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Der Nacht ergeben

Der Nacht ergeben

Titel: Der Nacht ergeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Ivy
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intelligentesten Menschen der Erde gehörte, war sie nicht völlig verblödet. Sie würde ihre Instinkte nicht ignorieren, die ihr die Nackenhaare zu Berge stehen ließen.
    »Ich glaube, es ist dasselbe, was uns auch bei Viper angegriffen hat.«
    Er knurrte tief in der Kehle. Es war ein Geräusch, das nicht gerade dazu beitrug, Abbys Kribbeln abzuschwächen.
    »Abscheulichkeiten«, zischte er. »Wo?«
    »Vor uns«, antwortete sie prompt, und dann drehte sie sich um, diesmal etwas unsicherer. »Und ich glaube, hinter uns.«
    Dante blickte sich schnell um, bevor er ihre Hand packte und sie tiefer zwischen die Bäume zog.
    »Hier entlang.«
    Abby hatte nicht die Absicht, mit ihm zu streiten. Eiskalte Furcht krampfte ihr den Magen zusammen, und sie hatte einen Kloß im Hals. Im Augenblick war sie durchaus willens, den gesamten Weg nach Chicago rennend zurückzulegen, falls nötig.
    Geduckt, um den Ästen auszuweichen, die ihnen den Weg blockierten, huschten sie durch die Dunkelheit. Dante mit seiner üblichen eleganten Lautlosigkeit, während Abby hinter ihm herpreschte wie ein Elefantenbulle, dem ein Betäubungspfeil im Hintern steckte.
    Abbys Kribbeln hielt trotz ihrer raschen Flucht weiterhin an. Manchmal wurde es stärker und dann merkwürdigerweise immer wieder schwächer. Abby brauchte ihren Instinkt allerdings nicht, um zu bemerken, dass sie gejagt wurden. Die lebenden Toten hielten ihre Anwesenheit nicht länger geheim: Sie stolperten hinter ihnen her, wobei sie sogar noch mehr Lärm machten als Abby selbst.
    Keuchend und verbissen das Seitenstechen ignorierend, fragte sich Abby für einen kurzen Moment, wie es sein konnte, dass die Leichen sich in einem solchen Tempo bewegten. Um Gottes willen, sie waren doch tot, oder etwa nicht? Die meisten von ihnen waren zweifelsohne an einer Überdosis Fleisch, Zigaretten und Bier gestorben.
    Sie sollten sich doch eigentlich dahinschleppen wie richtige Zombies, und nicht durch den Wald schießen, als seien sie das verdammte kenianische Leichtathletikteam.
    Abby, die sich sehr anstrengen musste, um mit Dantes ungeheurem Tempo Schritt zu halten, war nicht darauf gefasst, dass er plötzlich anhielt. Sie krachte gegen seinen Rücken und konnte sich nur durch den Arm auf den Beinen halten, den er ihr blitzschnell um die Taille schlang.
    »Verdammt«, knurrte sie und atmete mehrmals tief durch. »Warum hast du angehalten?«
    Seine Augen glitzerten in der Dunkelheit, und seine Gesichtszüge waren wie versteinert.
    »Mir gefällt das nicht.«
    Abby zitterte und blickte über ihre Schulter. Sie hörte das unverkennbare Geräusch einer sich nähernden Horde.
    »Ich mag das hier auch nicht gerade besonders, aber es ist wesentlich besser, als uns von diesen Dingern fangen zu lassen.«
    »Das ist genau der Punkt«, meinte er mit rauer Stimme.
    »Was?«
    »Sie hätten uns umzingeln und uns den Fluchtweg abschneiden können. Warum haben sie das nicht getan?«
    Abby war kaum in der Lage, ruhig zu bleiben, wenn jeder Instinkt sie anschrie, ihre planlose Flucht in der Hoffnung auf Sicherheit fortzusetzen.
    »Weil sie verdammt noch mal hirntot sind.«
    Dante schien unfassbar unbeeindruckt von ihrer Logik zu sein. »Sie sind vielleicht tot, aber sie werden von jemandem kontrolliert.«
    »Und was 'willst du damit sagen?«
    Dante schwieg einen Moment, während seine Augen sich zu gefährlichen Schlitzen verengten. »Wir werden getrieben.«
    »Getrieben?« Es dauerte einen Augenblick, bis Abby ein geistiges Bild zu seinen Worten heraufbeschworen hatte. »Du meinst, wie Schafe?«
    »Genau wie Schafe.«
    »Aber... warum?«
    Erstaunlicherweise gelang es Dantes Gesichtszügen, einen noch versteinerteren Ausdruck als vorher anzunehmen. »Ich glaube nicht, dass wir das herausfinden möchten.«
    Abby sank das Herz in die Hose. Wenn Dante besorgt war, dann musste die Situation schlimm sein. Und zwar wirklich schlimm.
    »O Gott, was tun wir bloß?«, stammelte sie.
    »Ich denke, entweder bleiben wir stehen und kämpfen, oder wir versuchen uns aus dem Staub zu machen.«
    Abby musste nicht einmal darüber nachdenken.
    »Ich plädiere für die Stauboption.«
    »Dann los.« Dante verstärkte seinen Griff um ihre Taille und zog sie ein Stück nach oben, um ihr einen zu kurzen Kuss auf die Lippen zu drücken, bevor er sie über die Schulter warf wie einen Sack Kartoffeln. »Halte dich gut fest, Liebste.«
    Abby kreischte erschrocken auf, als er mit fließenden Bewegungen und in einem Tempo losrannte, das die

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