeführt hätte.«
    Vor Abbys geistigem Auge entstand ein seltsames Bild von Kilts und Dudelsäcken. Das passte so überhaupt nicht zu wunderschönen, tödlichen Vampiren.
    »Clan?«
    »Eine Art Familie, nur ohne all die Schuldgefühle und Schlägereien zwischen Betrunkenen an Feiertagen«, antwortete er.
    Abby lachte leise. »Das hört sich ganz nach meiner Art von Familie an.«
    »Natürlich, es ist nicht schlecht, wenn man so eine bekommen kann.«
    Sein Ton war flapsig, aber Abby war nicht dumm genug zu glauben, dass es leicht gewesen war.
    Ohne sich dessen bewusst zu sein, ergriff sie seine Hand. »Aber du musst doch neugierig auf deine Vergangenheit gewesen sein.«
    Er senkte den Blick, als er seine Finger mit ihren verschränkte. »Eigentlich nicht. Aus meinem beißenden Geruch und der zerlumpten Kleidung konnte ich schließen, dass ich zu einer der zahllosen Horden von unerwünschten Elementen gehört hatte, die die Stadt belästigten.«
    »Aber was, wenn du eine Familie hattest?«
    Für einen winzigen Bruchteil einer Sekunde drückte er ihre Finger auf eine fast schmerzhafte Weise. Dann lehnte er sich wieder gegen die Höhlenwand und fragte ruhig: »Und wenn ich eine hatte? Ich hätte mich nicht an sie erinnert. Sie wären Fremde für mich gewesen. Oder Schlimmeres.«
    »Schlimmeres?«
    Er hielt bewusst ihrem Blick stand. »Abendessen.«
    Abbys Magen zog sich zusammen. Dante ermahnte sie, nicht zu vergessen, wer oder was er in Wahrheit war. Leider hatte er ihr das so verdammt leicht gemacht.
    »Oh.«
    »Es war besser für alle, dem Mann, der ich gewesen war, zu erlauben zu sterben.«
    Abby konnte es nicht abstreiten. Sie hatte sowieso noch nie an all diesen Heile-Welt-Mist geglaubt. Es gab definitiv Zeiten, wo es besser für alle war, dass der Vater wegging und nie wieder zurückkam.
    Sie zog die Knie an und stützte ihr Kinn darauf.
    »Das muss sehr seltsam gewesen sein. Einfach aufzuwachen und jemand zu sein, den du nicht mal kanntest.«
    Beinahe geistesabwesend hob er die Finger an die Lippen. »Am Anfang war es so, aber Viper lehrte mich, mein neues Leben zu schätzen. Er war es, der mir den Namen Dante gegeben hat.«
    Es war schwer, sich Viper als Vaterfigur vorzustellen. Er wirkte so distanziert und kühl. Aber es war offensichtlich, dass der ältere Vampir einen großen Einfluss auf Dante besaß. Und dafür musste sie dankbar sein.
    »Warum >Dante    Dante lächelte schief. »Er meinte, ich müsse lernen, mehr Dichter als Krieger zu sein.«
    »Ah, Dante, natürlich.«
    »Er schärfte mir ein, dass ein Raubtier aus mehr besteht als bloß aus Muskeln und Zähnen. Ein Raubtier muss seine Intelligenz nutzen, um seine Beute zu beobachten und ihre Schwächen in Erfahrung zu bringen. Beute zu schlagen ist weitaus einfacher, wenn man vorhersagen kann, wie das Opfer reagieren wird.«
    Abby schnitt eine Grimasse. »Wow, und ich dachte schon, meine Aussichten wären trostlos.«
    Er zuckte die Achseln. »Er hatte nicht ganz unrecht.«
    »Was meinst du damit?«
    »Wenn ich Fallen schneller hätte wittern können, dann hätten diese Hexen mich nie gefangen.«
    Augenblicklich kniete Abby vor ihm und nahm sein Gesicht in beide Hände. Der Gedanke, dass irgendein anderer Vampir außer Dante hier bei ihr sein könnte, entsetzte sie zutiefst.
    »Und du wärst nicht Dante«, meinte sie ernst.
    Ein merkwürdiges Lächeln bildete sich auf Dantes Lippen. »Und das wäre schlimm?«
    »Sehr schlimm«, flüsterte Abby.
    Ohne Vorwarnung beugte er sich vor, um ihr einen wilden, besitzergreifenden Kuss auf die Lippen zu drücken, bevor er sich widerstrebend wieder zurückzog, um sie mit einem prüfenden Blick anzusehen.
    »So gerne ich auch hier bleiben und mich mit dir amüsieren

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