Der Nacht ergeben
Schädel.
Und natürlich gab es da noch seine Kleidung.
Was für eine Art von Mann trug schwere Roben und ein Medaillon, das aussah, als hätte man es von irgendeinem Sportwagen abgerissen?
Noch während ihr die Gedanken ziellos durch den Sinn schössen, streckte das Wesen den Finger aus, um ihr damit über die Wange zu streichen. Abby würgte bei dem feuchtkalten Gefühl seiner Berührung und fragte sich verzweifelt, wo Dante war.
Er musste irgendwo in der Nähe sein, sagte sie sich selbst. Vielleicht plante er gerade jetzt ihre Rettung. Sie dachte keinen Moment lang daran, dass er verwundet sein könnte. Oder, Gott behüte, tot. Diese Gedanken hätten nur dazu geführt, dass sie völlig durchdrehte.
Stattdessen funkelte sie wütend den Mann an, der sie betrachtete, als sei sie ein Insekt unter einem Mikroskop. Eine passende Beschreibung, wenn man bedachte, dass sie so fest an den Pfahl gebunden worden war, dass sie kaum imstande war, auch nur mit den Augen zu zwinkern.
»Eine solche Macht«, säuselte er auf eine seltsam hypnotisierende Art. »Sie summt in ihr. Es scheint beinahe eine Schande, dass sie getötet wird.«
Getötet? Abby stöhnte durch den Lappen hindurch, der ihr in den Mund gestopft worden war. Sie hatte ja nicht angenommen, dass sie für eine Überraschungsge-burtstagsparty festgebunden war, aber getötet? Die verdammte Selena und diese verdammten Hexen. Sie war offensichtlich hier, um dem Fürsten wie ein Thanksgiving-Truthahn serviert zu werden.
Beeil dich, Dante, wünschte sie sich stumm. Lieber Gott, bitte beeil dich.
Plötzlich sah sie ein neues Gesicht. Es gehörte zu einer Frau, die nicht viel älter als Abby war. Sie hatte ein blasses, spitzes Gesicht und dunkle Haare. Vielleicht wäre sie attraktiv gewesen, wenn es das unnatürliche Glitzern in den braunen Augen nicht gegeben hätte.
»Die sieht überhaupt nicht so gefährlich aus«, spottete sie.
Der Mann warf ihr einen missbilligenden Blick zu.
»Weil du wie die meisten Menschen nur mit den Augen siehst, Kayla. Das ist eine Schwäche, vor der ich dich mehr als einmal gewarnt habe.«
»Das spielt kaum eine Rolle. Sehr bald schon wird sie tot sein.«
Abby gefiel der schnodderige Ton der Frau nicht. Ihre Worte klangen, als ginge es darum, den Müll hinauszubringen, statt darum, einen kaltblütigen Mord zu begehen. Ärger flammte in ihr auf, und sie fragte sich, ob sie dieses Miststück braten konnte, wie sie es mit diesen Zombies getan hatte.
»Ja, bald.« Der kahlköpfige Fremde warf dem lodernden Feuer einen Blick zu. »Die Beschwörung des dunklen Herrschers hat begonnen.«
»Soll ich nach Amil und dem Vampir rufen?«
Dante. Abby schloss kurz die Augen, als Erleichterung sie durchströmte. Er war in der Nähe. Und jeden Moment würde er durch die Tür stürmen, um einigen Leuten ordentlich in den Hintern zu treten.
Der Mann, der sich der Gefahr nicht bewusst war, trug ein eigenartiges Lächeln auf den Lippen.
»Jetzt noch nicht. Ich warte auf den geeigneten Augenblick, um meinen treuen Ministranten zu... belohnen.«
Etwas in der öligen Stimme weckte Abbys Aufmerksamkeit und sorgte dafür, dass sich die kleinen Haare in ihrem Nacken aufrichteten. Die junge Frau lächelte allerdings nur.
»Ihr habt mir Ehre erwiesen, indem Ihr nach meiner Anwesenheit verlangt habt.«
»Ich versichere dir, dass deine Anwesenheit unentbehrlich ist.«
In den dunklen Augen loderte ein hektisches Feuer. »Wir werden über alle Maßen gesegnet sein.«
»Ja, in der Tat.«
Auf der anderen Seite der Kammer war ein Geräusch zu hören, und Abby folgte ihm mit den Augen, um zwei dunkle Gestalten zu entdecken, die dort nahe der Wand standen. Sie waren von Kopf bis Fuß in schwere Roben gehüllt. Das war ohne Zweifel gut. Abby hoffte keinen Moment lang, dass es sich tatsächlich um Menschen handelte.
Die Frau schien nicht beeindruckter zu sein als Abby, als sie mit der Hand auf die stummen Zeugen deutete.
»Solltet Ihr diese... Nervensägen nicht wegschicken? Ihr möchtet sie doch sicher nicht in der Nähe haben, wenn Seine Lordschaft zurückkehrt?«
»Sie sind ebenfalls unentbehrlich.«
»Warum?«
»Das wirst du sehr bald herausfinden.«
Die Frau gab einen wütenden Laut von sich. »Ich hasse diese Warterei.«
»Der Geduld wohnt ihre eigene Belohnung inne.« Der Mann, der Abby immer noch prüfend betrachtete, schien sich anzuspannen, und er drehte den Kopf in Richtung der Türöffnung.
Die Frau runzelte die Stirn. »Was ist los,
Weitere Kostenlose Bücher